
PROFESSOR MAMLOCK: Schauspiel von Friedrich Wolf
Das Schicksal des jüdischen Arztes Dr. Mamlock
Hamburger Sprechwerk/Umbreit Entertainment mit Gustav Peter Wöhler, Maria Hartmann, Stephan Arweiler, Jasmin Buterfas, Joachim Liesert, Stella Wiemann, Christoph Plöhn, Holger Umbreit
Inszenierung Aron H. Matthiasson
1933. Der weltberühmte jüdische Arzt Professor Mamlock bemüht sich, seine Arbeit, seine Klinik, aber auch seine Familie von allen politischen Auseinandersetzungen fernzuhalten.
Aus Angst um das Erreichte, aus Blindheit gegenüber der Realität und im Vertrauen auf „das Gute“ im Menschen arbeitet Mamlock weiter unter den rassistischen Machthabern. Sein Sohn jedoch verliert das Vertrauen und geht in den kommunistischen Untergrund, seine Frau attestiert ihm dieselbe Sturheit, die er bei seinen GegnerInnen ausmacht, seine Tochter beginnt ihre ganz eigene Form der Rebellion gegen ihn. Mamlock scheitert.
Der Arzt und Schriftsteller Friedrich Wolf verfasste „Professor Mamlock“ kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, im Exil. 1961 wurde es von Konrad Wolf verfilmt, einem der wichtigsten und einflussreichsten Filmemacher der DDR, Namensgeber der Filmuniversität Babelsberg und Sohn Friedrich Wolfs.
Professor Hans Mamlock
Hitler wollte die Gleichschaltung aller Bereiche des öffentlichen Lebens durchsetzen. Dazu schrieb er in seinem Buch „Mein Kampf“, die nationalsozialistische Weltanschauung sei „unduldsam… und fordert gebieterisch ihre eigene, ausschließliche und restlose Anerkennung sowie die vollkommene Umstellung des gesamten öffentlichen Lebens nach ihren Anschauungen“. Das wurde nach 1933 auch in literarischer Hinsicht verwirklicht. Als erstes Zeichen dafür fand am 10. Mai eine öffentliche Verbrennung, inszeniert von Nationalsozialisten, durchgeführt von Studenten, zahlreicher Bücher statt. Kurz zuvor erschienen mehrere schwarze Listen in einer nationalsozialistischen Zeitung, bestehend aus einer Titelsammlung „verbrennungswürdiger“ Literatur. Vernichtet wurden letztendlich jüdische und marxistische Schriften, darunter Werke bekannter Autoren wie Lion Feuchtwanger, Sigmund Freud, Kurt Tucholsky und Arnold Zweig.
Einige Tage nach der Bücherverbrennung erschien im aktuellen Börsenblatt eine Liste mit 131 Schriftstellern, deren Texte sowohl aus Bibliotheken als auch aus Buchhandlungen verschwinden sollten. Diese Liste wurde ständig aktualisiert. Auch der jüdische Autor Alfred Döblin war in diesem Verzeichnis vermerkt.
Hinzu kam, dass jeder „Kulturschaffende“ der Reichskulturkammer angehören musste. Wer aufgenommen wurde, galt als gleichgeschaltet und ihm wurde es gestattet seine Werke zu veröffentlichen. Viele Autoren wurden allerdings verboten. Ihnen blieben nur zwei Möglichkeiten: Entweder die innere Emigration oder das Exil. Unter innerer Emigration versteht man alle die Autoren, die während der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland geblieben sind und die sich nicht auf die Seite der Nationalsozialisten schlugen. Exil hingegen bedeutet, dass die von Hitlers Verordnungen bedrohten Schriftsteller häufig ins Ausland flüchteten. Schätzungsweise entschieden sich ca. 1500 Künstler dazu.
Ab der Reichskristallnacht, am 9. November 1938, verschärfte sich die gesamte Situation noch einmal. Von nun an wurden auch bisher unbehelligt gebliebene Autoren, wie Günther Eich oder Peter Huchel, angegriffen.
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