Co­ro­na-Pro­test­be­we­gung: Über­wie­gend rechts­af­fi­ne Prä­gung durch For­schungs­ver­bund be­stä­tigt

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Bereits Anfang des Jahres lieferten die aktuellen Zahlen zur Politisch motivierten Kriminalität in Deutschland Belege für die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Radikalisierungsgeschehen. Besonders prägnant ist der sprunghafte Anstieg der Straftaten ohne eindeutig erkennbare ideologische Ausrichtung. Dieses diffuse, nicht ohne weiteres politisch links oder rechts zu verordnende Radikalisierungsgeschehen steht im Fokus des aktuellen Berichts des MOTRA-Forschungsverbunds.

In der Gesamtschau kristallisiert sich dabei ein zentraler Befund zum jüngeren Radikalisierungsgeschehen heraus: Zwar handelt es sich um eine insgesamt heterogene Corona-Protestbewegung, in der unterschiedliche weltanschauliche Milieus und auch ideologische Strömungen anzutreffen sind. Gleichwohl zeigt sich aus den verschiedenen empirisch-analytischen Perspektiven heraus betrachtet ein erkennbarer weltanschaulich-ideologischer Schwerpunkt, in dem vorrangig rechtsaffine, populistische bis extreme Einstellungen anzutreffen sind. Diese sind häufig verschwörungstheoretisch unterlegt und systemkritisch-demokratiedistant ausgerichtet. Kurzum: Die Corona-Protestbewegung ist politisch-weltanschaulich-ideologisch auffällig stärker rechts als links ausgerichtet, was offenbar ebenso für ein mit den Corona-Protesten assoziiertes Kriminalitätsgeschehen zu reklamieren ist.

Das im Rahmen des Programms der Bundesregierung „Forschung für die zivile Sicherheit“ durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie das Bundesministerium des Inneren und für Heimat geförderte Spitzenforschungscluster ‚Monitoringsystem und Transferplattform Radikalisierung‘ (MOTRA) ist ein Verbund ausgewiesener deutscher Forschungseinrichtungen. Es verfolgt einerseits das Ziel, das Radikalisierungsgeschehen in Deutschland zu beobachten („Monitoring“) und andererseits eine Austauschplattform zu etablieren, die einen direkten, wechselseitigen Wissenstransfer zwischen Wissenschaft, Politik und Praxis ermöglicht.

Der Jahresbericht „MOTRA-Monitor 2021“ präsentiert umfängliche Befunde zum jüngsten Radikalisierungsgeschehen in Deutschland, welche aus den unterschiedlichen Forschungsansätzen der Verbundpartner gewonnen wurden. Diese umfassen insbesondere

  • Untersuchungen zur Radikalisierung im Internet (Ludwig-Maximilians-Universität, München)
  • Die Erforschung demokratiedistanter, extremismusaffiner Einstellungen in der Bevölkerung (Universität Hamburg)
  • Die Beobachtung der deutschen Protestlandschaft (Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung)
  • Einschätzung von Expertinnen und Experten (Berghof Foundation Operations)
  • Untersuchungen zu Hass und Hetze gegenüber kommunalen Amtsträgerinnen und Amtsträgern sowie Untersuchungen zur Politisch motivierten Kriminalität in Deutschland (Bundeskriminalamt).

Der MOTRA-Monitor 2021 ist ab sofort über die Webseite des MOTRA-Verbundes zugänglich (www.motra.info/motra-monitor-2021). Eine Zusammenfassung der Erkenntnisse des MOTRA-Verbunds sowie viele weitere Beiträge aus der Radikalisierungsforschung und Präventionspraxis werden zudem auf der MOTRA-K #2022 am 1. und 2. September in Wiesbaden unter dem Schwerpunktthema „Radikalisierung im Schatten der Corona-Pandemie“ vorgestellt.