Trauer um Rabbiner Henry G. Brandt

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Der Zentralat der Juden in Deutschland hat mit tiefer Trauer auf die Nachricht des Todes von Rabbiner Henry G. Brandt reagiert. Rabbiner Brandt zählte zu den prägenden Persönlichkeiten im liberalen Judentum sowie im jüdisch-christlichen Dialog in Deutschland.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster erklärte: „Rabbiner Brandt hat über Jahrzehnte mit Klugheit und einem großen Wissen den jüdisch-christlichen Dialog geführt. Dabei ist es ihm gelungen, auch in schwierigen Phasen den Gesprächsfaden nie abreißen zu lassen. Beharrlich und ohne den eigenen Standpunkt zu verleugnen, hat er immer wieder Brücken zu den Kirchen geschlagen. Daneben ist aber auch seine Arbeit als Landes- und Gemeinderabbiner sowie als Vorsitzender der Allgemeinen Rabbinerkonferenz zu würdigen. Rabbiner Brandt war im besten Sinne Lehrer und Ratgeber. Er hinterlässt eine große Lücke. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie.“

Rabbiner Henry G. Brandt wurde 1927 als Heinz Georg Brandt in München geboren. 1939 gelang seiner Familie in letzter Minute die Flucht nach Großbritannien. Von dort gelangte Henry G. Brandt nach Palästina. Dort diente er ab 1947 in der jüdischen Untergrundorganisation Palmach, anschließend als Flottenoffizier in der entstehenden israelischen Marine. Nach Kriegsende studierte er Wirtschaftswissenschaften in Belfast. Nach kurzer Arbeit in der Automobilindustrie wandte sich Henry Brandt (nun als britischer Staatsbürger) dem Rabbinatsstudium am Leo Baeck College zu, das er 1966 abschloss. Es folgten Rabbinatsstellen in Leeds, Genf, Zürich und Göteborg (Stadtrabbiner). 1983 kehrte er als Landesrabbiner von Niedersachsen nach Deutschland zurück. 1995 bis 2005  war er Landesrabbiner von Westfalen-Lippe. Von 2004 bis 2019 war Rabbiner Brandt Vorsitzender der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschlands. Zuletzt war er Gemeinderabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Schwaben-Augsburg. Von 1985 bis 2016 war er Jüdischer Präsident des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Rabbiner Brandt war verheiratet und hatte vier Kinder sowie sieben Enkel.

Foto: Imago/EPD