Ein schwerer antisemitischer Terroranschlag hat am Sonntagabend die jüdische Gemeinschaft Australiens und weit darüber hinaus erschüttert. Während einer öffentlichen Chanukka-Feier am Bondi Beach in Sydney wurden mindestens 15 Menschen erschossen. Dutzende weitere wurden verletzt, einige von ihnen lebensgefährlich.
Die Feier fand anlässlich der ersten Chanukka-Nacht auf einem Strandspielplatz statt und wurde von Chabad of Bondi organisiert. Unter den Todesopfern befinden sich Rabbiner Eli Schlanger, seit 18 Jahren Gesandter der Chabad-Bewegung in der Region, ein Holocaust-Überlebender, ein jüdischer Einwanderer aus Frankreich sowie mindestens ein Kind.
Australiens Premierminister Anthony Albanese sprach in einer Videobotschaft von einem „Akt des bösen antisemitischen Terrorismus, der das Herz unserer Nation getroffen hat“.
Der Anschlag ereignete sich gegen 18.30 Uhr Ortszeit. Zunächst war von elf Todesopfern die Rede, am frühen Montagmorgen bestätigten die Behörden, dass die Zahl auf 15 gestiegen ist. Einer der Täter wurde von der Polizei erschossen, ein weiterer festgenommen. In dem Fahrzeug des getöteten Angreifers fanden Ermittler einen Sprengsatz.
Besonders hervorgehoben wurde der mutige Einsatz eines unbewaffneten Zivilisten, der einen der Täter überwältigte und entwaffnete, während ein zweiter Schütze weiter das Feuer eröffnete. Videoaufnahmen zeigen, wie zwei Männer von einer Fußgängerbrücke aus auf die Menge schossen. Mehr als 1.000 Menschen hatten an der Veranstaltung teilgenommen.
Die Chanukka-Feier war öffentlich beworben worden und bot Live-Unterhaltung, Essensstände, Spiele für Kinder und als Höhepunkt eine große öffentliche Menora-Zeremonie. Mitveranstalter waren neben Chabad für Israelis auch eine lokale Synagoge sowie der Waverley Council, die zuständige Kommunalverwaltung.
Der Anschlag gilt als einer der tödlichsten Angriffe auf ein jüdisches Ziel außerhalb Israels seit Jahrzehnten. Er ereignet sich vor dem Hintergrund eines massiven Anstiegs antisemitischer Vorfälle in Australien seit Beginn des Gaza-Krieges zwischen Israel und der Hamas. In den vergangenen Monaten kam es zu Demonstrationen mit offen antisemitischer Rhetorik sowie zu Brandanschlägen, für die australische Behörden unter anderem ausländische Einflussnahme vermuten.
Chabad ist weltweit für seine öffentlichen Menora-Zeremonien bekannt. Nach Angaben der Bewegung wurden im vergangenen Jahr rund 15.000 öffentliche Menorot aufgestellt. Zwar kam es in der Vergangenheit vereinzelt zu Vandalismus, doch dies ist der erste bekannte tödliche Anschlag auf eine öffentliche Menora-Feier.
Rabbiner Schlanger hatte erst kürzlich eine Gedenkveranstaltung für ermordete Chabad-Gesandte organisiert, darunter jene, die 2008 beim Terroranschlag auf das Chabad-Zentrum in Mumbai ums Leben kamen. Vor zwei Monaten teilte er in den sozialen Medien die Freude darüber, dass er und seine Frau einen Sohn bekommen hatten.
Die jüdische Gemeinschaft trauert um die Opfer und steht unter Schock. Zugleich mehren sich die Stimmen, die einen besseren Schutz jüdischen Lebens und ein entschiedenes Vorgehen gegen Antisemitismus fordern – in Australien und weltweit.






