Am frühen Abend des 8. Dezember 2025 füllt sich das Zentrum der Jüdischen Union in Hamburg-Nord mit Stimmen, die zunächst vorsichtig, dann zunehmend warm klingen. Die Delegation der SCHURA Hamburg trifft ein – Vorsitzender Fatih Yildiz, Gründungsmitglied Imam Zulhajrat Fejzulahi, der Hauptimam der Zentralmoschee, Ercan Yüksekkaya, sowie weitere Vertreterinnen und Vertreter muslimischer Gemeinden. Man begrüßt sich respektvoll, mit ernstem Blick – und ehrlichem Lächeln.
Der Rahmen mag offiziell sein. Die Stimmung ist es nicht. Etwas Echtes entsteht: ein Raum für Begegnung, der nicht geplant aussieht, sondern sich natürlich öffnet.
Ein Ort, der Dialog atmet
Seit ihrer Gründung versteht sich die Jüdische Union als aktiver Förderer des Austausches – mit einer klaren Haltung, einem selbstbewussten Profil und einer ausgesprochen jüdischen Stimme. Wer an diesem Abend ins Zentrum tritt, merkt: Das ist kein Ort, an dem Dialog nur angekündigt wird. Er wird gelebt.
Zwischen Gastgeberinnen und Gästen spannt sich rasch ein Faden aus Respekt, Neugier und dem Willen, einander wirklich zuzuhören. Es ist ein Faden, der selten laut wird, aber stark genug ist, um zu tragen.
Auch die SCHURA Hamburg bringt eine eigene, ebenso deutliche Identität mit: Muslimische Gemeinden, ihre Führungspersönlichkeiten und ihre Perspektiven prägen die religiöse Landschaft Hamburgs. Dass beide Seiten selbstbewusst, eigenständig und gleichzeitig offen in das Gespräch gehen – das macht diesen Abend besonders.
„Wir begegnen uns als wir selbst – und genau darin liegt die Stärke.“
So könnte man das unausgesprochene Motto des Treffens zusammenfassen.
Im Gespräch über aktuelle Entwicklungen in Hamburg zeigt sich schnell, wie unmittelbar die Themen beider Gemeinschaften ineinandergreifen: Fragen von Sicherheit, Sichtbarkeit, gesellschaftlicher Verantwortung und dem täglichen Ringen um demokratische Kultur.
Die Jüdische Union stellt die „Denkfabrik Schalom Aleikum“ des Zentralrats der Juden in Deutschland vor, ein Projekt, das jüdische und muslimische Perspektiven zusammenführt. Zudem erhält die Delegation das Buch „[Dis]like – Soziale Medien zwischen Zusammenhalt und Polarisierung“. Die Publikation wird interessiert geblättert, einige Sätze sofort diskutiert. Man spürt: Die Themen sind nicht theoretisch – sie berühren Lebensrealitäten beider Gemeinschaften.
In diesen Momenten wird deutlich: Jüdisch-muslimischer Dialog ist kein Ritual, kein symbolischer Fototermin, sondern ein demokratischer Lernprozess. Einer, der Mut fordert. Und Klarheit. Und die Bereitschaft, das Gemeinsame nicht als Selbstverständlichkeit, sondern als Aufgabe zu begreifen.
Ein Abend, der nachwirkt
Als die Gäste sich verabschieden, ist es längst dunkel draußen. Doch im Inneren bleibt etwas zurück: das Gefühl, dass dieser Austausch nicht bloß ein Termin im Kalender war, sondern ein Schritt in einer Entwicklung, die nur gemeinsam gelingen kann.
Der Dank der Jüdischen Union gilt den Besucherinnen und Besuchern der SCHURA – für ihre Zeit, ihre Offenheit und ihre Haltung. Ebenso gilt er den vielen Ehrenamtlichen, die mit ihrem Einsatz jene Strukturen schaffen, durch die echte Begegnung überhaupt erst möglich wird.
Vielleicht ist dies die stillste Erkenntnis des Abends:
Vertrauen wächst nicht in großen Gesten. Es wächst im Dialog – beharrlich, respektvoll, ehrlich.








