Statement Dr. Josef Schuster Bundestagsdebatte zur Neuregelung der Suizidhilfe

PRÄSIDENT DES ZENTRALRATS DER JUDEN IN DEUTSCHLAND IST DR. JOSEF SCHUSTER Foto: Thomas Lohnes fuer Zentralrat der Juden
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„Dass eine gesetzliche Neuregelung des assistierten Suizids ausgeblieben ist und nun eine gesetzliche Leerstelle droht, ist sicher kein gutes Ergebnis. Die ethischen Herausforderungen eines assistierten Suizids wurden anscheinend nicht ausreichend genug geklärt. Auch wenn sich im Judentum das Bild des Suizids mit den Erkenntnissen psychischer Erkrankungen gewandelt hat, ist der assistierte Suizid eine andere Kategorie. Ich lehne ihn bei Ausschöpfung palliativer Maßnahmen nicht kategorisch ab, doch der Gedanke daran fällt mir schwer. Es braucht hohe Hürden und ein Werbeverbot. Ein gewerbsmäßiger assistierter Suizid hätte aus meiner Sicht verheerende Folgen für unsere Gesellschaft. Ich befürchte, viele sind sich der psychischen Auswirkungen auf alte und kranke Menschen nicht bewusst. Die ausgebliebene gesetzliche Neuregelung erfordert nun eine gesamtgesellschaftliche Auseinandersetzung, bei der verstärkt auch die Religionsgemeinschaften gefordert sind und eingebunden werden müssen. Eine säkulare Gesellschaft kann sich natürlich ihre Regeln ohne eine Einbindung religiöser Gruppen geben. Gerade in solch ethischen Fragen ist diese Einbindung aber geboten und scheint notwendiger denn je.“

 

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