Elisabeth von Bayern – Die Königin, die jüdische Kinder rettete

Schwarz weiss Bild von Elisabeth von Belgien
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In den dunkelsten Jahren Europas, als Belgien von der deutschen Besatzungsmacht unterjocht war, ragte eine Frau heraus, die mit Mut, Mitgefühl und moralischer Klarheit handelte: Elisabeth von Bayern (1876–1965), Königin der Belgierinnen. Während viele schwiegen oder wegsahen, setzte sie ihre Stellung ein, um jüdische Leben zu retten – darunter zahlreiche Kinder.

Eine Königin mit Gewissen

Geboren in Bayern und durch ihre Heirat mit König Albert I. zur Königin von Belgien geworden, stand Elisabeth im Zweiten Weltkrieg als Königinmutter unter Hausarrest in Brüssel. Ihre deutsche Herkunft hätte sie zu einer stillen Beobachterin der Besatzung machen können. Stattdessen nutzte sie genau diesen Hintergrund, um Türen zu öffnen, Einfluss zu nehmen – und Leben zu bewahren.

Rettung durch Mut und Diplomatie

Schon 1942 empfing Elisabeth Vertreter der jüdischen Gemeinde in ihrem Palais, direkt gegenüber dem deutschen Hauptquartier. Sie versprach, „alles in ihrer Macht Stehende“ zu tun, um Deportationen zu verhindern. Tatsächlich wandte sie sich über persönliche Kontakte an das italienische Königshaus und sogar an das Internationale Rote Kreuz, um Schutz für belgische Juden zu erwirken.

Ihre Interventionen führten zu erstaunlichen Erfolgen:

  • Das Waisenhaus von Wezembeek: Als dort jüdische Kinder festgenommen wurden, setzte sich Elisabeth für ihre Freilassung ein – die Kinder kamen frei.

  • Das Sammellager Mechelen: Rund 300 inhaftierte Juden wurden nach ihrem Eingreifen entlassen.

  • Das Krankenhaus von Borgerhout: Ihr Besuch dort 1943 rettete etwa 80 jüdische Patienten vor der Deportation.

Schutz für die Schwächsten

Besonders jüdische Kinder lagen Elisabeth am Herzen. Während die deutschen Besatzer jüdische Kinder systematisch verfolgten, bot die Königin einen seltenen Schutz. In einer Zeit, in der allein ein jüdischer Name tödlich sein konnte, gelang es ihr, die Unschuldigen vor den Zügen nach Auschwitz zu bewahren.

Gerechte unter den Völkern

Für diese Taten wurde Elisabeth 1965 – kurz vor ihrem Tod – von Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“geehrt. Sie gehört damit zu den ganz wenigen Frauen aus europäischen Königshäusern, denen diese Auszeichnung verliehen wurde.

Ein Vermächtnis der Hoffnung

Elisabeth von Bayern zeigte, dass selbst in Zeiten der Finsternis Menschen durch Haltung und Menschlichkeit Licht spenden können. Für die Überlebenden und deren Familien blieb ihr Name ein Symbol des Widerstands gegen Entmenschlichung und Hass.

Heute, in einer Zeit, in der Antisemitismus in Europa wieder sichtbar wird, erinnert uns Elisabeths Vermächtnis daran, dass Mut und Mitgefühl mehr verändern können als Macht und Angst.

Eine Königin, die mehr war als eine Monarchin: Sie war eine Retterin.

Copyright Photo: By Unknown author – Photo from the Swedish book Kronprinsessan Astrid (Stockholm, 1926)., Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=869126