Die Glocken des Petersdoms läuteten schwer und langsam, als am frühen Morgen die Nachricht die Welt erreichte: Papst Franziskus ist tot. Der 88-jährige Pontifex verstarb friedlich im Vatikan, umgeben von seinen engsten Vertrauten und Geistlichen, wie der Heilige Stuhl in einer offiziellen Mitteilung bekanntgab. Eine Ära geht zu Ende – und mit ihr das Pontifikat eines Mannes, der das Papstamt wie kein anderer vor ihm verändert hat.
Ein Papst des Volkes
Geboren als Jorge Mario Bergoglio am 17. Dezember 1936 in Buenos Aires, war Franziskus der erste Papst aus Lateinamerika – und der erste Jesuit auf dem Stuhl Petri. Von Anfang an durchbrach er Protokolle, verzichtete auf Prunk und bestand darauf, in einem Gästehaus zu wohnen statt im päpstlichen Palast. Er küsste die Füße von Gefangenen, umarmte Obdachlose und forderte eine „Kirche der Armen für die Armen“.
Sein Pontifikat, das 2013 mit dem Rücktritt seines Vorgängers Benedikt XVI. begann, war geprägt von Reformwillen, Empathie und einer tiefen Sorge um soziale Gerechtigkeit. Er sprach über Migration, den Klimawandel, die Ausgrenzung von Minderheiten – Themen, die bis dahin selten so deutlich im Zentrum kirchlicher Verkündung standen.
Der Papst in einer zerrissenen Welt
Franziskus war ein Papst des Dialogs – auch und besonders in Zeiten des Krieges. Als 2023 die Gewalt zwischen Israel und der Hamas in Gaza erneut eskalierte, äußerte sich der Papst mehrfach mit klaren Worten: „Krieg ist immer eine Niederlage – für alle.“ In seinen Ansprachen rief er wiederholt zu einem sofortigen Waffenstillstand, zur Freilassung von Geiseln und zur Achtung des Völkerrechts auf beiden Seiten auf.
Er verurteilte jede Form von Terror, äußerte sich aber zugleich mit großer Sorge über die humanitäre Katastrophe in Gaza. In einer seiner eindringlichsten Botschaften sagte er: „Die Spirale aus Hass und Gewalt wird nie Frieden bringen. Nur durch Gerechtigkeit, durch Zuhören, durch Mitgefühl können wir den Teufelskreis durchbrechen.“
Seine Haltung war für viele ein Lichtblick – und für manche unbequem, besonders jene, die in ihm eine zu „politische“ Stimme sahen. Doch Franziskus betrachtete Neutralität im Angesicht von Leid nie als Option.
Ein Reformer mit Gegenwind
Der Kampf gegen Missbrauch, die Reform der Kurie, der Synodale Weg – Franziskus wollte die katholische Kirche in die Gegenwart führen. Dabei scheute er weder vor institutionellen noch kulturellen Konflikten zurück. Seine vorsichtige Öffnung gegenüber homosexuellen Paaren, seine Aufrufe zu mehr Mitbestimmung von Frauen und sein behutsames Hinterfragen des Pflichtzölibats machten ihn für viele zum Hoffnungsträger – und für andere zum Reizthema.
Widerstand kam insbesondere aus konservativen Reihen, vor allem in Europa und den USA. Doch Franziskus ließ sich davon nie öffentlich beirren. Er blieb ein Mann der leisen, aber entschlossenen Töne.
Ein Abschied mit Wirkung
Mit seinem Tod verliert die katholische Kirche einen Papst, der die Herzen vieler Menschen erreichte – auch außerhalb der eigenen Reihen. Die Trauer um ihn ist weltweit spürbar. Staatsoberhäupter und Religionsführer bekunden Anteilnahme, Tausende strömen auf den Petersplatz, um Abschied zu nehmen.
Der Vatikan hat angekündigt, dass der Leichnam des Papstes ab kommendem Mittwoch im Petersdom aufgebahrt wird. Die feierlichen Exequien, geleitet vom Kardinaldekan Giovanni Battista Re, sollen am kommenden Samstag stattfinden. Der Papst wird – seinem Wunsch entsprechend – schlicht beigesetzt, ohne goldene Mitra, ohne päpstlichen Prunk.
Ein historischer Blick zurück
Mit Franziskus endet das 266. Pontifikat in der fast 2.000-jährigen Geschichte der katholischen Kirche. Seit dem Apostel Petrus haben unzählige Päpste die Weltkirche geprägt – viele davon aus Europa, besonders aus Italien. Franziskus war ein Bruch mit dieser Tradition: ein Sohn italienischer Einwanderer, geprägt vom südamerikanischen Alltag, von Armut, Militärdiktatur und geistlicher Tiefenschärfe.
Seine Wahl war ein Signal – seine Amtsführung eine stille Revolution. Franziskus hat das Papsttum entmystifiziert und es zugleich mit neuer spiritueller Autorität gefüllt.
Was bleibt
Franziskus hinterlässt eine Kirche im Umbruch – und eine Welt, in der seine Botschaften nachhallen werden. Sein Plädoyer für Menschlichkeit, sein Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit, seine klare Ablehnung von Machtmissbrauch und geistlicher Arroganz – all das hat Spuren hinterlassen.
Er war ein Papst, der Fragen stellte, wo andere antworteten. Ein Hirte, der zuhören konnte. Ein Mensch, der das Menschliche in den Mittelpunkt stellte.
Möge er in Frieden ruhen – der Papst, der den Namen des Heiligen Franz von Assisi trug und der versuchte, in seinem Geist die Welt ein wenig heller zu machen.