Sabotage und Spionage – diese Begriffe klingen für viele nach düsteren Kapiteln des Kalten Krieges. Doch die Realität zeigt: Sie sind aktueller denn je. Deutsche Sicherheitsbehörden schlagen Alarm, denn die Anwerbeversuche fremder Geheimdienste haben eine neue Bühne gefunden – die Sozialen Medien.
Zunehmende Aktivitäten russischer Dienste
Nach Angaben des Bundeskriminalamts (BKA), des Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV), des Militärischen Abschirmdienstes (BAMAD) und des Bundesnachrichtendienstes (BND) registrieren die Behörden eine deutliche Zunahme von Spionage- und Sabotageversuchen in Deutschland und anderen europäischen Staaten. Im Fokus stehen vor allem russische Nachrichtendienste, die über direkte Kontakte oder über Mittelsmänner versuchen, Menschen online für verdeckte Operationen zu rekrutieren.
„Low-Level-Agenten“ ohne Ausbildung
Die angeworbenen Personen erhalten in der Regel keine nachrichtendienstliche Schulung. Stattdessen sollen sie einzelne Taten ausführen – Brandstiftungen, Drohnenüberflüge, heimliches Fotografieren oder Sachbeschädigungen. Oft geschieht dies für geringe Bezahlung, manchmal sogar ohne Wissen darüber, wer tatsächlich hinter dem Auftrag steckt. Die Behörden sprechen in diesem Zusammenhang von „Low-Level-Agenten“ oder „Wegwerf-Agenten“.
Das Risiko für die Betroffenen ist enorm: Wer sich auf solche Aktivitäten einlässt, macht sich strafbar und kann wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit oder Sabotage mit bis zu zehn Jahren Freiheitsstrafe verurteilt werden.
Kritische Infrastruktur im Visier
Aktuell bearbeiten Polizei und Nachrichtendienste mehrere Verdachtsfälle. Besonders im Fokus der Angriffe: kritische Infrastrukturen wie Energieversorgung, Transport und Verkehr, Logistik, IT- und Kommunikationssysteme sowie militärische Einrichtungen und die Rüstungsindustrie.
Neue Kampagne der Sicherheitsbehörden
Um die Öffentlichkeit für diese Gefahr zu sensibilisieren, haben BKA, BfV, BAMAD und BND die Aufklärungskampagne „Kein Wegwerf-Agent werden!“ gestartet. Ziel ist es, Social-Media-Nutzerinnen und -Nutzer dafür zu sensibilisieren, verdächtige Kontaktaufnahmen zu erkennen und nicht auf dubiose Angebote einzugehen. Stattdessen sollten entsprechende Anwerbeversuche direkt den Sicherheitsbehörden gemeldet werden.
Weitere Informationen zur Kampagne und zu Meldewegen finden Interessierte auf der Webseite des Bundesamts für Verfassungsschutz.