Kennen Sie eigentlich: Pater Bernhard Lichtenberg – Ein katholischer Märtyrer an der Seite der Juden

Foto schwarz weiß von Pater Bernhard Lichtenberg
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Wenn wir über Menschen sprechen, die in den dunkelsten Jahren der deutschen Geschichte Menschlichkeit, Mut und Glauben bewahrten, fällt unweigerlich der Name Bernhard Lichtenberg. Der katholische Priester aus Berlin wurde zu einer Symbolfigur des Widerstands – nicht mit Waffen oder politischen Programmen, sondern mit dem unbeirrbaren Bekenntnis zu Menschenwürde, Nächstenliebe und Solidarität.

Ein Leben für die Schwachen

Geboren 1875 in Ohlau (Schlesien), trat Lichtenberg früh in den Dienst der Kirche. Als Dompropst von St. Hedwig in Berlin wurde er zu einer bekannten Stimme im geistlichen Leben der Hauptstadt. Doch seine wahre Bedeutung zeigte sich in den 1930er- und 1940er-Jahren, als das nationalsozialistische Regime die Entrechtung, Verfolgung und Deportation der jüdischen Bevölkerung systematisch vorantrieb.

Während viele schwiegen, erhob Lichtenberg seine Stimme. Von der Kanzel der St.-Hedwigs-Kathedrale sprach er öffentlich für die verfolgten Juden und betete regelmäßig für sie – eine Tat, die damals lebensgefährlich war. Seine Predigten waren klar, unmissverständlich und zutiefst christlich: Wer die Juden angreift, greift Gottes Volk an.

Mut im Angesicht der Gefahr

Als 1938 die Synagogen brannten und die sogenannte „Reichspogromnacht“ den Beginn der offenen Gewalt markierte, hielt Lichtenberg eine Fürbitte, die legendär wurde: „Was gestern geschah, wissen wir; was morgen geschehen wird, wissen wir nicht. Aber was heute geschehen ist, das haben wir erlebt: Draußen brennt der Tempel. Auch er ist ein Haus Gottes.“

Diese Worte – gesprochen in einer Zeit, in der schon ein falsches Wort Haft oder Schlimmeres bedeuten konnte – zeigen, warum er bis heute verehrt wird. Er protestierte nicht nur mit Worten, sondern handelte auch. Lichtenberg setzte sich für Juden ein, die Hilfe suchten, schrieb Eingaben an Behörden und besuchte Gefangene.

Verfolgung und Tod

1941 wurde er von der Gestapo verhaftet. Der Vorwurf: „Kanzelmissbrauch“ und „Widerstand gegen den Staat“. In Wirklichkeit war es seine Menschlichkeit, die die Nazis nicht dulden konnten. Lichtenberg wurde zu Gefängnis verurteilt. Als er 1943 in das KZ Dachau überstellt werden sollte, starb er unterwegs an den Strapazen.

Ein Erbe der Versöhnung

Heute gilt Pater Bernhard Lichtenberg als Seliger der katholischen Kirche. Aber auch aus jüdischer Perspektive ist er eine bemerkenswerte Gestalt. In einer Zeit, in der so viele Christen schwiegen oder wegsahen, blieb er seiner Gewissensstimme treu und stellte sich an die Seite der Verfolgten.

Lichtenberg erinnert uns daran, dass echte Solidarität keine religiösen oder konfessionellen Grenzen kennt. Sein Handeln zeigt, dass die Brücke zwischen Christen und Juden auch in Zeiten des Hasses Bestand haben kann.

Sein Leben ist ein Vermächtnis: Die Stimme zu erheben, wenn andere zum Schweigen gebracht werden. Nicht erst zu handeln, wenn es sicher ist, sondern dann, wenn es zählt.

Copyright Foto : Von T. E. Ryen – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=96907346