Wir trauern um den Holocaust-Überlebenden Henry Wuga

Jüdische Persönlichkeiten
Lesezeit: 3 Minuten

Henry Wuga, der 1938 mit dem historischen Kindertransport aus Deutschland nach Schottland floh, hatte erst kürzlich seinen 100ten Geburtstag. 

Der 1924 in Nürnberg geborene Henry musste mit 14 Jahren die Schule in Deutschland verlassen und begann danach eine Lehre als Koch in der koscheren Küche des Hotels Tannhäuser in Baden-Baden.
Im Mai 1938 konnte er mit dem Kindertransport nach Schottland fliehen, wo er nach Kriegsbeginn als „enemy alien“ interniert wurde.

Nach zehn Monaten auf der Isle of Man wurde Henry Wuga im Frühjahr 1941 entlassen. Zurück in Glasgow besuchte er den Refugee Club, wo er im Alter von 18 Jahren seine spätere Frau und ebenfalls mit dem Kindertransport geflohene Ingrid Wolff kennenlernte.

Gemeinsam führten sie 30 Jahre lang ein Catering-Unternehmen, und Ingrid wurde 2019 für ihre Verdienste um die Holocaust-Erziehung mit dem BEM-Preis ausgezeichnet. Sie starb im Jahr 2020 im Alter von 96 Jahren.
Michael Newman, Vorstandsvorsitzender der Association of Jewish Refugees (AJR), sagte: „Die AJR ist zutiefst betrübt über das Ableben des AJR-Urgesteins Henry Wuga und sendet seiner Familie unser tief empfundenes Beileid. Henry, der vor kurzem seinen 100. Geburtstag feierte, war ein sehr beliebtes Mitglied, das mit dem Kindertransport nach Großbritannien kam und später eine herausragende Karriere im Gaststättengewerbe machte und ein Leuchtturm in seiner Gemeinde in Glasgow wurde.

„Wir sind dankbar, dass wir die Gelegenheit hatten, Henrys Zeugnis als Teil unseres Refugee Voices-Archivs festzuhalten. Die Aufzeichnung von Erlebnissen wie dem von Henry trägt dazu bei, die Aufzeichnungen über den Holocaust zu bewahren, und ermöglicht es uns allen, etwas über sein bemerkenswertes Leben und den Beitrag zu erfahren, den er in seiner Wahlheimat geleistet hat. Wir werden ihn sehr vermissen und fühlen uns geehrt, dass wir seine Geschichte im Rahmen unserer Arbeit weiter erzählen können“.

Die Abgeordnete Kirsten Oswald, East Renfrewshire, sagte: „Ich bin zutiefst betrübt über den Tod von Henry Wuga. Henry war ein wirklich bemerkenswerter Mann und sein Verlust wird von all jenen empfunden werden, die das Glück hatten, ihm zu begegnen. Zusammen mit seiner geliebten Frau Ingrid sorgte Henry dafür, dass sich Generationen junger Menschen in Schottland, Großbritannien und der ganzen Welt der Schrecken des Holocausts und der Gefahren des Hasses bewusst wurden. Seine Arbeit zur Aufklärung über den Holocaust war bemerkenswert und sehr einflussreich. Meine Gedanken sind bei Henrys Familie und Freunden. Möge sein Andenken ein Segen sein.“

Karen Pollock, Geschäftsführerin des Holocaust Educational Trust, sagte: „Ich bin zutiefst betrübt über den Tod meines lieben Freundes Henry Wuga MBE.

„Henry kam 1939 mit dem Kindertransport aus Deutschland nach Großbritannien, um den Schrecken der Kristallnacht und dem zunehmenden Antisemitismus zu entkommen. Gemeinsam mit seiner geliebten Frau Ingrid – die ebenfalls mit dem Kindertransport nach Großbritannien gekommen war – widmeten sie sich der Aufgabe, ihre Zeugnisse mit Schülern in Schottland und Großbritannien zu teilen. Henry war ein warmherziger und sanfter Mann, der eine inspirierende und wichtige Botschaft zu vermitteln hatte. Er war so liebenswürdig und ich war so stolz und glücklich, dass ich erst letzten Monat seinen 100sten Geburtstag feiern konnte. Meine Gedanken sind bei seinen beiden unglaublichen Töchtern, seinen Enkeln und Urenkeln. Wir werden ihn sehr vermissen und sind dankbar für seine jahrzehntelange Freundschaft und Unterstützung.“

Henry wurde 1999 mit dem MBE für seine Verdienste um die „The Limbless British Ex-Servicemen’s Association“ ausgezeichnet. Das Paar hatte zwei Töchter, vier Enkel und zwei Urenkel.