Sydney. Nach dem tödlichen Schusswaffenangriff auf eine Chanukka-Feier am Bondi Beach in Australien haben Behörden und Medien weitere Details zu den Opfern veröffentlicht. Bei dem Angriff am Sonntag kamen mindestens 15 Menschen ums Leben. Viele von ihnen hatten sich anlässlich des ersten Tages des jüdischen Lichterfests Chanukka versammelt.
Unter den Toten befinden sich nach Angaben australischer Behörden unter anderem zwei Rabbiner, ein Holocaust-Überlebender sowie ein zehnjähriges Mädchen. Die Ermittlungen dauern an, weitere Identifizierungen sind möglich.
Ein zehnjähriges Kind unter den Opfern
Zu den jüngsten Opfern gehört ein zehnjähriges Mädchen namens Matilda, wie Angehörige gegenüber lokalen Medien bestätigten. Eine ehemalige Lehrerin, die eine Spendenkampagne für die Mutter des Kindes initiierte, beschrieb Matilda als „lebensfrohes, energiegeladenes und außergewöhnlich warmherziges Kind“.
Auch die russische Schule „Harmony“ in Sydney bestätigte, dass Matilda dort Schülerin gewesen war. In einer Mitteilung hieß es, man trauere zutiefst um ein Kind, das nach schweren Schussverletzungen im Krankenhaus verstorben sei. Die Schwester des Mädchens, die sich ebenfalls am Tatort befand, überlebte den Angriff. Eine Tante sagte dem australischen Sender ABC News, die beiden Schwestern seien unzertrennlich gewesen.
Rabbiner unter den Todesopfern
Bei dem Anschlag wurden auch zwei Rabbiner getötet. Rabbiner Eli Schlanger (41), in der Gemeinde als „Rabbiner von Bondi“ bekannt, gehörte zu den Hauptorganisatoren der Chanukka-Veranstaltung. Er leitete eine lokale Chabad-Einrichtung, die Teil der internationalen chassidischen Bewegung mit Sitz in New York ist. Schlanger hinterlässt seine Ehefrau und fünf Kinder, das jüngste davon erst wenige Monate alt.
Ein Verwandter bestätigte seinen Tod in sozialen Netzwerken und würdigte ihn als außergewöhnlich engagierten Gemeinderabbiner. Vertreter jüdischer Organisationen beschrieben ihn als zutiefst menschlich, hilfsbereit und fest im Gemeindeleben verankert.
Ebenfalls getötet wurde Rabbiner Yaakov Levitan, der als Koordinator für Chabad-Aktivitäten in Sydney tätig war. Darüber hinaus war er Sekretär des jüdischen Religionsgerichts (Bet Din) in Sydney und engagierte sich in einer Bildungseinrichtung für jüdisches Lernen.
Holocaust-Überlebender stirbt beim Schutz seiner Ehefrau
Zu den Opfern zählt auch Alexander Kleytman, ein Holocaust-Überlebender, der aus der Ukraine nach Australien emigriert war. Seine Ehefrau Larisa berichtete Journalisten, ihr Mann habe versucht, sie während der Schüsse mit seinem Körper zu schützen. Er starb noch am Tatort.
Die Chabad-Organisation erklärte, Kleytman habe neben seiner Frau zwei Kinder und elf Enkel hinterlassen. Das Ehepaar hatte in der Vergangenheit über seine Erlebnisse während des Holocaust berichtet. Beide hatten als Kinder Verfolgung, Flucht und schwere Traumata erlebt.
Internationale Reaktionen
Der französische Außenminister bestätigte, dass unter den Toten auch der französische Staatsbürger Dan Elkayam ist. Elkayam arbeitete als IT-Analyst und war erst im vergangenen Jahr nach Australien gezogen. In seiner Freizeit spielte er Fußball in einem Verein im Westen Sydneys, der ihn als engagiertes und beliebtes Teammitglied würdigte.
Weitere Opfer aus dem Gemeindeleben
Ebenfalls ums Leben kamen:
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Peter Meagher, ein ehemaliger Polizeibeamter, der als freier Fotograf bei der Chanukka-Feier arbeitete. Er galt als prägende Persönlichkeit eines Rugby-Clubs in Sydney, dem er über Jahrzehnte ehrenamtlich verbunden war.
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Reuven Morrison, der in den 1970er-Jahren aus der ehemaligen Sowjetunion nach Australien eingewandert war. Er hatte in einem früheren Interview erklärt, Australien als sicheren Ort für jüdisches Leben wahrgenommen zu haben.
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Tibor Weitzen (78), der mit seiner Familie an der Feier teilnahm und laut Angehörigen versuchte, andere zu schützen.
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Marika Pogany (82), eine in der jüdischen Gemeinschaft bekannte Ehrenamtliche. Der slowakische Präsident bestätigte, dass es sich um eine slowakische Staatsbürgerin handelte.
Ermittlungen dauern an
Die australischen Sicherheitsbehörden haben Ermittlungen zu Tathergang und Motiv aufgenommen. Offizielle Stellen äußerten sich bislang nicht abschließend zur Einordnung der Tat. Vertreter der jüdischen Gemeinschaft in Australien zeigten sich tief erschüttert und riefen zu Besonnenheit und Solidarität auf.
Die Namen weiterer Opfer könnten in den kommenden Tagen bekanntgegeben werden, sobald die Identifizierungen abgeschlossen sind.








