Erstes Abi an der Joseph-Carlebach-Schule in Hamburg seit 1942

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Die Talmud Tora Schule wurde im Jahr 1911 am Grindelhof 30 gebaut und eingeweiht. Sie diente bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten 1942 als jüdische Schule in Hamburg.

Nach dem Krieg kaufte die Stadt Hamburg  das Gebäude und nutzte es im Laufe der Jahre für verschiedene Zwecke. Unter anderem für die Fachhochschule Hamburg – Fachbereich Bibliothekswesen. 2004 wurde es an die Jüdische Gemeinde Hamburg zurückgegeben.

Das Gebäude wurde saniert und der Jüdischen Gemeinde Hamburg übergeben, die dort am 10. Juni 2007 einzog.

 

Das Relief von Rabbiner Joseph Carlebachs (1883-1942) | Foto: © Armin Levy

 

Seit August 2007 läuft dort nach 68 Jahren auch wieder der reguläre Schulbetrieb. Die Joseph-Carlebach-Schule  wurde nach Joseph Carlebach, dem letzten Oberrabbiner Hamburgs, benannt. Sie umfasst eine Vorschule, eine jahrgangsübergreifende Grundschule und seit 2011 auch eine Stadtteilschule. Die Oberstufe der Stadtteilschule wird seit 2020 staatlich anerkannt.

 

Joseph Carlebach Bildungshaus | Foto: © Armin Levy

 

Das besondere an der Joseph-Carlebach-Bildungshaus ist, dass die Kinder von der Krippe bis zum Abitur unter einem Dach  jüdisch lernen können und alle jüdischen Feiertage feiern dürfen. Das ist bundesweit einmalig.

Am Sonntag, den 28.06.2020 findet die Feier zum ersten Abitur an der Jüdischen Schule seit 1942 statt. 15 Schülerinnen und Schüler bekommen die ersten Pionier-Jahrgangs Zeugnisse.

Davon haben 4 Schülerin und Schuler im Jahr 2007 mit ersten Klasse angefangen und  werden heute ihre Zeugnisse erhalten.

Die Veranstaltung wird ab 19 Uhr per Livestream übertragen.

 

Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank: „Es ist ein bedeutender Moment, nicht nur für die Abiturientinnen und Abiturienten des Joseph-Carlebach-Bildungshauses, sondern auch für das jüdische Leben in Hamburg. 13 Jahre nach der Wiedereröffnung der Schule und zum ersten Mal nach dem Holocaust wird im Grindelviertel ein bestandenes Abitur gefeiert. Es bedeutet der Stadt sehr viel, dass heute – nach der Zwangsschließung 1942 – nun der erste Jahrgang sein Abitur an dieser großartigen Schule machen konnte. Das ist ein ermutigendes Signal und eine Stärkung für das jüdische Leben in Hamburg. Der Senat gratuliert allen Absolventinnen und Absolventen und wünscht Ihnen für Ihre Zukunft das allerbeste.“

 

Schulsenator Ties Rabe: „Es ist immer wieder ein Wunder zu beobachten, wie aus Turnbeutel werfenden Fünftklässlern elegante, charmante junge Abiturientinnen und Abiturienten werden, die mit Recht zuversichtlich ins Leben starten. Deswegen darf auch ich den 15 Schülerinnen und Schülern gratulieren, die jetzt zum ersten Mal in der jungen Geschichte der Joseph Carlebach Schule das Abitur abgelegt haben. Die Gratulation gilt aber auch einer besonderen Schule, die zu Recht ihren Platz in Hamburg hat und jetzt mit dem Angebot, zum Abitur zu führen, diesen Platz weiter gefestigt und ausgebaut hat. Ich freue mich nicht nur als Schulsenator darüber, dass das möglich geworden ist.“

 

Franziska von Maltzahn, Leiterin Joseph-Carlebach-Bildungshaus: „Das Jahr 2020 ist für das Joseph-Carlebach-Bildungshaus ein besonderes Jahr. Wir sind stolz und glücklich, dass der erste Jahrgang nach der Zwangsschließung der Talmud-Tora-Schule 1942 sein Abitur abgelegt hat.“