Grußwort zum jüdischen Neujahrsfest Rosch ha-Schana

Frank-Walter Steinmeier
Lesezeit: 2 Minuten

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat zum jüdischen Neujahrsfest Rosch ha-Schana am 7. September ein Grußwort versandt. Darin heißt es:

„Ich grüße Sie herzlich und sende der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland meine besten Wünsche zum Neujahrfest Rosch ha-Schana. Schana tova! Ein neues Jahr beginnt und mit ihm die ehrfurchtsvollen Tage: Tage der Einkehr und auch der Rechenschaft. Wenn wir innehalten und zurückblicken auf das vergangene Jahr, dann sehen wir, dass es kein leichtes Jahr war.

Zum zweiten Mal nun feiern wir unsere religiösen Feste in der Pandemie. Wir sind ermüdet von der Last der Krise und noch ist Corona nicht überstanden. Doch der Sommer, vor allem aber die Fortschritte beim Impfen, haben uns weit vorangebracht. Anders als vor einem Jahr sind wir gut gerüstet und können mit Zuversicht in die Zukunft blicken.

An großen Festtagen, die einem Jahr seinen Rhythmus und seine Struktur geben, richten wir unseren Blick auch nach vorn und auf alles, was uns besonders wichtig ist. Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen, dass Sie die Hohen Feiertage friedvoll und in Verbundenheit mit Ihren Liebsten verbringen können.

Zu dieser Pandemie gehört auch: Schlimmste antisemitische Verschwörungsmythen haben neuen Aufwind erfahren. Es schmerzt mich und macht mich zornig, dass antisemitischer Hass und judenfeindliche Hetze sich so offen zeigen – ausgerechnet in Deutschland. Ich wünschte sehr, ich könnte Ihnen sagen, der Anschlag von Halle hätte zu einer Wende geführt. Aber die Realität ist: Jüdinnen und Juden in Deutschland werden weiterhin verhöhnt, herabgewürdigt, gewaltsam angegriffen. Das ist unerträglich und es ist die Pflicht von Staat und Gesellschaft, diesem Hass entgegenzutreten. Denn jeder Mensch, der in diesem Land zu Hause ist, hat alles Recht der Welt, sich hier sicher, geschützt und aufgehoben zu fühlen!

Ich blicke mit Dankbarkeit auf die vielen Veranstaltungen, die in diesem Jahr an fast zwei Jahrtausende jüdischen Lebens im Gebiet des heutigen Deutschlands erinnern. 1.700 Jahre, bis zum Edikt des römischen Kaisers Konstantin, lässt es sich in Köln zurückverfolgen. Es gibt so unendlich viel zu entdecken und wiederzuentdecken: Juden haben die deutsche Geschichte mitgeschrieben und mitgeprägt, haben unsere Kultur zum Leuchten gebracht. Und das gilt fort. Das jüdische Leben in Deutschland ist heute facettenreich, lebendig und voller Schwung.

Ich wünsche Ihnen ein frohes neues Jahr, das mit Gesundheit, Glück und erfüllenden Begegnungen gesegnet sein möge.“