Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat im Juni mit zahlreichen Veranstaltungen und einer Rede am 18. Juni an den Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion vor 80 Jahren erinnert. Am 22. Juni 1941 begann ein Vernichtungskrieg. Mit 27 Millionen Toten, davon 14 Millionen Zivilistinnen und Zivilisten, hatte die Sowjetunion die meisten Opfer des Zweiten Weltkrieges zu beklagen.
Am 14. Juni besuchte der Bundespräsident die Gedenkstätte Lager Sandbostel (Landkreis Rotenburg/Wümme) in Niedersachsen. Im einstigen Kriegsgefangenenlager „Stalag X B Sandbostel“
waren mehr als 300.000 Kriegsgefangene interniert, darunter 70.000 Soldaten der Roten Armee. 2013 eröffnete dort dank des großen ehrenamtlichen Engagements von Bürgerinnen und Bürgern aus der Region eine Gedenkstätte mit einer Dauerausstellung. Bundespräsident Steinmeier legte im Gedenken an die Toten einen Kranz auf dem einstigen Lagerfriedhof nieder und sprach mit drei Zeitzeugen, deren Väter dort gefangen gehalten wurden und starben. Insgesamt kamen mehr als drei Millionen sowjetische Soldatinnen und Soldaten in deutscher Gefangenschaft ums Leben.
Der belarusischen Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch verlieh der Bundespräsident am 15. Juni in Schloss Bellevue das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Besonders in ihren Werken „Der Krieg hat kein weibliches Gesicht“
und „Die letzten Zeugen“
zeichnet sie eindrücklich die Grausamkeiten des Zweiten Weltkrieges und das Leid der Zivilbevölkerung nach.
Am 16. Juni empfing der Bundespräsident im Schloss Bellevue die Herausgeberinnen und Herausgeber der Edition „Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945“
(VEJ). Die 16-bändige Edition, an der seit 2005 gearbeitet wurde, ist in diesem Jahr abgeschlossen worden. Sie versammelt über 5.000 Dokumente zum Holocaust, unter anderem zur Judenverfolgung in den besetzten sowjetischen Gebieten. Weißrussland und die Ukraine unter deutscher Besatzung gehörten zu den zentralen Tatorten des Holocaust.
Die zentrale Gedenkrede zum 80. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion hielt der Bundespräsident am 18. Juni im Deutsch-Russischen Museum Berlin-Karlshorst, wo er die Ausstellung „Dimensionen eines Verbrechens. Sowjetische Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg“
eröffnete. Er ist der erste Bundespräsident, der das Deutsch-Russische Museum Berlin-Karlshorst besuchte. Das heutige Museum ist der historische Ort, an dem am 8. Mai 1945 die Kapitulation der deutschen Wehrmacht unterzeichnet worden ist.
Am 22. Juni, dem Jahrestag des Überfalls, legte Bundespräsident Steinmeier einen Kranz am Sowjetischen Ehrenmal Schönholzer Heide in Berlin-Pankow nieder. Vor dem Denkmal der „Mutter Heimat“
gedachte der Bundespräsident der vielen gefallenen sowjetischen Soldatinnen und Soldaten und der zivilen Opfer des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion. Das Ehrenmal Schönholzer Heide ist neben den in Treptow und Tiergarten gelegenen eines der drei großen sowjetischen Ehrenmäler in Berlin. Dort liegen die sterblichen Überreste von über 13.000 Offizieren und Soldaten der Roten Armee, die in der Schlacht um Berlin 1945 starben. Das Ehrenmal erinnert auch an die Opfer unter den sowjetischen Kriegsgefangenen. Zur Rede geht es hier.