Apple bietet mit seinen iPhones, iPads und Macs verschiedene Kinderschutzfunktionen an. Doch einige davon lassen sich überraschend einfach umgehen, wie eine gemeinsame Untersuchung von Stiftung Warentest und dem Südwestrundfunk (SWR) zeigt. Obwohl die Problematik seit Langem bekannt ist, hat Apple bisher keine Maßnahmen ergriffen, um die Schwachstellen zu schließen.
Grundsätzlich sind die Kinderschutz-Optionen von Apple eine sinnvolle Idee: Über die Funktion „Bildschirmzeit“ können Eltern zahlreiche Einschränkungen für ihre Kinder festlegen. Sie haben die Möglichkeit zu bestimmen, welche Apps genutzt werden dürfen, wie lange die tägliche Nutzung erlaubt ist, welche Filme und Musik verfügbar sind oder mit wem das Kind kommunizieren darf.
Allerdings sind viele Eltern seit Jahren frustriert, weil die Schutzmechanismen von Apple leicht ausgehebelt werden können. Stiftung Warentest wollte gemeinsam mit dem SWR herausfinden, ob Apple diese gravierenden Sicherheitslücken inzwischen geschlossen hat. Doch ein Test der aktuellen Betriebssystem-Version iOS/iPadOS 18.2.1 zeigt: Das ist nicht der Fall.
„Brutale Horrorszenen, verstörende Unfall-Videos oder frauenverachtende Gangsta-Rap-Songs – all das war trotz aktivierter Kinderschutz-Funktion immer noch zugänglich“, sagt Martin Gobbin, Multimedia-Experte der Stiftung Warentest.
Auch die Begrenzung der Bildschirmzeit stellt für Kinder kaum ein Hindernis dar. So können sie beispielsweise problemlos die ganze Nacht Candy Crush spielen oder während der Hausaufgaben über den Messenger Signal chatten.
Auf Nachfrage zu diesen Erkenntnissen erklärte Apple: „Die in ‘Bildschirmzeit‘ enthaltenen Inhaltsbeschränkungen gelten für Apple-eigene Apps.“
Allerdings fanden die Testerinnen und Tester auf der Apple-Webseite keinen Hinweis darauf, dass sich die Einschränkungen ausschließlich oder überwiegend auf Apple-Apps beziehen. Auch auf direkte Nachfrage konnte Apple keinen entsprechenden Hinweis vorlegen.
Multimedia-Experte Gobbin fordert: „Apple muss hier endlich Lücken stopfen, damit die von den Eltern vorgenommenen Schutz-Einstellungen auch zuverlässig greifen und sich nicht kinderleicht aushebeln lassen.“
Wie Eltern ihre Kinder trotz dieser Sicherheitslücken bestmöglich vor unangemessenen Inhalten und übermäßiger Nutzung schützen können, erklären die Expertinnen und Experten der Stiftung Warentest ausführlich im Artikel unter www.test.de/apple-kinderschutz.