Graphic Novel Projekt eröffnet Ausstellung in der Gedenkstätte Neuengamme

Collage von Fotos
Lesezeit: 2 Minuten

Zehn zeitgenössische Zeichner aus den Niederlanden, Deutschland und Belgien haben das Graphic-Novel-Projekt „Das Unvorstellbare zeichnen“ mitgestaltet. Sie setzten sich mit den Geschichten von drei ehemaligen Konzentrationslagern auseinander: dem KZ Neuengamme in Deutschland, der Kazerne Dossin in Belgien und dem Lager Westerbork in den Niederlanden. Die Kazerne Dossin und das Lager Westerbork dienten als Sammellager, in denen jüdische Bürger aus den Niederlanden und Belgien vor ihrer Deportation untergebracht wurden.

Ausgangspunkt für das Projekt war ein achtzig Jahre alter Comic, den der niederländische Historiker Kees Ribbens vom Amsterdamer Institute for War, Holocaust and Genocide Studies wiederentdeckte. Der Künstler August M. Fröhlich zeichnete bereits 1944 in sechs Bildtafeln eine Geschichte, die den Ablauf nach der Ankunft eines Deportationszuges in einem Vernichtungslager schilderte. Der Comic „Nazi Death Parade“ wurde Anfang 1945 in den USA veröffentlicht, zu einer Zeit, als die meisten Konzentrationslager noch in Betrieb waren.

Inspiriert von diesem frühen Beispiel einer kurzen Bilderzählung und basierend auf intensiven Recherchen zu den Biografien von Opfern aus den Konzentrationslagern entwickelten zehn Zeichner*innen ihre eigenen Comics. Diese werden ab dem 21. Dezember 2024 in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme zu sehen sein, wo sie gemeinsam mit historischen Objekten und audiovisuellen Dokumenten präsentiert werden. Eine Partizipationsstation in der Ausstellung lädt die Besucher dazu ein, eigene Zeichnungen zu schaffen. Zusätzlich werden 2025 thematische Rundgänge und Ausstellungsführungen angeboten.

Prof. Dr. Oliver von Wrochem, Vorstand der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte, erklärt: „Mit Hilfe von Zeichnungen lassen sich Stimmungs- und Perspektivwechsel und Zeitsprünge anschaulich erzählen. Die Künstler haben sich mit unterschiedlichen Aspekten der NS-Verfolgung beschäftigt, intensiv recherchiert und eigene Bildsprachen gefunden. Ihre Graphic Novels verdichten komplexe Inhalte auf eine sensible Weise und bilden damit eine zeitgemäße Form der Erinnerung an die NS-Verbrechen.“

Bas Kortholt, Kurator an der Gedenkstätte Kamp Westerbork, fügt hinzu: „Als Gedenkstätten haben wir die große und herausfordernde Aufgabe, junge und unterschiedliche Zielgruppen anzusprechen. Comiczeichner*innen können uns dabei helfen, indem sie Geschichte mit starken Bildern erzählen. ‚Picturing the Unimaginable‘ ist ein großartiges Beispiel dafür.“

Begleitend zur Ausstellung erscheint der Graphic Novel-Band „Picturing the Unimaginable“ in vier Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch und Niederländisch). Zu den Künstlern zählen: Erik de Graaf, Melanie Kranenburg, Sterric, Jennifer Daniel, B. Carrot, Wide Vercnocke, Milan Hulsing, Tobi Dahmen, Jeroen Janssen, Arezoo Moradi und Guido van Driel.

Das Projekt „Picturing the Unimaginable“ wurde von der Gedenkstätte Kamp Westerbork initiiert und ist eine Zusammenarbeit zwischen der Gedenkstätte Kamp Westerbork, der Kazerne Dossin, der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, dem NIOD Institute for War, Holocaust and Genocide Studies und dem Verlag Scratch Books. Es wurde mit Unterstützung von Dutch Culture, dem Mondriaan Fund, Creative Industries F und NL sowie der niederländischen Botschaft in Belgien realisiert.

 

Ausstellung „Das Unvorstellbare zeichnen“
Wann: 21. Dezember 2024 bis 30. März 2025
Wo: KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Jean-Dolidier-Weg 75, 21039 Hamburg
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9.30 Uhr-16 Uhr, Wochenende und Feiertage 10-17 Uhr (geschlossen am 24.12., 25.12., 31.12. und 1.1.)

 

 

Copyright: Foto: Kamp Westerbork, Fotograf: Sake Elzinga