Schule: Besser lesen lernen mit einer „App“

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Um das Lesen der Hamburger Schülerinnen und Schüler weiter zu verbessern, setzt die Schulbehörde künftig eine von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern entwickelte Lese-App ein. Schulsenator Ties Rabe: „Mit der Lese-App kluug können Schülerinnen und Schülern zu zweit zahlreiche Lese-Spiele mit verschiedenen Schwierigkeitsstufen spielen – von sehr leichten Spielen für Sprach- und Leseanfänger bis zum Lesen und Verstehen komplexer und schwieriger Texte.“ Die App ist in Kooperation zwischen der Hamburger Schulbehörde, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Bergischen Universität Wuppertal und dem Hamburger Startup „LEAD Lernen digital GmbH“ entstanden. Die Schulbehörde investiert dafür bis zum Sommer 2023 rund 160.000 Euro und startet in einem ersten Schritt mit Lizenzen für rund 10.000 Schülerinnen und Schülern an 80 Hamburger Grundschulen.

 

Bildungssenator Ties Rabe: „Nur wer gut lesen kann, kann auch gut lernen. Deshalb tut Hamburg sehr viel, damit alle Kinder gut lesen lernen. Immer mehr Schulen haben beispielsweise feste Lesezeiten eingerichtet und lernen und üben nach neuen Methoden, die von der Wissenschaft im Rahmen des Projektes ‚Bildung in Sprache und Schrift‘ (BISS) als besonders erfolgreich ermittelt wurden. Das Ergebnis: Bei der letzten Bildungsstudie (IQB-Bildungstrend) verbesserten sich Hamburgs Kinder beim Lesen erheblich und landeten im Vergleich der 16 Bundesländer auf Platz drei. Mit der Lese-App kluug gehen wir jetzt einen weiteren Schritt. Die interessanten und spannenden Lese-Spiele der App motivieren Schülerinnen und Schüler zum Mitmachen. Das ist ein großartiges Beispiel dafür, wie die Digitalisierung an Hamburgs Schulen umgesetzt wird. Ich danke den Entwicklern und Wissenschaftlern für die gute Unterstützung.“

Prof. Dr. Steffen Gailberger von der Bergischen Universität Wuppertal: „Wie die Ergebnisse des letzten IQB Bildungstrends für die Grundschule gezeigt haben, hat sich Hamburg schon vor Jahren auf den richtigen Weg zur Förderung des Lesens begeben: theoriebasiert, auf der Grundlage des empirischen Forschungsstandes, systematisch und vor allem flächendeckend in den Stadtteilen und Milieus, in denen dies besonders dringlich ist. Dass das bereits in 80 Schulen der Hansestadt etablierte BiSS-Leseband nun noch durch die von uns konzipierte digitale Leseförderplattform kluug komplettiert wird, ist ein weiteres starkes Signal – auch an andere vergleichbare Stadtstaaten und Bundesländer.“

Laura Reichenbach, Geschäftsführerin der LEAD Lernen digital GmbH: „Kinder effektiv und nachhaltig beim Lernen zu unterstützen ist unser ausgesprochenes Ziel. Als Entwickler von kluug und als noch sehr junges Startup-Unternehmen freuen wir uns umso mehr, durch die langfristige Zusammenarbeit Teil des Hamburger Erfolgs in Sachen Leseförderung sein zu dürfen.“

Die Schülerinnen und Schüler lernen mit der App spielerisch richtig gut zu lesen. Sie können auf Handy, Laptop oder Tablet insgesamt acht „Lese-Spiele“ mit jeweils bis zu 65 Schwierigkeitsstufen spielen: vom Zusammensetzen einzelner Buchstaben im leichtesten Lesespiel („Buchstaben basteln“) bis zum Analysieren und Verstehen komplexer Texte im schwierigsten Lesespiel („Im Labyrinth der Rätsel“). Das Programm ist damit einzigartig im Vergleich zu anderen Sprach- und Lese-Apps im deutschen Sprachraum. Der Aufbau der App ist einfach und selbsterklärend. Die Kinder spielen die Lesespiele am besten zu zweit. Kurze Videos erklären die Spiele in unterschiedlichen Sprachen.

Komplexität und Schwierigkeitsgrad erhöhen sich von Spiel zu Spiel: Die Spiele eins bis drei legen die Fundamente und richten sich vorrangig an Schülerinnen und Schüler, denen die deutsche Sprache und das Schriftsystem noch fremd sind (z. B. kürzlich Zugewanderte). Die Spiele vier bis sechs richten sich an normal lesende Schülerinnen und Schüler, die ihre Leseflüssigkeit trainieren und das eigene Vokabular erweitern wollen. In den Spielen sieben und acht können die Schülerinnen und Schüler komplexere Lesestrategien lernen und damit schwierigere Texte besser verstehen.

Aufgrund dieser unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen können alle Schülerinnen und Schüler je nach ihrem Lernstand passgenau gefördert werden. Dabei ermittelt die App auch den Lernfortschritt und passt dann Niveau und Schwierigkeitsgrad der Spiele kontinuierlich an. So vermeidet kluug Über- und Unterforderung. Bei Bedarf kann die App den beteiligten Lehrkräften, aber auch den Eltern, Auskunft über den Lernfortschritt der Kinder geben.

Um den Erfolg der App zu überprüfen, arbeiten die Hamburger Schulbehörde, das Hamburger Institut für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwicklung (IfBQ) eng mit Prof. Gailberger von der Bergischen Universität Wuppertal und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammen. Die LEAD Lernen digital GmbH stellt dazu sämtliche Metadaten zur Verfügung und beteiligt sich aktiv an der Evaluation. Dabei sollen auch die Beteiligten mit Interviews und Fragebögen in die Auswertung einbezogen werden.

Die App kann leicht in die bereits in den Schulen existierende BiSS-Leseförderung integriert werden. Sie ist so konzipiert, dass sie sowohl im normalen Unterricht als auch in der Nachmittagsbetreuung oder zu Hause zum Einsatz kommen kann. Das Programm ist niedrigschwellig einsetzbar und bedarf keiner zusätzlichen Personalressourcen.