Raawi trifft: Arik Levy – „Ich fühle mich wie eine schwangere Frau“

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Künstler, Designer, Video-Künstler, Fotograf uns Techniker – die Talente des Arik Levy sind vielfältig geboren in Tel Aviv, nennt er nun den Süden Frankreichs sein zu Hause. Seine Skulpturen und Designs sind weltberühmt und auch in Berlin wird schon bald ein von Arik Levy entworfener Leuchter den Kurfürstendamm verschönern.  Wir haben uns gefragt was Arik Levy während der Corona-Krise eigentlich so macht und haben einfach mal nachgefragt.

Raawi News: Gerade steht die Künstlerszene etwas still. Das kann sowohl gut als auch schlecht sein. Auf jeden Fall erlaubt es viel Zeit zum Nachdenken. Wie ist das bei Ihnen? Hat die Corona Krise Ihr Denken als Künstler verändert? Hat sie Se vielleicht sogar etwas inspiriert?

Arik Levy: Es hat mein Denken insofern beeinflusst, als dass ich viel über die Menschheit und die Politik nachgedacht habe – wie sie denken und wie sie auf so eine Krise reagieren. Jede Krise, welche die Menschheit durchlebt hat, hat auch immer Innovationen und Erfindungen mit sich gebracht.

Situationen, die uns bedrohen, lassen uns auch immer kreativ werden. Es lässt uns mehr darauf achten in welche Richtung wir unsere Bemühungen lenken. Es ist definitiv eine interessante Zeit.

Raawi News: Aber hat es Ihr Leben verändert? Haben sich Ihre Prioritäten verändert?

Arik Levy: Ich bin am Leben. Es hat sich nichts verändert. Es wäre so traurig, wenn der Virus etwas an meinem Leben verändert hätte.

Raawi News: Woran arbeiten Sie gerade? Demnächst sollten Sie ja Ihre Ausstellung in Bad Homburg stattfinden. Wie sieht das mit den Ausstellungen aus? Werden sie noch stattfinden?

Arik Levy: Wir haben momentan viele Projekte im Bereich der Kunst und des Designs. Leider wurden einige Ausstellungen auf den September verschoben. So auch die Ausstellung in Bad Homburg.  Meist ging es dabei um Skulpturen und Installationen. Das gute an dem derzeitigen „Vakuum“ ist, dass ich nun die Zeit habe noch einige Stücke fertig zu stellen.“

Raawi News: Sie hatten Pläne für eine Installation in Moskau. Was hat es damit auf sich und wann dürfen wir sie bewundern?

Arik Levy: Das ist mehr als eine Installation in Moskau. Es geht darum ein Wahrzeichen zu schaffen. In den alten Zeiten gab es immer Skulpturen, die für Götter geschaffen wurden. Die waren mehr als nur eine Skulptur, sie waren auch ein Platz, an dem man sich getroffen hat.

Heutzutage verabredet man sich zum Beispiel an Orten wie „Starbucks“ oder anderen Marken. Wie schön wäre es, wenn man sich einfach mal an „der Skulptur“ treffen würde. Ein Wahrzeichen, was kein Markenzeichen einer großen Firma darstellt. Heutzutage gibt es nur noch Gebäude mit Glasplatten und Zementsäulen. Kein Wunder, dass die Menschen lieber in der Natur sind.

In Moskau hat man das anders gesehen. An  Stelle unserer Installation, hätte man auch ein neues Gebäude bauen und noch mehr Geld horten können. Aber, man hat sich stattdessen für die Kultur entschieden. Damit geben sie den Menschen, was sie brauchen.  Die Skulptur ist enorm. Sie erstreckt sich über 7 Etagen. Sie ist aber sehr offen und gibt dem Platz viel Raum. Gebaut wird die Skulptur übrigens in Deutschland.

Eigentlich sollte sie auch schon längst installiert sein, aber durch die derzeitigen Probleme wird es wohl noch ein Jahr dauern, bis wir sie einweihen können. Ich möchte auch, dass es perfekt wird und vor allem, dass es für alle sicher ist. Wissen Sie, momentan fühle ich mich wie eine schwangere Frau, die kurz vor der Geburt steht und der Arzt sagt ihr, sie möchte das Baby noch 3 Jahre drin behalten soll. Wenn die Installation aber erst einmal fertig ist, stelle ich sie mir schön vor. Ich denke es wird ein Ort sein an dem die Menschen sich „an der Skulptur“ treffen

Raawi News: Was möchten Sie Künstlern mit auf den Weg geben, die gerade durch eine schwere Zeit gehen?

Arik Levy: Künstler gehen immer durch harte Zeiten. Das ist nicht neu. Dieser Moment gerade ist wertvoll. Ich habe noch nie so lange am selben Ort gelebt in 35 Jahren. Ich habe so lange den Flughafen nicht gesehen und vermisse ihn auch nicht. Ich habe meine Kinder unterrichtet und habe sie von einer ganz anderen Seite kennengelernt.

Ich habe sie noch nie so entspannt gesehen. Ich denke wir sollten positiv denken. Jetzt gerade ist die Zeit, um noch mehr zu schaffen und sich Ziele zu setzen. Wir sollten uns auf die Zukunft konzentrieren. Ich denke, dass viel in der Kunstszene passieren wird. Ob das jetzt gut oder schlecht ist werden wir sehen.

Die aktuelle Ausstellung in Bad Homburg findet in der Galerie Scheffel statt. Über das Eröffnungsdatum werden wir Sie hier bei Raawi informieren.

 

 

 

Foto: © Peggy Schmidt