„Meine geistige Heimat hat sich selbst zerstört“: Stefan Zweigs Abschiedsbrief

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Stefan Zweig wurde 1881 in Wien als Sohn einer wohlhabenden jüdischen Familie geboren. Als jüngerer Sohn war Zweig von der Verpflichtung zur Ausübung eines traditionellen, existenzsichernden Berufes befreit und widmete sich stattdessen der Kunst des Schreibens. Er schrieb Gedichte, Novellen, historische Biographien, Romane und Essays. Zweig reiste viel durch Europa und seine Bücher wurden in vielen Sprachen mit großem Erfolg verkauft.

Sein bekanntestes Werk, Die Welt von gestern, behandelt den Aufstieg des deutschen Populismus und die langjährige Amtszeit des antisemitischen Wiener Bürgermeisters Karl Lueger. Als jemand, der diese Entwicklungen hautnah miterlebt hatte, verstand Zweig, dass diese „neue“, giftige Iteration der Politik den Weg für den Aufstieg der Nazis geebnet hatte. Er erkannte, dass die Fremdenfeindlichkeit und die antisemitische Wut, die diese besondere politische Bewegung kennzeichneten, später vom Parteichef Adolf Hitler ausgenutzt und perfektioniert werden würden.

Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten in Deutschland 1933 fand sich Zweig allmählich vom deutschsprachigen Raum gedrängt. 1938, mit der Annexion Österreichs durch das nationalsozialistische Deutschland, zog Zweig nach England. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs reiste er in die Vereinigten Staaten und besuchte Südamerika. 1941 emigrierte Zweig mit seiner zweiten Frau, Charlotte Elizabeth („Lotte“), nach Brasilien.

Zweig sah Brasilien als ein Land der Hoffnung mit einer glänzenden Zukunft. Er sah eine Chance, dass die Werte, die er hoch schätzte, dort gedeihen könnten: die Einheit der menschlichen Rasse, Frieden, Brüderlichkeit unter den Menschen und Gleichheit zwischen den verschiedenen Rassen. Doch als die Nazis ihre Eroberung voranbrachten und der Krieg sich auf den Atlantik ausweitete, waren die Auswirkungen sogar in Südamerika zu spüren. Zweig selbst fühlte sich immer mehr isoliert und wurde sich bewusst, dass die europäische Welt, die er kannte und liebte, für immer verloren war.

Am 22. Februar 1942 wurden Zweig und seine Frau Lotte tot in den Armen des anderen gefunden. Das Paar beging Selbstmord, indem es eine tödliche Dosis Pillen nahm. Zweig starb als erster, Lotte folgte ihm nach.

Dies ist der Abschiedsbrief, den Zweig hinterließ:

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Der Brief, mit dem Stefan Zweig von der Welt Abschied nahm, ist heute in den Archiven der Nationalbibliothek von Israel