Der Rat von Jossejf
Jossejf wechselte von der Traumdeutung zur Beratung: „Sie gehen einer schweren Zeit entgegen. Möchten Sie, dass Ägypten nicht durch Hunger und Armut untergeht, dann sollten Sie in den Jahren des Überflusses EIN FÜNFTEL der Ernte abzweigen und als Vorräte anlegen. So können Sie die Hungersnot überstehen. Der Pharao möchte, über das gesamte Land verteilt, Aufpasser anstellen. Unter Aufsicht wird man das Getreide in den Städten aufbewahren“. Der Pharao und seine Bedienstete fanden das allesamt als einen guten Plan. Seine Träume über die sich verbeugenden Getreidebündel und über die Sonne, den Mond und die Sterne, die sich vor ihm verbeugen würden, hatten Jossejf im ersten Anlauf Unglück gebracht. Nun brachten die Träume von Pharao Jossejf Glück: „Können wir jemanden finden, der so begabt ist, wie Jossejf? Der Geist G“ttes ist in ihm!“ sprach Pharao zu seinen Bediensteten.
Zu Jossejf sprach der Pharao: „Da G“tt Dich dieses alles hat wissen lassen, gibt es niemand, der so weise und vernünftig ist, wie Du. Du, Jossejf, wirst für das Sagen über mein Haus angestellt werden. Auf Deinen Befehl wird mein gesamtes Volk versorgt werden. Nur auf dem Thron bin ich, Pharao, größer als Du“. Pharao nahm seinen Ring vom Finger seiner Hand und schob ihn auf den Finger von Jossejfs Hand. Er gab ihm Kleidung aus feinem Leinen und legte einen goldenen Umhang um seinen Hals. Jossejf war 30 Jahre alt, als er vor dem Pharao stand.
Unruhe und Unfrieden über Jossejfs Anstellung
Wurde seine Anstellung nicht von Eifersucht begleitet? Viele Edelleute protestierten jedoch gegen die Einsetzung von Jossejf als Vize-König. Sie fanden, dass ein Sklave, der für zwanzig Silberstücke verkauft worden war und soeben, nach zwölf Jahre der Bestrafung, aus dem Gefängnis entlassen worden war, kein Vize-König werden könnte. Aber Pharao weigerte sich, zu zu hören: „Jossejf ist aus dem Adel. Sehet Ihr nicht, was für eine erhabene Persönlichkeit er ist? Er besitzt königliche Grazie. Er macht auf keinerlei Weise einen sklavenartigen Eindruck“.
siebzig Sprachen
Um eine höhere Regierungsposition zu bekleiden, sollte man siebzig Sprachen können. Es deutete darauf, dass Jossejf diese nicht beherrschte. Er konnte nur fließend Hebräisch sprechen. Der Pharao versprach seinen Ministern nach zu sehen, ob Jossejf die siebzig Sprachen beherrschte. Ein Engel von HaSchem erschien dem Jossejf, um ihm die siebzig Sprachen zu lehren. Aber das war für Jossejf zu hoch gegriffen. Dann sagte G“tt ihm damals, dass er ihn für den großen Kiddusch HaSchem (der Heiligung des Namen G“ttes) belohnen würde, der auf Jossejfs Name stehen würde.
Da er nicht den Wünschen von Sulaika, der Frau von Potifar, zuhören wollte, versprach G“tt, EINEN Buchstaben Seines G“ttlichen Namens an Jossejfs Name hinzu zu fügen. Künftig sei er Jehossejf. Der Extra-Buchstabe sorgte dafür, dass sich sein Gedächtnis enorm verbesserte.
Der Thron von Pharao
Der Thron von Pharao hatte viele Stufen. Der Pharao prüfte Jossejf über seine Sprachenkenntnisse. Er fing in Ägyptisch an. Jossejf konnte problemlos antworten. Er durfte EINE Stufe höher steigen. Der Pharao wechselte zu einer anderen Sprache. Auch dieser war Jossejf mächtig, und er durfte eine weitere Stufe nach oben. Letztendlich konnte Jossejf in allen siebzig Sprachen antworten und er stand siebzig Stufen höher, kurz vor Pharaos Thron. Da sprach Jossejf den Pharao in Hebräisch an. Aber diese Sprache war Pharao nicht mächtig. Jossejf versuchte, Pharao in der Heiligen Sprache zu unterrichten. Aber der götzenbehaftete Geist von Pharao konnte die Heilige Sprache nicht erfassen. Nun bekam Pharao Angst. Niemand durfte von seiner Unkenntnis im Hebräischen erfahren. Jossejf musste schwören, dass er niemanden erzählen würde, dass Pharao kein Hebräisch könne. Dieser Schwur war ihm später noch nützlich.
Die richtige Entscheidung
Pharao konnte endlich seine Minister von der Richtigkeit seiner Entscheidung überzeugen, Jossejf als Vize-König von Ägypten ein zu setzen. Jossejf erhielt einen Thron als Gold und Silber, mit Juwelen bestückt. Sein Palast wurde in drei Jahren erbaut. In einem Triumphzug wurde Jossejf neben dem Pharao durch die Hauptstadt geführt. Eine Fanfare mit Tausenden Musikinstrumenten lief hinter Jossejfs Wagen. Zwanzigtausend Edelleute umringten die Wagen von Pharao und Jossejf. Zwanzig Männer rannten den Wagen voraus mit der Botschaft, dass jeder vor dem neuen Vize-König hin zu knien hätte, der nun über Ägypten eingesetzt worden sei. Während des Triumphzuges schaute Jossejf sich nicht um oder auf. Jeder versuchte, sein Interesse zu erzielen. Damen warfen ihre Juwelen in seine Kutsche. Aber Jossejf richtete seine Augen Himmelwärts und sprach: „Wie groß bist Du, o G“tt, der die Armen aus dem Elend erhebst. Glücklich ist der, der sich auf Dich verlässt“.
Die Belohnung
* Der Pharao nannte Jossejf „Tsafenat Pane’ach“. Er besagte hiermit, dass Jossejf im Stande sei, alle verborgene Dinge zu offenbaren und sie zu erklären. Jossejf wurde als ein weiser Mann bekannt, da er seine Gedanken immer sauber gehalten hatte. Er erhielt eine goldene Halskette, da er seinen Nacken nicht ausgereckt hatte, um zu sündigen. Er erhielt eine prachtvolle königliche Kutsche, da er immer auf dem richtigen Weg geblieben war. Er erhielt königliche Kleidung, da er seine Bekleidung in den Händen von Sulaika zurückgelassen hatte, als er nicht verführt werden wollte. Da er nicht auf Sulaika hören wollte, würde ganz Ägypten auf ihn hören. Er wurde ein Herrscher, da er, unter schwierigsten Umständen, Herr über seine eigenen Impulse geblieben war.
Shabbat Shalom
© Oberrabbiner Raphael Evers | Raawi Jüdisches Magazin