💭 Am Morgen des 7. Oktober 2023 weckte mich die Nachricht:
Israel wurde angegriffen.
Seit Jahrzehnten wird Israel täglich angegriffen, aber niemand hat mich je dafür aus dem Schlaf gerissen.
Doch dieses Mal war es anders – ein Massaker, das Schlimmste seit der Schoa.
Die Angriffe der Terroristen der Hamas haben viele von uns tief getroffen.
Seit diesem Tag sind viele Juden weltweit in diesem Moment gefangen geblieben, entführt und mit sehnsüchtigem Blick zur Tür, als ob wir auf die Rückkehr unserer Lieben warten. Jeden Tag durchforsten wir die Nachrichten unzählige Male, in der Hoffnung auf ein Zeichen der Erlösung.
Wie viele andere trage auch ich jeden Tag eine gelbe Schleife an meiner Jacke, gehe zur Arbeit und zu offiziellen sowie inoffiziellen Terminen. Sie erinnert daran, dass ein Teil unseres Herzens in Gaza, in den engen, dunklen Tunneln der Hamas, gefangen ist und dort zurückbleibt.
Je länger die Geiselnahme andauerte, desto mehr schwanden die Hoffnungen auf lebende Gefangene oder Überlebende.
Gleichzeitig schwand auch der Beistand von Regierungen, Politikern und Aktivisten, die einst an unserer Seite standen.
Die Hamas-Terroristen, die Moscheen, Schulen und Krankenhäuser zu Militärbasen machten und diese Orte nutzten, um Raketen auf die israelische Zivilbevölkerung abzufeuern, nahmen unschuldige Menschen als menschliche Schutzschilde – um sich selbst zu schützen und zugleich die Zahl der Toten zu steigern.
Und so bleiben wir zurück – allein mit unserer Trauer, mit Augen, in denen kein Glanz der Freude mehr ist, mit Lippen, die sich zu einem gezwungenen Lächeln verformen, und mit einer Welt voller Misstrauen. Viele Juden ziehen sich in die Einsamkeit zurück, versuchen unsichtbar zu bleiben und weniger aufzufallen.
Der wachsende Antisemitismus in Schulen, Universitäten und der Gesellschaft führte dazu, dass Freunde und Bekannte die ewige Bereitschaft, abzureisen, satt hatten.
Sie packten ihre Erinnerungen in Koffer, verließen Deutschland für immer, oft sogar ohne sich zu verabschieden.
Ein Jahr nach dem 7. Oktober möchte ich von Hoffnung sprechen, von der Zukunft.
Von den vielen Projekten, die ich plane. Von der Liebe zu meinen jüdischen Mitmenschen, von der Liebe zu dem heiligen Land meiner Vorfahren, zu Israel.
Vielleicht würde es mir Frieden bringen und mich inspirieren, Musik zu hören. Ich bitte Siri, meine Playlist abzuspielen.
Ich hoffe auf ein fröhliches Lied, eines, das zu unserer Hoffnung passt: „ #wewilldanceagain “
Und dann beginnt Dariush Eghbali, der patriotische iranische Sänger, zu singen:
„Angenommen, ich bin in euren Augen zu Boden gefallen,
meine jungen Triebe von euren Äxten verwundet,
doch was macht ihr mit den Wurzeln?
Angenommen, ihr lauert in diesem Garten auf die Vögel,
verbietet den Flug,
doch was macht ihr mit den Küken im Nest?
Angenommen, ihr tötet,
ihr schneidet,
ihr schlägt,
doch was macht ihr mit dem unaufhaltsamen Sprießen neuer Triebe?“
Armin Levy
06.10.2024 / Hamburg