Heute wurde das Synagogenzentrum Potsdam feierlich für die jüdische Gemeinschaft in Potsdam und Brandenburg eröffnet.
Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier hielt die Festansprache. Grußworte wurden außerdem von Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke, Zentralratspräsident Dr. Josef Schuster, dem Präsidenten der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, sowie dem Oberbürgermeister von Potsdam, Mike Schubert, überbracht. Der Architekt Jost Haberland stellte die architektonischen Besonderheiten des Gebäudes vor, und Rabbiner Avichai Apel, Vorsitzender der orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland, nahm die rituelle Eröffnung der Synagoge vor. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz sowie Brandenburgs Kulturministerin Dr. Manja Schüle und Finanzministerin Katrin Lange waren anwesend.
Das Bauvorhaben wurde 2005 im Staatsvertrag zwischen dem Land Brandenburg und dem Landesverband der jüdischen Gemeinden Brandenburg vereinbart. Nach einem mehrjährigen Projektmoratorium konnte das Brandenburgische Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) als Kooperationspartner für die Begleitung des Planungs- und Bauprozesses gewinnen.
Am 8. November 2021 wurde der Grundstein gelegt, und der Bau begann durch den Brandenburgischen Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB). Die Baukosten von rund 16,5 Millionen Euro werden vom Land Brandenburg finanziert. Am 26. August 2022 wurde das Richtfest gefeiert, und am 28. Mai 2024 wurde das Gebäude an die ZWST übergeben.
Das nach den Plänen von Architekt Jost Haberland entworfene Zentrum in der Potsdamer Schloßstraße ist ein modernes architektonisches und technisches Bauwerk, das gleichzeitig eine jahrhundertealte Tradition im Synagogenbau fortführt. Das Synagogenzentrum wird für drei Jahre treuhänderisch durch die ZWST betrieben, bevor es an den Landesverband der jüdischen Gemeinden Brandenburg übergeben wird. In den letzten zwei Jahren entwickelte die ZWST in Zusammenarbeit mit den beteiligten jüdischen Gemeinden ein kooperatives Nutzungskonzept, das von der Jüdischen Gemeinde Stadt Potsdam, der Synagogengemeinde Potsdam, der Gemeinde Adass Israel und der Gemeinde Kehilat Israel getragen und umgesetzt wird.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erinnerte bei seiner Festrede an die Geschichte der Synagoge in Deutschland: „75 Jahre alt wird unsere Republik in diesem Jahr. Viele Jahre hat es gedauert, bis in unserem Land wieder Synagogen gebaut wurden! Es berührt mich sehr und bewegt mich, heute bei diesem Festakt hier in Potsdam dabei sein zu können. Heute feiern wir hier die Einweihung des neuen Synagogenzentrums, dieses wunderbaren Gebäudes, das jetzt seine Pforten öffnet. Es ist ein Geschenk an uns alle. Möge dieses Haus im Herzen Potsdams für Jüdinnen und Juden ein Ort des Gebets und der Begegnung werden – und ein Haus für alle Völker.“
Abraham Lehrer, Präsident der ZWST: „Der Wille nach einem gleichberechtigten und friedlichen Miteinander unserer Gesellschaft bleibt ungebrochen, er ist der Vertrauensvorschuss, den die Jüdische Gemeinschaft diesem Land und seinen Menschen gegeben hat. Es ist nun an uns allen sicherzustellen, dass dieses Zentrum ein nach innen und außen offenes Haus sein kann, auch wenn es weiterhin geschützt werden muss, und als Hoffnungsträger dient, für eine bessere Zukunft.“
Auch Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden zeigt sich begeistert: „Die jüdischen Gemeinden in Potsdam haben nun ein Herzstück. Die Synagoge wird das jüdische Gemeindeleben hör- und sichtbarer machen. Viele der Gemeindemitglieder sind geprägt von einer Geschichte der Flucht und Migration; einer Geschichte des Ankommens in Deutschland. Sie sind Mitglieder einer Gründungsgeneration jüdischen Lebens. Der Bau dieser Synagoge ist für sie.“
„Heute ist ein Festtag für Brandenburg und unsere Landeshauptstadt. Nach langer Debatte aber vergleichsweise kurzer Bauzeit eröffnen wir das Synagogenzentrum in Potsdam. Jüdisches Leben gehört zu Brandenburg und jüdisches Leben braucht Räume und Sichtbarkeit. Die neue Synagoge bietet beides mit ihrer modernen Architektur mitten im alten Potsdam. Auch in Brandenburg haben antisemitische Vorfälle und Straftaten zugenommen. Der Kampf gegen Antisemitismus steht als Staatsziel in unserer Verfassung, das Kabinett hat kürzlich ein Handlungskonzept gegen Antisemitismus verabschiedet und der Landtag hat einen Antisemitismusbeauftragten berufen. Wir tun weiter alles, damit Jüdinnen und Juden sich in Brandenburg sicher fühlen können. Und wir tun weiter alles, um jüdisches Leben in unserem Land nach Kräften zu unterstützen. Dazu gehört die neue Synagoge in Potsdam. Ich danke allen, die diesen Bau ermöglicht und verwirklicht haben. Insbesondere danke ich dem Präsidenten der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland Abraham Lehrer und dem Architekten Jost Haberland für die Koordinierung der vielen unterschiedlichen Interessen, für die Suche nach Lösungen und die hervorragende Umsetzung. Ich hoffe, dass die neue Synagoge ein lebendiger Ort für Begegnungen wird. Ich wünsche allen Angehörigen der Jüdischen Gemeinschaft in Potsdam, dass sie in diesem Haus in vielfältiger Form Freude, Glück und Segen erleben.“, sagte Dietmar Woidke, Ministerpräsident des Landes Brandenburg
Manja Schüle, Kulturministerin des Landes Brandenburg: „Heute ist ein Tag der Freude, der Dankbarkeit, der Demut: Freude, dass ein Projekt Gestalt angenommen hat, an das viele nicht mehr geglaubt hatten – aber das von so vielen Jüdinnen und Juden sehnsüchtig erwartet wurde. Dankbarkeit über die große Unterstützung, die das Projekt von vielen Akteuren erfahren hat: von den jüdischen Gemeinden und der ZWST – aber auch aus der Stadtgemeinschaft, aus der Politik, aus ganz Deutschland. Und Demut, weil dieses Projekt auch dafür steht, was den Jüdinnen und Juden in unserem Land angetan wurde. 86 Jahre nach den Novemberpogromen, 79 Jahre nach der Befreiung von der nationalsozialistischen Terror-Herrschaft und mehr als 30 Jahre nach der Neugründung jüdischer Gemeinden in Potsdam haben die Jüdinnen und Juden in Potsdam endlich wieder eine sichere Heimstatt. Einen Ort der Religion, Kultur, Tradition. Einen Ort zum Beten, zum Trauern, zum Feiern. Einen Ort der Begegnung, des Gedenkens, der Verständigung. Die Synagoge Potsdam ist die gebaute Sichtbarmachung jüdischen Lebens – nicht in Hinterhöfen, Provisorien oder Baucontainern, sondern in der Mitte unserer Gesellschaft und im Herzen unserer Landeshauptstadt. Mazel tov! Wir haben den Bau sehr gerne begleitet und die benötigten 17,5 Millionen Euro bereitgestellt.“
Und auch Mike Schubert, Oberbürgermeister der Stadt Potsdam zeigte sich erfreut über das neue Gebäude der Stadt: „Die Synagoge hat nun ihren dauerhaften Platz in unserer Stadt gefunden – dort wo sie hingehört: in die Mitte Potsdams. Die neue Synagoge spricht unserer Stadt das historische Vertrauen aus, dass hier Religion frei ausgeübt werden kann. Dieses Vertrauen erwidern wir Potsdamerinnen und Potsdamer, egal welchen Glaubens: Es gibt kein Ihr, nur ein wir, und ohne Jüdinnen und Juden, die ihrem Glauben offen und frei nachgehen können, ist Potsdam nicht Potsdam.“
„Wir wollten beides. Ein Haus, dass fest mit diesem Ort verankert und wie seine Bewohner ein selbstverständlicher Teil der Stadt sein soll.“, so der Architekt Jost Haberland, „Aber auch ein Haus, das seine Besonderheit betont, architektonisch über den Brandenburger Horizont herausragt und Weltoffenheit signalisiert. Dieses Haus ist auch ein sicheres Haus, mit umfangreichen Sicherheitseinrichtungen ausgestattet, die leider für jüdische Institutionen nötig sind. Dennoch ist es ein offenes Haus, das sich der Stadt öffnet und seine Besucher willkommen heißt.“
Das Synagogenzentrum Potsdam soll mit religiösen, sozialen und kulturellen Angeboten der vier Gemeinden eine zentrale Anlaufstelle für alle in Potsdam und Brandenburg lebenden Jüdinnen und Juden sein.
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