Senat beruft Stefan Hensel zum neuen Antisemitismusbeauftragten

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Der langjährige Vorsitzende der Deutsch-Israelischen-Gesellschaft Hamburg, Stefan Hensel, ist vom Hamburger Senat für die kommenden drei Jahre zum Beauftragten für die Bekämpfung und Prävention von Antisemitismus in Hamburg berufen worden. Dies erfolgt auf Vorschlag der jüdischen Gemeinden in Hamburg. Die Amtszeit des neuen Antisemitismusbeauftragten beginnt am 1. Juli 2021 und beträgt drei Jahre.

Senat beruft Stefan Hensel zum neuen Antisemitismusbeauftragten

Dr. Peter Tschentscher, Erster Bürgermeister: „Hamburg ist eine weltoffene und vielfältige Metropole. Antisemitismus und Diskriminierung haben kein Platz in unserer demokratischen Stadtgesellschaft. Ich danke Herrn Hensel, dass er das Amt des Antisemitismusbeauftragten des Senats übernimmt und sich damit auf besondere Weise für Toleranz und gegen Antisemitismus engagiert. Jüdisches Leben gehört zu Hamburg. Der Senat unterstützt die Arbeit der jüdischen Gemeinden und das gemeinsame Ziel, jüdisches Leben in Hamburg stärker positiv sichtbar zu machen. Auch hierzu kann der neue Hamburger Antisemitismusbeauftragte einen wichtigen Beitrag leisten.“

Gleichstellungssenatorin Katharina Fegebank: „Ich freue mich sehr, dass wir mit Stefan Hensel einen langjährigen Vertrauten und Kenner des jüdischen Lebens und Israels als neuen Antisemitismusbeauftragten gewinnen konnten. Stefan Hensel ist exzellent vernetzt und hat tolle Ideen, um gerade Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen jüdisches Leben näherzubringen und nicht nur Verständnis, sondern Begeisterung für die jüdische Kultur zu wecken. Vorurteile, Stereotype oder gar Hass gegen Hamburgerinnen und Hamburger jüdischen Glaubens gilt es entschieden zu bekämpfen. Ich freue mich, gerade in diesem Jahr, in dem wir 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland feiern, mit der Berufung des Antisemitismusbeauftragten einen wichtigen Schritt im Kampf gegen Antisemitismus voranzugehen. Wir wollen, dass jüdisches Leben wieder in Hamburg florieren kann, ein ganz selbstverständlicher Teil der Gesellschaft ist – und auch wieder stärker in die Gegenwart geholt wird. Für die Realisierung dieser anspruchsvollen Aufgabe bringt der neue Beauftragte hervorragende Voraussetzungen mit. Mazel tov, lieber Stefan Hensel.“

Stefan Hensel, künftiger Antisemitismusbeauftragter in Hamburg: „Für das mir entgegengebrachte Vertrauen möchte ich mich bedanken. Es ist mir eine Ehre das Amt des Antisemitismusbeauftragten ausfüllen zu dürfen. Gemeinsam mit anderen Hamburgerinnen und Hamburgern sowie verschiedenen städtischen Institutionen und zivilgesellschaftlichen Initiativen werde ich daran arbeiten, jüdisches Leben in unserer Stadt sichtbarer und verständlicher zu machen. Ebenso wird die gezielte Bekämpfung antisemitischer Bestrebungen in unserer Stadt sowie die damit verbundene Präventionsarbeit ein zentraler Bestandteil meiner Arbeit als Antisemitismusbeauftragter sein. Hamburgs Bürgerinnen und Bürger sowie die Hamburger Verwaltung werden mit meinem Team und mir verlässliche Ansprechpartner in Bezug auf Antisemitismus und jüdisches Leben in Hamburg haben. Durch dieses für Hamburg neue Amt, werden wir die Präventionsanstrengungen gegen Antisemitismus bündeln und gemeinsam mit den auf diesem Feld tätigen Initiativen, den jüdischen Gemeinden und weiteren zivilgesellschaftlichen Akteuren dafür Sorge tragen, dass das Strategiepapier des Hamburger Senats umgesetzt wird. Die Prävention von Antisemitismus ist ein Grundpfeiler für unser friedliches Zusammenleben. Als Antisemitismusbeauftragter und Beauftragter für jüdisches Leben in Hamburg möchte ich insbesondere Gespräche zwischen unterschiedlichen Bürgerinnen und Bürgern in unserer Stadt ermöglichen. Um diese Art von Dialogangeboten umzusetzen, wurden vom Senat bereits Mittel zur Verfügung gestellt.“

Philipp Stricharz, Vorsitzender Jüdische Gemeinde Hamburg KdÖR: „Als demokratisch organisierte, zentrale und ehrenamtlich geleitete Gemeinschaft der Hamburger Juden und Staatsvertragspartnerin der Stadt begrüßen wir die Bestellung von Stefan Hensel zum Antisemitismusbeauftragten sehr. Er kennt uns, unsere Traditionen und unsere Einrichtungen wie Joseph-Carlebach-Schule und -Kindergarten, Landesrabbinat, Synagoge Hohe Weide, Reformsynagoge, Jugendzentrum und den Jüdischen Friedhof. Und genauso wie uns geht es ihm darum, nicht nur durch Worte, sondern durch Taten das Judentum in Hamburg voranzubringen und Neues aufzubauen. Es war uns daher eine Freude und Ehre, ihn für die Position des Beauftragten vorzuschlagen, und wir freuen uns sehr, dass er sich dieser großen Herausforderung stellt. In den letzten Jahren konnte die Jüdische Gemeinde viele Erfolge feiern, doch es gab auch Rückschläge. Wir sind es, die Antisemitismus trifft. Unsere Mitglieder wurden auf Hamburgs Straßen attackiert, eines von ihnen fast getötet. Davon, dass unsere Mitglieder sich auf Hamburgs Straßen bedenkenlos als Juden zeigen können, sind wir leider noch weit entfernt. Dies ist nicht nur ein Grund zur Sorge für die Menschen in unserer Gemeinde, sondern auch ein erhebliches Hindernis dabei, die Jüdische Gemeinde nach außen zu öffnen und erfahrbar zu machen. Denn wir müssen sehr genau abwägen, wie viel Öffnung angesichts der Übergriffe vertretbar ist. Umso wichtiger ist es uns, dass der Beauftragte für den Kampf gegen Antisemitismus jemand ist, der das Vertrauen unserer Mitglieder genießt und Strategien entwickelt, Judentum zu zeigen, ohne uns Risiken auszusetzen. Wir wünschen Stefan Hensel viel Erfolg im neuen Amt und freuen uns auf die Zusammenarbeit!“

Galina Jarkova, Vorsitzende Liberale Jüdische Gemeinde Hamburg e. V.: „Wir die Liberale Jüdische Gemeinde Hamburg – Nachfolgegemeinde des Israelitischen Tempelverbands vom 1817 – begrüßt die Absichtserklärung des ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher, der zweiten Bürgermeisterin und Gleichstellungssenatorin Katharina Fegebank und des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg das jüdische Leben in Hamburg aktiv zu fördern und sichtbarer zu machen. Unsere Gemeinde begrüßt die Ernennung von Herrn Stefan Hensel zum neuen Antisemitismusbeauftragten und wünscht ihm viel Erfolg bei seinen zukünftigen Aufgaben und hofft auf ein stets offenes Ohr. Er hat unser Vertrauen und wir freuen uns auf das gedeihliche Miteinander.“

Hintergrund

Der Senat hat mit seinem Landesprogramm gegen Rechtsextremismus deutlich Position bezogen gegen jede Form von Antisemitismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit sowie für ein sichtbares jüdisches Leben in Hamburg. Die miteinander verzahnten Maßnahmen des Konzeptes spiegeln die gesamtgesellschaftlichen Anstrengungen von Behörden und Zivilgesellschaft im Kampf gegen undemokratische Haltungen wider.
Um den Kampf gegen Antisemitismus weiter zu stärken, hat die Hamburgische Bürgerschaft im Dezember 2019 die Bestellung einer bzw. eines Antisemitismusbeauftragten beschlossen.

Das Vorschlagsrecht für die Besetzung des Antisemitismusbeauftragten haben die Jüdische Gemeinde Hamburg KdöR und die Liberale Jüdische Gemeinde Hamburg e.V. Sie wurden im Findungsprozess unterstützt vom „Runden Tisch gegen Antisemitismus“, der alle relevanten Akteurinnen und Akteure zusammen gebracht hat.
Am Runden Tisch vertreten sind die Jüdische Gemeinde Hamburg KdöR und die Liberale Jüdische Gemeinde Hamburg e.V., die Beratungsstellen und Vertreterinnen und Vertreter der in Hamburg mit dem Thema befassten Organisationen beziehungsweise Bildungsstätten und Institutionen wie etwa die KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Zweck des „Runden Tisches“ ist es, in einen regelmäßigen Austausch mit den zuständigen Stellen der Stadt, der Zivilgesellschaft und Verwaltung zu kommen und daraus aktuelle Handlungserfordernisse abzuleiten sowie die Antisemitismus-Prävention zu begleiten und voranzutreiben.

Aufgaben des neuen Antisemitismusbeauftragten

Die ehrenamtliche Arbeit des Antisemitismusbeauftragten wird organisatorisch an die Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke (BWFGB) angegliedert, die im September 2020 die Federführung für die ministerielle Koordinierung der Hamburger Aktivitäten zur Bekämpfung und Prävention von Antisemitismus und zur Förderung des jüdischen Lebens übernommen hat. Die Amtszeit des neuen Beauftragten dauert bis Mitte 2024.
Der Beauftragte ist fortan Ansprechpartner für die Belange der Menschen jüdischen Glaubens in Hamburg und wird Hamburg in der Bund-Länder-Kommission zur Bekämpfung von Antisemitismus und zum Schutz jüdischen Lebens regelhaft vertreten.
Darüber hinaus soll er den Vorsitz des Runden Tisches übernehmen und in die Entwicklung und Umsetzung der Landesstrategie („Antisemitismus – erkennen und begegnen“) zur Prävention von Antisemitismus sowie in die Bildungsarbeit eingebunden werden.
Besonders wichtig ist dem Senat, die Aufklärungs- und Bildungsarbeit in Schulen bzw. für Kinder und Jugendliche zu verstärken – in Form von Besuchen in Synagogen und jüdischen Einrichtungen sowie  KZ-Gedenkstätten, Gesprächen mit Zeitzeugen und eines Ausbaus von Begegnungsprogrammen für Jugendliche.

Stefan Hensel
Stefan Hensel mit dem 1.Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Hamburg, Philipp Stricharz