Baruch Dayan HaEmet: Esther Bejarano stirbt mit 96 Jahren

Esther Bejanaro
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Die Überlebende der Shoah und Mitbegründerin und Vorsitzende des Internationalen Auschwitz-Komitees und Ehrenvorsitzende der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, Esther Bejanaro ist heute morgen (10.07.2021) im Alter von 96 Jahren in Hamburg verstorben.

Esther Bejarano wurde 1924 als Esther Loewy in Saarlouis, im heutigen Südwesten Deutschlands, geboren. Ihre Eltern hatten sich als Teenager in Berlin kennengelernt, als ihr Vater als Klavierlehrer für ihre Mutter angestellt wurde, und die beiden verliebten sich.

Hitlers Machtergreifung setzte dem ein Ende, was Frau Bejarano als „eine unbeschwerte Kindheit“ beschrieb. Als sie 16 Jahre alt war, wurde sie von ihrer Familie getrennt und in einem Nazi-Arbeitslager außerhalb Berlins interniert. Ihre Eltern, so erfuhr sie später, wurden noch im selben Jahr nach Riga, Lettland, deportiert, wo sie erschossen wurden.

Im Jahr 1943 wurde sie nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Ihr wurden die Haare abgeschnitten, sie wurde tätowiert und musste Schwerstarbeit leisten. Für zusätzliches Essen sang sie manchmal Lieder von Schubert, Bach oder Mozart für die Barackenleiter.

Die Nazis betrachteten Lagerorchester als Statussymbole, und innerhalb eines Monats nach Frau Bejaranos Ankunft in Auschwitz beschloss Maria Mandl, die für das Frauenlager zuständige SS-Kommandantin, dass auch sie eines wollte.

Das Orchester hatte die Aufgabe, für den täglichen Marsch der Banden durch das Lagertor zu spielen. Am 15. September 1945 emigrierte sie nach Palästina und kehrte 1960 mit ihrem Mann und zwei Kindern nach Deutschland zurück. Anfang der 1980er Jahre gründete sie mit ihrer Tochter Edna und ihrem Sohn Joram die Musikgruppe Coincidence. Sie singen Lieder aus dem Ghetto und jüdische sowie antifaschistische Lieder. Bejarano lebte in Hamburg.

Am 13.07.2021 hätten wir von Raawi die einmalige Gelegenheit diese wunderbare Frau im Rahmen unserer Reihe „Lebende Legende“ zu treffen. Leider ist uns dies nun nicht mehr möglich. Wir bedauern das sehr und trauern um eine faszinierende Persönlichkeit und Zeitzeugin.