„The Attaché“ erobert Deutschland

The Attache
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Seit dem 14. März 2021 kann die Serie „The Attaché“ unter anderem auf dem Online – Sender STARZplay geschaut werden. Von einem israelischen Regisseur und Autoren erschaffen, kündigt sie nun Serien wie „Shtisel“ und „Fauda“ den Kampf an. Wir wollten wissen, ob die Serie wirklich so gut ist, haben wir uns die Chips geschnappt, es uns auf dem Sofa gemütlich gemacht und einfach mal für Sie „The Attaché“ geschaut.

Zu Beginn der ersten Folge lernen die Zuschauer der TV-Serie „The Attache“ Avshalom und Anabelle Cohen kennen, ein junges israelisches Paar, das mit seinem kleinen Sohn Uri einen Umzug nach Paris plant.

Wer sind die Hauptfiguren?

Für die Ehefrau, Anabelle (gespielt von der französischen Schauspielerin Héloïse Godet), geht ein Traum in Erfüllung. Ihr wurde eine einjährige Stelle als Kulturattaché an der israelischen Botschaft angeboten, was der Beginn einer bedeutungsvollen Karriere zu werden verspricht. Außerdem wird sie näher an ihre Eltern heranrücken, die in Paris leben.

Als sie ihrem Mann von dieser „Chance“ erzählt, scheint sein Herz zu brechen. Er ist ein Schlagzeuger, der nicht nur Angst hat, seinen Job zu verlieren, sondern auch seine Identität. Als er Teil einer Musikgruppe ist, die kurz vor dem Erfolg steht, erfährt er, dass er seinen Job nicht mitnehmen kann. Er wird aus der Band aussteigen müssen.

Aus lauter Liebe verweigert er seiner Frau diese Chance nicht. Das Paar beschließt, ihr eine Chance zu geben und nach Paris zu gehen, wobei seine Zukunft nun ungewisser ist als ihre.

Worum geht es in der TV-Serie „The Attaché“?

Die zehn Episoden umfassende israelische Serie basiert lose auf einer wahren Geschichte und wurde von Eli Ben-David geschrieben und inszeniert, der auch die Hauptrolle des Avshalom spielt. (Ben-David zog nach Paris, als seine eigene Frau in der israelischen Botschaft zu arbeiten begann).

Die Anpassung an den Umzug erweist sich als Herausforderung für die gesamte Familie. Der junge Uri (gespielt von der talentierten Ilai Lax) spricht kein Französisch, vermisst seine Freunde und wird von Gleichaltrigen in seiner neuen Vorschule gemobbt.

Während Annabelle fließend Französisch spricht, hat Avshalom Probleme, die Sprache und Kultur zu verstehen. Er findet seine Schwiegereltern aus der Nähe überheblicher, als sie es aus der Ferne waren. Plötzlich wird er in die Rolle der Hauptpflegeperson für Uri gedrängt, da Annabelles Arbeit lange und oft unvorhersehbare Arbeitszeiten erfordert.

Annabelle scheint die Raffinesse des Pariser Lebens zu genießen. Aber ihr Selbstwertgefühl und ihre Kompetenz werden von ihrer überkritischen Chefin Ofra (gespielt von Hanna Azoulay Hasfari) in Frage gestellt, deren willkürlicher Führungsstil die Zusammenarbeit mit ihr erschwert. Mit jedem Problem, mit dem sich das Paar in Paris konfrontiert sieht, sehen wir, wie die einst scheinbar idyllische Ehe vor unseren Augen aus den Angeln gehoben wird.

 

Geschichtliche Hintergründe von „The Attaché“

Die Serie spielt inmitten der Pariser Terroranschläge vom November 2015, als bewaffnete Männer und Selbstmordattentäter mehrere koordinierte Anschläge auf Orte in der Stadt verübten – darunter eine Konzerthalle, ein Stadion und zahlreiche Restaurants und Bars – und dabei 131 Menschen töteten und Hunderte weitere verwundeten.

Die unmittelbare Bedrohung war für alle Pariser schwer zu spüren, besonders aber für Juden, die oft das Ziel von Antisemiten auf der ganzen Welt sind. Die Zuschauer werden in die Anspannung hineingezogen, wenn sie die äußerst strengen Sicherheitsvorkehrungen rund um die Botschaft und ihre Mitarbeiter sehen. Selbst eine untergeordnete Botschaftsangestellte wie Annabelle benötigt einen Bodyguard zum Schutz und wird angehalten, auf ihre Familie aufzupassen.

Während die Polizei versucht, die Terroristen zu fassen und Razzien in der ganzen Stadt durchführt, gerät Avshalom, ein dunkelhäutiger Israeli marokkanischer Abstammung, versehentlich in eine Polizeirazzia und kann seinen Entführern nicht erklären, warum er auf der Straße ist. Infolgedessen wird er festgenommen und ins Gefängnis gesteckt.

In den folgenden Episoden erfährt man mehr über die Beweggründe und Hoffnungen dieser komplexen, mehrdimensionalen Charaktere, die ihr Leben für einen Neuanfang im Ausland entwurzelt haben. Es fällt dem Zuschauer schwer, für eine Seite Partei zu ergreifen, wenn er Zeuge wird, wie eine Ehe zerbricht, die von dem Konflikt zwischen individuellen und gemeinsamen Zielen geprägt ist.

Die liebevolle, spielerische Vater-Sohn-Beziehung zwischen Avshalom und Uri, die ein wenig an die zwischen Roberto Benigni und seinem Sohn Giosue in „Das Leben ist schön“ erinnert, bietet kurze Atempausen vom angespannten Drama der Handlung.

Insgesamt ist diese ergreifende Serie fesselnd, gut gespielt von ihren Hauptdarstellern und Nebendarstellern. Außerdem spricht sie wichtige gesellschaftliche Themen an, die leider auch heute noch aktuell sind – Einwanderung, Rassismus und der Aufstieg des Rechtsextremismus. Reiseliebhaber, die während der Pandemie auf virtuelle Reisen angewiesen sind, werden von den Straßenszenen in Paris und den Vergleichen zwischen dieser Stadt und den Stränden von Tel Aviv begeistert sein.

 

The Attaché

 

 

©Fotos: Abot_Hameiri