Brandanschlag auf das Denkmal der ehemaligen Synagoge in der Kasernenstraße

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Die Jüdische Gemeinde Düsseldorf reagiert bestürzt auf den gestern Abend verübten Brandanschlag auf das Denkmal der ehemaligen Synagoge auf der Düsseldorfer Kasernenstraße, die 1938 in der Reichspogromnacht zerstört worden war.

Mithilfe einer Brandflüssigkeit war versucht worden, den Gedenkstein in Brand zu setzen. Ein größerer Schaden entstand nicht, auch wurden keine Personen dabei verletzt. Der Täter ist bisher unbekannt, die Düsseldorfer Polizei ermittelt. „Wir sind sehr besorgt darüber, dass es diesen Anschlag hier bei uns im Herzen Düsseldorfs gab, im unmittelbaren zeitlichen Kontext zu der aktuellen Gewalteskalation in Israel“, sagt Dr. Oded Horowitz, Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf. „Durch den Terror in Israel, der einzig auf einen Kollateralschaden unter der Zivilbevölkerung zielt, müssen wir davon ausgehen, dass es ebenfalls in Deutschland vermehrt zu antisemitischen Vorfällen kommen wird.

 

Eine reale Bedrohung für die Menschen vor Ort

 

Die Gefahr für jüdische Menschen und Einrichtungen hier vor Ort ist eine reale Bedrohung, die Angst und Verunsicherung unter unseren Gemeindemitgliedern schürt. Der Anschlag ist ein weiterer bitterer Beleg dafür, dass sich Antisemitismus besonders in Form von gegen Israel gerichteten Aktionen immer radikaler zeigt. Wir hoffen, dass die Polizei den oder die Täter findet und zur Rechenschaft ziehen wird.“

Nicht erst die jüngsten Statistiken der letzten Jahre verdeutlichen einen ständig wachsenden und radikaleren Antisemitismus. Die gemeldeten Vorfälle nehmen laut SABRA, der Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, zu. „Das Arbeitsvolumen unserer Kolleginnen und Kollegen von SABRA wächst kontinuierlich. Neben Meldungen über erlebte Formen von Antisemitismus von Menschen innerhalb und außerhalb unserer Mitgliederschaft wenden sich immer mehr Einrichtungen hilfesuchend an uns, die sich mit antisemitischen Vorurteilen und Vorfällen konfrontiert sehen“ so Michael Rubinstein, Gemeindedirektor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf.

„Aus unserer Sicht ist das ein Alarmsignal, das die Politik noch stärker als bisher in den Blick nehmen muss. Nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle an der Saale an Jom Kippur 2019 wurde viel gesprochen und uns jüdischen Einrichtungen hier in Nordrhein-Westfalen auch zugesagt. Inzwischen müssen wir zu unserem großen Bedauern feststellen, dass es überwiegend bei Ankündigungen geblieben ist und man offenbar die real existierende Bedrohung für uns nicht sehen und entsprechend mit wirksamen Präventionsmaßnahmen reagieren will.“

Dr. Oded Horowitz appelliert an die Politik: „Wer hier ein vielfältiges jüdisches Leben haben möchte – und dies ist der erklärte Wunsch der nordrhein-westfälischen Politik über alle Parteigrenzen hinweg – muss sich gleichwohl der Aufgabe bewusst sein, dass dieses Leben immer noch und sogar erschreckenderweise immer stärker geschützt werden muss. Ich appelliere daher eindringlich an die Landesregierung, im gemeinsamen Interesse entsprechende Maßnahmen umgehend auf den Weg zu bringen.“

 

© Jüdische Gemeinde Düsseldorf