Assaf Levitin wird erster liberaler Reform-Kantor der Jüdischen Gemeinde Hamburg seit Ende der Shoa

Kantor Assaf Levitin
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Vielfalt in der Einheit – von der Opernbühne in die Reformsynagoge der Jüdischen Gemeinde Hamburg

Assaf Levitin wird erster liberaler Reform-Kantor der Jüdischen Gemeinde Hamburg seit Ende der Shoa

Hamburg, 07. Juni 2022. Assaf Levitin bereichert ab 1. Juni 2022 als erster liberaler Kantor seit dem Ende der Shoa das religiös-kulturelle Leben der Jüdischen Gemeinde in Hamburg (JGHH). Die JGHH (KdöR) ist als Einheitsgemeinde das Zuhause vielfältigen jüdischen Lebens in der Hansestadt. Sowohl Vertreter:innen verschiedener jüdischer Strömungen als auch Hamburger Politiker:innen und Bürger:innen begrü.en sein Engagement.

Als Opernsänger stand der in Israel geborene und in Deutschland studierte Bassbariton Assaf Levitin international auf vielen bedeutenden Bühnen. Der Kantor, Lehrer, Chorleiter, Komponist und Arrangeur gilt mit seinem großen Stimmumfang und absoluten Gehör als angesehener Interpret zeitgenössischer Musik und international gefragter Gastkantor, u.a. in Chicago, Berlin, Paris oder Warschau. Nach Stationen in Berlin und Hannover wird Assaf Levitin nun mit seiner Expertise in jüdischer Liturgie und Religion erster festangestellter liberaler Kantor der JGHH.

 

Philipp Stricharz, Erster Vorsitzender der JGHH:

„Wir freuen uns außerordentlich, Assaf Levitin als ersten liberalen Kantor nach Ende der Shoa für unsere Gemeinde gewonnen zu haben. Er ist ein zutiefst spiritueller Mensch und begnadeter Musiker zugleich. Sein Engagement ist für uns ein wichtiger Schritt, unsere Gemeinde und damit das jüdische Leben in der Hansestadt weiter zu stärken.“

 

Assaf Levitin
Foto: © Assaf Levitin, Reformsynagoge Hamburg

 

Assaf Levitin, liberaler Kantor, Bassbariton:

„Ich freue mich sehr, künftig für und mit der Reformsynagoge dieser großen Einheitsgemeinde zu arbeiten. Ich komme gern nach Hamburg, um die wachsende Reformsynagoge der JGHH aktiv weiterzuentwickeln, die kulturellen Traditionen zu pflegen und die weltoffene und moderne Gemeinde in Hamburg religiös und musikalisch zu bereichern. Neben der Tradition liegen mir auch Erneuerung und Weiterentwicklung der musikalischen Liturgie am Herzen. Besonders freue ich mich auch auf die Zukunft der JGHH auf dem ehemaligen Bornplatz.“

Katharina Fegebank, Zweite Bürgermeisterin Hamburgs und als Senatorin zuständig für das jüdische Leben in Hamburg: „Es freut mich sehr, Herrn Assaf Levitin als Kantor hier in Hamburg begrü.en zu dürfen. Mit ihm gewinnt die Stadt eine weitere wichtige Stimme für unsere wachsende und vielfältige jüdische Gemeinde und einen großartigen Musiker. Ich bin gespannt auf bereichernde Gespräche und Begegnungen und freue mich auf die ersten Konzerte, in Zukunft hoffentlich in der neuen Bornplatzsynagoge. Ich wünsche Herrn Levitin einen guten Start!“

 

Daphna Horwitz, Mitglied der Kultuskommission in der Reformsynagoge der JGHH:

„Als Reformsynagoge sind wir eines von vielen sichtbaren Zeichen für die Diversität innerhalb unserer Einheitsgemeinde. Uns eint unsere jüdische Tradition, unsere Kultur und die zentralen Botschaften der Tora. Als erster liberaler Kantor der Reformsynagoge nach 1945 schreibt Assaf Levitin Geschichte in Hamburg. Deshalb empfinden wir es als große Chance, das Angebot der Reformsynagoge mit Kantor Levitin spirituell und kulturell weiterzuentwickeln. Wir sind begeistert, einen religiös so versierten,

erfahrenen und menschlich warmherzigen Kantor an unserer Seite zu wissen.“

Die offizielle Amtseinführung von Kantor Assaf Levitin findet im Herbst 2022 statt. Der Termin wird zeitnah bekannt gegeben.

 

Hintergrund zu Opernsänger und Kantor Assaf Levitin:

Nach seinem Gesangsstudium an der Musikhochschule Tel Aviv studierte Assaf Levitin in Saarbrücken bei Yaron Windmüller. Anschließend war der Bassbariton ein Jahr Mitglied des Internationalen Opernstudios am Opernhaus Zürich, später Mitglied des Opernensembles Dortmund. Schließlich beschloss er, die Kantoren-Ausbildung am Abraham Geiger Kolleg an der Universität Potsdam zu absolvieren. Dort begann er, Stücke für die Liturgie zu komponieren und Gottesdienste zu leiten.

 

Hintergrund zur Jüdischen Gemeinde in Hamburg (JGHH):

Die Jüdische Gemeinde in Hamburg (KdöR) ist eine der größeren Gemeinden Deutschlands und fungiert als Einheitsgemeinde ihrer Mitglieder. Sie bildet innerhalb des bundesweiten Zentralrats der Juden in Deutschland einen eigenständigen Landesverband.

Wiederaufbau Bornplatzsynagoge Am 9. November 2020 startete die öffentliche Kampagne zum Wiederaufbau der 1938 zerstörten Bornplatzsynagoge. Bis zum Ende der Kampagne am 27. Januar 2021 haben 107.000 Menschen das Anliegen unterstützt. Zu den prominenten Unterstützer:innen zählen neben Hamburgs Erstem Bürgermeister Peter Tschentscher, Hamburgs Zweiter Bürgermeisterin Katharina Fegebank sowie Bürgerschaftspr.sidentin Carola Veit auch u.a. der heutige Bundeskanzler Olaf Scholz, Ex-

Außenminister Heiko Maaß, zahlreiche Bundestagsangeordnete, Unternehmen wie die HHLA, Otto Group und Budnikowski sowie Künstler:innen und Prominente wie Die Toten Hosen oder Yared Dibaba.

Am 27. November 2020 hatte zudem der Haushaltsausschuss des Bundestags Mittel des Bundes in Höhe von 65 Millionen Euro für den Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge reserviert. Auch die Hamburgische Bürgerschaft hatte bereits 2020 in einem gemeinsamen Beschluss den Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge verabschiedet. Eine Machbarkeitsstudie ist demnächst abgeschlossen, liefert dann Antworten zu den wichtigsten Fragen rund um den Wiederaufbau und ermöglicht so eine zeitnahe Umsetzung.

 

Titelfoto: Fotokredit: Courtesy of Assaf Levitin | © TRUELIGHT-NOW

2. Foto: © Assaf Levitin / Reformsynagoge Hamburg