Meinungsunterschiede zwischen Korach und Mosche

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Das Judentum hat sich so lange behaupten können, da man die Ungereimtheiten der vorhergehenden Generationen immer mit Ehrfurcht behandelt hat aber warum gab es so viel Machloukes (Streit)?

Der größte Teil der Parascha Korach handelt vom Meinungsunterschied zwischen Korach und Mosche Rabbejnu. Weshalb gab es so viel Streit und Zank?

 

Rabbi Awraham ibn Esra

-Korach meinte, dass Mosche Rabejnu den Austausch der Bechorim (der Erstgeborenen) durch die Levi’im aus seinem Daumen gesaugt hatte, da er seinen eigen Stamm bevorzugen wollte.

-Auch die Söhne von Kehat, die die als am nächsten geltenden Familienmitglieder von Mosche Rabbejnu waren, wurden bevorzugt.

-Die Levi’im fanden es wenig lustig, dass sie unter Aharon und seinen Söhnen dienen mussten.

Datan und Awiram fanden es unzutreffend, dass das Erstgeborenenrecht des Stammes Re’uwejn auf den Stamm Jossejf überging. Beide Kinder von Jossejf, Efrajim und Menasche, erhielten einen Teil im Land Israel, als ob Jossejf ein Erstgeborener sei. Man befürchtete, dass Mosche Rabbejnu den Stamm Jossejf in Efrajim bevorzugte, da Jehoschu’a, sein Diener, vom Stamm Efrajim stammte.

Die „Vornehmen“ der Gemeinde und Korach waren allesamt Bechurim (Erstgeborene) und deshalb nahmen sie am Versuch mit den Feuerpfannen teil. Dieses ist die Auffassung von Rabbi Awraham ibn Esra (13. Jahrhundert).

 

Nachmanides: der Aufstand von Korach entstand nach dem Kundschafterdrama

Aber Nachmanides (14. Jahrhundert) widerspricht und behauptet, dass der Aufstand von Korach nach dem Kundschafterdrama entstand. Tatsächlich war Korach über die Anstellung von Elitsafan eifersüchtig und er war auch über die herausragende Stellung von Aharon, den Hohepriester, missgünstig.

Aber es ging den Aufständischen, wie Datan und Awiram, nicht so sehr um das Erstgeborenenrecht. Dieses war schon vor ein Paar Hundert Jahre zurück durch Ja’akow, unserem Erzvater, von Re’uwejn weg genommen und an Jossejf weitergereicht worden. Ursprünglich hatten die Juden in der Wüste nichts zu klagen. Selbst nach dem Sündenfall am Goldenen Kalb waren nur relativ wenige Tote zu betrauern, da Mosche Rabbejnu für das Volk gedawwent hatte. Ab jenem Augenblick hielten die Juden besonders fest zu Mosche Rabbejnu und wenn jemand nur sich gegen ihn aufgelehnt hätte, hätten sie ihn gesteinigt. Deshalb konnte auch jeder begreifen, dass die Familie von Mosche, die Leviten, so eine vornehme Stelle inne hatten.

 

Jeder fühlte sich furchtbar depressiv

Aber als sie in die Wüste Paran angelangten, fielen recht viele Tote, bei verschiedenen sündigen Ereignissen, zum Opfer. Als das Volk auch noch mit den Kundschaftern mit ging, hat Mosche nicht mehr für sie gedawwent (gebetet) und jedermann sollte in der Wüste sterben. Viele starben oder sollten bei diesem Drama noch sterben. Jeder fühlte sich furchtbar depressiv. Damals ergriff Korach die Gelegenheit, sich gegen Mosche auf zu lehnen. Ein Teil des Volkes ging mit ihm mit, da sie in der Wüste sterben würden und da Mosche sein Versprechen, dass er sie in ein Land von Milch und Honig bringen würde, nicht nachgekommen war.

Diejenigen, die sich auflehnten, waren zumeist die Erstgeborenen. Sie fühlten sich auch noch in ihrem Kowed (Ehre) angegriffen, da sie ihren besonderen Status verloren hatten. Deshalb sprach Mosche Rabbejnu: „Nehmet die Feuerpfannen, wie Ihr früher beim Opferdienst gewohnt gewesen seid und wir werden sehen, wem G“tt als Seine Kohanim erwählen wird“

 

als ob sie sich direkt gegen G“tt aufgelehnt hätten

Der Talmud (B.T. Sanhedrin 110a) besagt: „Jeder, der sich mit seinem Rebbe uneinig ist, wird es angekreidet, als ob er mit der Schechina, der G“ttlichen Präsenz, uneinig sei, wie geschrieben steht „als sie sich gegen G“tt auflehnten“ bei der Episode des Aufstandes von Korach (26:9)“. Raschi erklärt, dass es Korach und seinem Gefolge angekreidet wurde, als ob sie sich direkt gegen G“tt aufgelehnt hätten. Es geht selbst so weit, dass der Talmud besagt, dass „jeder, der sich über seinen Rebbe beschwert, es so ist, als ob er sich über die Schechina beschwert und jedem, der Bedenken gegen seinen Rebben hat, angekreidet wird, als ob er Bedenken gegen G“tt hätte“.

 

Die Ehrfurcht und die Achtung vor dem Rebben

Maimonides übernimmt das auch in seinem Codex: „Genau so, wie jeder Einzelne dazu verpflichtet ist, seinen Vater zu ehren und zu fürchten, ist man auch dazu verpflichtet, seinen Rebben zu ehren und zu fürchten (besser: beachten), selbst mehr als seinen Vater. Dieses ist so, da Dein Vater Dich nur auf diese Welt bringt, während Dein Rebbe Dich Thora lehrt und Dir die Olam Haba – die Künftige Welt – schenkt. Die Ehrfurcht vor dem Rebben und die Achtung vor dem Rebben sind die höchste Art von Ehrfurcht und Achtung, die wir auf Erden kennen „die Ehrfurcht vor dem Rebben sollte wie die Kowed vor dem Himmel sein“ (Maimonides, Talmud Thora Hauptteil 5).

Das Judentum hat so lange behaupten können, da man die Ungereimtheiten der vorhergegangenen Generationen immer mit Ehrfurcht behandelt hat.

 

Author: © Oberrabbiner Raphael Evers | Raawi Jüdisches Magazin

Foto: © Maria Hadfield Cosway | The Judgement of Korah, Dathan and Abiram