Die Kohanim und die Levi’im nehmen in unserer Parscha einen wichtigen Platz ein: „Und G“tt sprach zu Mosche: Lasse den Stamm Levi sich annähern, stelle ihn vor Aharon, dem Priester und sie werden ihm dienen“ (3:6).
Die Levi’im kamen an Stelle der Bechorim, der Erstgeborenen. Als diese am Goldenen Kalb sündigten, wurden sie als die Diener G“ttes abgelöst. Die Leviten, die keine Götzen angebetet hatten, wurden an ihrer statt eingesetzt. Die Kohanim und die Leviten hatten unterschiedliche Vorrechte. Sie durften den Tempeldienst vollziehen und erhielten als Gegenleistung hierfür Abgaben und Zehnten von den Israeliten.
In der Geschichte haben die Kohanim und die Leviten es von allen am Besten gemacht. Die Kohanim fingen mit vier Kohanim an – Aharon, Elasar, Itamar und Pinchas – auf etwa 603.550 erwachsene Männer bezogen. Das ist 1 (einer) zu 150.000.
Heutzutage gibt es keinen großen Minjan mehr ohne einen Kohen. Bekanntlich haben sie in der Geschichte am besten durchgehalten. Das gleiche gilt für die Levi’im. Diese fingen mit etwa 1 (einem) zu 30 an. Gegenwärtig gibt es prozentual gesehen mehr Levi’im. Wie steht es gegenwärtig mit ihren Vorrechten beim Aufrufen zur Thora?
Vorrechten beim Aufrufen zur Thora
Zuerst wird ein Kohen aufgerufen, anschließend ein Levi und danach ein Jisraejl (B.T. Gittin 59a). Die Begründung dieser Reihenfolge lautet: „um den Frieden willen“, um Zank vor zu beugen.
Aus der Tora oder Rabbinischen Ursprungs
Im Talmud Jeruschalmi sagt Rabbi Schimon bar Jochai, dass diese Reihenfolge laut der Thora zwingend sei, da geschrieben steht (Dewarim 31:9) – bei den Dinim (Vorschriften) die öffentliche Vorlesung aus der Thora an Sukkot nach Ablauf eines Schmita-Jahres (Hakhejl) betreffend: „Als Mosche die Thora nieder geschrieben hatte, gab er diese an – zuerst den Kohanim – danach – an die Söhne von Levi und erst danach an alle Ältesten von Israel“. Rabbi Jehoschu’a ben Levi glaubt jedoch, dass die vorgeschriebene Reihenfolge beim Aufrufen Rabbinischen Ursprungs sei.
Wenn kein Kohen anwesend ist, dann ist das Bündel auseinandergefallen
Aber was geschieht, wenn kein Kohen anwesend ist? „Wenn kein Kohen anwesend ist, dann ist das Bündel auseinandergefallen“ sagt der Talmud. Diese letzte Aussage wird auf drei Arten erklärt.
kein Levi aufgerufen
Die erste Erklärung besagt, dass beim Fehlen eines Kohen, kein Levi aufgerufen werden kann.
VOR einem Jisraejl nicht, um dem Missverständnis vorzubeugen, dass man glauben würde, dass ein Levi laut der Thora den Vorzug haben würde;
NACH einem Jisraejl nicht, da er doch mehr Kedduscha, als ein Jisraejl besitzt und es sich nicht schicken würde, eine höhere Kedduscha später aufzurufen.
keine vorgeschriebene Reihenfolge
Eine zweite Erklärung ist, dass es keine vorgeschriebene Reihenfolge mehr gibt. Wen man als ersten aufrufen möchte, sei irrelevant. Der Levi hat beim Fehlen eines Kohen keine besondere Kedduscha. Ohne Kohen ist er einem gewöhnlichen Jisraejl gleich. Man kann jetzt machen, was man möchte und ihn vor oder nach einem Jisraejl aufrufen, genauso wie das bei zwei Jisraejlim geht.
Wenn der Levi ein großer Gelehrter sei, ginge der Levi vor
Eine dritte Erklärung stammt aus der Hand von Rosch aus Toledo (13. Jahrhundert). Der Rosch besagt, dass wenn ein Jisraejl ein großer Gelehrter sei, der Jisraejl zuerst käme und danach der Levi aufgerufen würde. Wenn der Levi ein großer Gelehrter sei, ginge der Levi vor. Wenn der Levi und der Jisraejl qua Bildung oder Gelehrtheit ebenbürtig seien, ginge der Levi vor.
ein Levi kann als erster aufgerufen werden
Der Sefardische Rabbi Jossejf Karo paskent (entscheidet), dass wenn in der Synagoge kein Kohen anwesend sei, ein Jisraejl an Stelle eines Kohen auf zu rufen sei und dass nach dem Jisraejl kein Levi aufgerufen werden dürfe. Der Aschkenasische Rabbi Mosche Isserles (16. Jahrhundert) schreibt jedoch, dass ein Levi als erster aufgerufen werden kann. Wenn man einen Levi als ersten aufruft, hat man dabei zu sagen „bimkom Kohen“ (an Stelle eines Kohen), damit man nicht glauben oder meinen sollte, dieser Levi sei ein Kohen.
Author: © Oberrabbiner Raphael Evers | Raawi Jüdisches Magazin