Peggy Parnass in Hamburg beigesetzt

Friedhofsmauer Jüdischer Friedhof Hamburg mit Fotos von Peggy Parnass
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Nicht nur zu Lebzeiten war sie ein wahrer Sonnenschein. Auch am Tag ihrer Beerdigung sorgte Peggy Parnass dafür, dass ihre Heimatstadt im Sonnenschein erstrahlte. Mehrere hundert Menschen versammelten sich heute Mittag auf dem jüdischen Friedhof in Ohlsdorf, um Abschied von ihr zu nehmen. Gäste aus Politik und Gesellschaft sprachen der Familie ihr Beileid aus und würdigten das Leben der beliebten Hamburgerin.

Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher lobte ihren lebenslangen Einsatz gegen Rechtsextremismus und Diskriminierung: „Als Reporterin und Autorin trug sie zur Aufarbeitung der Naziverbrechen bei und prägte das moralische Rechtsempfinden der deutschen Nachkriegsgesellschaft. Als Zeitzeugin sprach sie mit Kindern und Jugendlichen über ihre Erlebnisse und wurde zu einer starken Stimme gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit.“

Schmunzelnd erinnerte er sich an seinen Besuch zu ihrem 95. Geburtstag bei der „Queen von St. Georg“, wie sie liebevoll genannt wurde: „Als ich sie zu ihrem 95. Geburtstag bei Kaffee und Kuchen besuchte und mit den Worten begrüßte: ‚Liebe Peggy! Herzlichen Glückwunsch zum 95. Geburtstag.‘ antwortete sie: ‚Wie bitte? Wie alt soll ich sein? 95 Jahre? Das ist ja empörend!‘“

Tschentscher sprach der Familie sein Beileid aus und betonte noch einmal, wie viel Hamburg Peggy Parnass zu verdanken habe.

Der Sarg von Peggy Parnass wird aus der Trauerhalle getragen

Auch ihre Schwägerin Schlomit, die extra aus Israel angereist war, fand tröstende Worte: „Ich sehe dich, wie du deine Eltern triffst, die du so sehr geliebt und vermisst hast. Du hast jeden Tag auf sie gewartet, seitdem ihr getrennt wurdet. Ich sehe, wie ihr Arm in Arm vereint seid – gemeinsam mit deinem kleinen Bruder Gaddi, der auf dich gewartet hat, seitdem er uns vor vier Jahren verlassen hat. Ihr seid jetzt wieder zusammen – eine kleine, liebende Familie, so wie du dich daran erinnert hast.“

Sie erzählte, wie herzlich Peggy Parnass die Menschen umarmte, und verglich ihr Leben mit einem Mix aus den Musikstücken „My Way“ von Frank Sinatra, „What a Wonderful World“ von Louis Armstrong, „Hallelujah“ von Leonard Cohen und John Lennons „Imagine“.

Die Schauspielerin Sylvia Wempner, berichtete, wie sie mit 17 Jahren auf Peggy Parnass traf und wie diese seitdem ein wichtiger Teil ihres Lebens wurde. Sie zitierte einige von Parnass’ Aussagen, die eindrucksvoll zeigten, welch starke Frau sie war. Eine ihrer Erzählungen handelte davon, wie ihr einst eine Küchenleiter ihrer Mutter von ehemaligen Nachbarn zurückgegeben wurde – das einzige materielle Erbe, das sie besaß, neben ihrem Namen Parnass.

Eine weitere Anekdote zeigte, wie Parnass in den 1950er-Jahren an der Universität nicht in einer Theatergruppe mitspielen durfte, weil sie Jüdin war – woraufhin sie mit Freunden kurzerhand ihre eigene Gruppe gründete. Zeit ihres Lebens sprach sie sich öffentlich gegen Krieg und den Einsatz von Waffen aus.

Weitere Redner erinnerten an ihre Lebenslust, ihre Leidenschaft, aber auch an ihre Angst, anderen Menschen zu vertrauen – eine Prägung, die sie ihr Leben lang begleitete. Für sie waren weder Menschen noch Dinge austauschbar. Sie wusste, den Dingen eine Bedeutung zu geben.

Worte, die nachdenklich machen. Worte, die zeigen, welche Lücke Peggy Parnass im Herzen der Menschen und in Hamburg hinterlässt. Peggy Parnass starb am 12.März 2025 im Alter von 97 Jahren in Hamburg.

Mögest du in Frieden ruhen, liebe Peggy Parnass.

Kondolenzbuch mit einem Foto von Peggy Parnass und einer Widmung die "Rest in Peggy" sagt