SPUCKE NIE IN DEN BRUNNEN, AUS DEM DU GETRUNKEN HAST
Bewaffnet zogen die Israeliten aus Ägypten
Als die Juden aus Ägypten zogen, nahmen sie Waffen mit, wie es geschrieben steht (Schemot/Ex. 13:18): „Bewaffnet zogen die Bnei Jisrael aus dem Land Ägypten“.
Warum hat G’tt den Bnei Jisrael nicht befohlen, am Ufer des Jam Suf gegen die Ägypter zu kämpfen? Hätte G’tt ihnen geholfen, hätten sie den Sieg natürlich erringen können. Warum zog G’tt es vor, ein großes Wunder zu vollbringen, bei dem die Naturgesetze außer Kraft gesetzt wurden, das Meer sich teilte und der Pharao und seine gesamte Armee im Jam Suf ertranken?
Chatam Sofer (18. Jahrhundert) erklärt, dass die Ägypter den Bnei Jisrael anfangs große Gastfreundschaft entgegenbrachten, die sich später jedoch in Sklaverei und Unterdrückung wandelte.
Unsere Weisen lehren uns (B.T. Bawa Kamma 92b), dass man nicht in den Brunnen spucken soll, aus dem man getrunken hat. Deshalb hat G’tt uns auch angewiesen (Dewarim/Deut. 23:8), die Ägypter nicht zu verachten, „weil du ein Fremder in seinem Land warst“.
Deshalb wäre es falsch gewesen, wenn die Juden sich an den Ägyptern gerächt hätten, die sie überhaupt erst aufgenommen hatten. Es musste G’tt selbst sein, der das ägyptische Volk für seine bösen Taten bestrafen würde.
Dankbarkeit ist eine wichtige Eigenschaft. Deshalb musste Aharon den Nil mit Blut und Fröschen schlagen. Mosche durfte das nicht, weil er im Nil Schutz gefunden hatte, als seine Mutter ihn vor den ägyptischen Soldaten versteckte.
Autor: Oberrabbiner Raphael Evers
Foto: Mose führt das Volk Israel durch das Meer – Darstellung aus dem Hortus Deliciarum der Herrad von Landsberg (um 1180)