Wenn du durch den Supermarkt gehst, eine rote Flasche siehst und dein Blick auf das kleine „OU“ fällt, weißt du: Das kannst du mit gutem Gewissen trinken. Coca-Cola ist koscher. Aber was viele für selbstverständlich halten, war einmal ein echter Kraftakt – halachisch, politisch und sogar ein bisschen geheimnisvoll.
Koscher oder nicht – das ist hier die Frage
Was koscher ist, entscheidet nicht der Geschmack. Auch nicht die Werbung. Sondern die Halacha. Und die interessiert sich weniger für Blubberblasen und Retro-Flaschendesign, sondern dafür, was wirklich in einem Produkt steckt. Und wie es verarbeitet wurde. Eine „harmlos“ wirkende Limonade wie Coca-Cola? Die wird schnell zur halachischen Herausforderung.
Was ist mit Aromastoffen? Woher kommt das Glycerin? Und was passiert, wenn die Anlage davor ein nicht-koscheres Produkt verarbeitet hat? Fragen, die sich ein durchschnittlicher Konsument nicht stellt – ein jüdischer Haushalt aber sehr wohl. Zum Glück gibt es klare Antworten.
Ein Rabbiner, eine Formel, eine Revolution
Die Geschichte beginnt in den 1930er-Jahren in Atlanta. Die lokale jüdische Gemeinde wollte wissen: Ist Coca-Cola überhaupt erlaubt? Man wandte sich an Rabbi Tobias Geffen – Gadol seiner Zeit und jemand, der nicht davor zurückschreckte, den berühmtesten Softdrink der Welt unter die Lupe zu nehmen.
Rabbi Geffen bekam – unter strengster Geheimhaltung – Einsicht in die originale Rezeptur. Was er entdeckte, war problematisch: Das verwendete Glycerin stammte aus tierischen Fetten – und war damit treif. Anstatt aber Coca-Cola zu verbieten, suchte Rabbi Geffen das Gespräch mit der Company – und siehe da: Man war bereit, die Rezeptur zu ändern und pflanzliches Glycerin zu verwenden. Ein Sieg für die Halacha – und für Millionen jüdischer Coke-Liebhaber.
Seitdem ist Coca-Cola offiziell koscher-zertifiziert. Und ja, es war das erste Massenprodukt dieser Art mit einem hechscher. Wer heute eine Flasche mit dem kleinen „OU“ sieht, schaut auf ein Stück jüdischer Geschichte.
Und was ist mit Pessach?
Das wird oft gefragt – völlig zu Recht. Denn während Coca-Cola über das Jahr hinweg koscher ist, gilt für Pessach ein noch strengerer Maßstab. Chametz – also alles, was aus Weizen, Gerste, Roggen, Hafer oder Dinkel fermentiert wurde – ist tabu. Und in aschkenasischen Gemeinden auch Kitniyot wie Mais. Dumm nur, dass in vielen Coca-Cola-Varianten Maissirup steckt.
Die Lösung? Für Pessach produziert Coca-Cola in bestimmten Regionen eine Spezialversion – ohne Maissirup, stattdessen mit Zucker. Diese Flaschen tragen meist ein „OU-P“ oder ein anderes Pessach-Hechscher. In manchen Gemeinden sind sie heiß begehrt – ja, man kann sagen: Sie sind der Matzeknödel unter den Softdrinks.
Koscher sein – auch eine Frage des Vertrauens
Dass Coca-Cola heute weltweit als koscher gilt, ist kein Zufall, sondern das Ergebnis harter Arbeit – auf rabbinischer wie industrieller Seite. Die Orthodox Union (OU) zählt zu den Organisationen, die regelmäßig Anlagen inspizieren, Rezepturen prüfen und Produktionsprozesse freigeben. Nur so kann sichergestellt werden, dass jede Flasche tatsächlich den Standards entspricht.
Und Coca-Cola ist da kein Einzelfall. Viele große Marken arbeiten heute mit Koscher-Zertifizierern zusammen – nicht nur aus religiöser Rücksicht, sondern auch, weil koschere Produkte für viele Menschen ein Qualitätsmerkmal sind. Wer auf Reinheit, Transparenz und klare Regeln Wert legt, liegt mit „OU“ oft richtig.
Eine Frage des Prinzips – und des Geschmacks
Ob du deine Coke zum Shawarma trinkst, zum Kiddusch oder einfach nur, weil sie eiskalt gerade richtig kommt – du kannst sicher sein: Diese Blasen haben den Segen. Und ein Stück jüdischer Geschichte trinken wir bei jedem Schluck gleich mit.
KLEINE KOSCHER-KUNDE
🔴 OU = Orthodox Union – eine der zuverlässigsten Koscher-Zertifizierungen weltweit
🔵 OU-P = Koscher für Pessach
⚫ Glycerin = früher tierisch, heute pflanzlich – dank Rabbi Geffen
🟠 Maissirup = außerhalb Pessach meist unproblematisch, an Pessach aber tabu (aschkenasisch)
🟢 Coca-Cola ist in Israel ebenfalls koscher – mit Aufsicht durch lokale Rabbanim