Hamburg erinnert neu: Die Hindenburgstraße wird zur Traute-Lafrenz-Straße

Eine weiße Rose vor dunklem Hintergrund
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Ein bedeutendes Stück Hamburger Stadtgeschichte wird neu geschrieben: Seit kurzem trägt die bisherige Hindenburgstraße in Hamburg-Nord einen neuen Namen: Traute-Lafrenz-Straße. Damit ehrt die Stadt eine der letzten Überlebenden der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ – eine Frau, die sich mutig gegen das NS-Regime stellte und für Freiheit, Menschlichkeit und Demokratie einstand.

Die Umbenennung betrifft den nördlichen Abschnitt der ehemaligen Hindenburgstraße, die durch die Stadtteile Groß Borstel, Alsterdorf und Winterhude führt. Der südliche Teil bis zum Jahnring wird künftig Otto-Wels-Straße heißen – und damit an den sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten erinnern, der 1933 mit seiner berühmten Rede gegen Hitlers Ermächtigungsgesetz Geschichte schrieb.

Ein Festakt gegen das Vergessen

In der Martin-Luther-Kirche in Alsterdorf wurde die Namensänderung feierlich begangen. Zahlreiche Gäste aus Politik, Zivilgesellschaft und Bildung waren anwesend, darunter auch Schüler der Vielfalts-AG der Klosterschule – jener Schule, an der Traute Lafrenz 1938 ihr Abitur ablegte.

Jana Schiedek, Staatsrätin für Kultur und Medien, würdigte in ihrer Rede die Bedeutung dieser symbolischen Neubenennung:

„Die Frage, wen wir mit Straßenbenennungen ehren und damit im Gedächtnis der Stadt präsent halten wollen, ist von zentraler Bedeutung. […] Dass mit Traute Lafrenz nun eine Widerstandskämpferin und mutige Hamburgerin geehrt wird, ist eine wichtige und richtige Entscheidung.“

Und weiter:

„Zusammen mit der Otto-Wels-Straße erinnern die neuen Straßennamen nun an zwei Menschen, deren Biografien kaum unterschiedlicher sein könnten und die doch beide entschlossen und mutig für Demokratie und Menschlichkeit eintraten.“

Auch Bezirksamtsleiterin Dr. Bettina Schomburg betonte, wie wichtig diese Entscheidung für das kollektive Gedächtnis der Stadt sei:

„Heute ist ein guter Tag für Hamburg-Nord. Endlich bringen wir das mutige Engagement von Traute Lafrenz für Freiheit, Demokratie und ihren aktiven Widerstand gegen das Nazi-Regime sichtbar in die Gegenwart unserer Stadtgesellschaft.“

Jahrzehnte des Engagements zahlen sich aus

Für viele Bürger war die Umbenennung überfällig – so auch für Wolfgang Kopitzsch, Bundesvorsitzender des Arbeitskreises ehemals verfolgter und inhaftierter Sozialdemokraten:

„Jahrzehntelange Bemühungen finden endlich eine angemessene Umsetzung! Ich danke allen daran Beteiligten herzlich.“

Als ehemaliger Bezirksamtsleiter, Polizeipräsident und Kommunalpolitiker in Hamburg kennt Kopitzsch die lange Debatte um die historische Belastung des Namens Hindenburg – und begrüßt den neuen Kurs ausdrücklich.

Traute Lafrenz: Ein Leben für Menschlichkeit

Geboren 1919 in Hamburg, gestorben 2023 in den USA: Traute Lafrenz war eine der letzten Stimmen der „Weißen Rose“. Bereits als junge Studentin in München schloss sie sich dem innerdeutschen Widerstand an. Ihre Verhaftung 1943 überlebte sie nur knapp – 1945 wurde sie von US-Truppen befreit.

Später wanderte sie in die Vereinigten Staaten aus, wo sie als Ärztin und Schulleiterin für Kinder mit geistiger Behinderung arbeitete. Für ihr Lebenswerk erhielt sie zahlreiche Ehrungen, darunter 2009 die Herbert-Weichmann-Medaille und 2019 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.

Neue Namen, neue Erinnerung

Die neue Traute-Lafrenz-Straße verläuft von der U-Bahnstation Alsterdorf über die Alsterkrugchaussee bis zur Oberhauptstraße. Auch die Hindenburgbrücke, die über die Alster führt, wird künftig Traute-Lafrenz-Brücke heißen – ein weiteres sichtbares Zeichen der Neuausrichtung im öffentlichen Raum.

Begleitend zur Straßenumbenennung zeigt das Bezirksamt Hamburg-Nord vom 1. bis 31. August 2025 im Foyer an der Kümmellstraße 7 die Ausstellung „Traute Lafrenz und die Weiße Rose“, bereitgestellt von der Weiße Rose Stiftung e. V. aus München.