VIER FRAGEN IN MA NISCHTANA, VIER BECHER WEIN, VIER SÖHNE.
UND WAS BEUTEUT DER FÜNFTE BECHER WEIN – DER BECHER DES ELIJAHU?
Vier ist einen Hinweis auf die vier Erzmütter Sara, Riwka, Rachel und Lea, die den naschim zidkanijot – den jüdischen Frauen in Ägypten – als Vorbild dienten.
Die Frauen in Ägypten ließen sich nicht entmutigen und taten alles, um den Beschluss Pharaos, das Überleben des Jüdischen Volkes zu behindern, zunichte zu machen.
Die Männer glaubten nach dem grausamen Beschluss der Tötung aller männlichen Neugeborenen nicht mehr an eine Zukunft für das Jüdische Volk.
Die Zahl Vier erinnert auch an die vier Eigenschaften, durch die sich die Juden in Ägypten unterschieden. Weder änderten sie ihre Art, sich zu kleiden, noch ihre Sprache und ihre Namen und ebenso wenig übten sie Verrat aneinander bei der ägyptischen Obrigkeit.
Von einer tieferen Ebene her betrachtet, steht die Zahl Vier in der kabbalistischen Lehre der Sefirot für den Begriff chessed – Liebe, die vierte sefira (Sphäre).
Am Sederabend betonen wir die großartige chessed von Haschem: „sind die Juden etwa besser als die Ägypter? Beide haben Götzen gedient? “
Dennoch rettete Haschem die Juden aus Liebe zu Awraham, Jitzchak und Ja’akov, den Erzvätern.
Die vier Becher symbolisieren die vier wesensverschiedenen Kinder.
Jedoch ist unsere Befreiung erst dann vollkommen, wenn wir auch den fehlenden, fünften Sohn in unsere Sederfeier mit einbeziehen.
Der fünfte Becher von Elijahu auf dem Tisch, der nicht getrunken wird, ist Zeichen für diesen fehlenden Sohn.
Zum bösen Kind sagen wir: „wenn du in Ägypten gewesen wärest, würdest du nicht erlöst worden sein“. Aber nach Matan Tora – der Gesetzgebung am Berg Sinai – hoffen wir natürlich auf die letztendliche Erlösung aller, auch derjenigen, die jetzt noch nicht mit am Tisch sitzen. Die letztendliche Erlösung ist das Thema des Nach-Seders.
Der Name Elijahu setzt sich im Hebräischen aus fünf Buchstaben zusammen. Das ist der fünfte Becher, der traditionell etwas größer ist als die anderen.
Manche haben es sich zur Gewohnheit gemacht, dass alle etwas vom fünften Becher trinken.
Andere wiederum sprechen am folgenden Tag Kiddusch über den fünften Becher.
Sobald der Becher Elijahus randvoll gefüllt ist, wird die Haustür geöffnet, um symbolisch anzudeuten, dass wir den Geist des Vorboten des Maschiach willkommen heißen, weil er die letztendliche Erlösung bringt.
Chag sameach ein fröhliches Pessach!
Author: © Oberrabbiner Raphael Evers | Raawi Jüdisches Magazin