Purim und Alkohol

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Das sich Betrinken wird zu einem Muss. Wir sollten uns betrinken, bis wir den Unterschied zwischen Haman und Mordechai nicht mehr feststellen können.

In orthodoxen Gegenden in Israel beherrscht Purim das Straßenbild. Fröhlichkeit überall. Das sich Betrinken wird zu einem Muss. Wir sollten uns betrinken, bis wir den Unterschied zwischen Haman und Mordechai nicht mehr feststellen können. Die Anweisung zum „Schickern“ wird uns bereits im Talmud von Rava mitgeteilt: „Der Mensch ist verpflichtet, sich an Purim so sehr zu betrinken, dass er den Unterschied zwischen „verflucht sei Hamann“ und „gesegnet sei Mordechai“ nicht mehr weiß.

die ungezügelte Nutzung hochprozentiger Getränke?

Empfiehlt das Judentum an diesem einen Tag die ungezügelte Nutzung hochprozentiger Getränke? Rabbi Efrajim Salman Margolios ist der Ansicht, dass der Talmud mit der Aussage „man sei verpflichtet, sich dermaßen zu betrinken, bis man den Unterschied zwischen verflucht sei Haman und gepriesen sei Mordechai nicht länger feststellen kann“ eine Grenze für das Trinken aufzeigen will: bis zu diesem Punkt darfst Du schickern, aber nicht darüber hinaus.

Es geht um die Simche (Freude)

Der bekannte Kol-Bo meint, dass die Pflicht, sich zu betrinken, nicht bedeutet, dass Du auch betrunken sein sollst: „Betrunken sein ist völlig verboten; nichts ist schlimmer als Trunkenheit, denn sie führt zu allerhand Ausuferungen und Fehlverhalten“. Das Einzige, was Rava mit seiner Aussage, dass wir uns betrinken sollten, bezweckte, war, dass wir etwas mehr trinken sollten, als wir üblicherweise gewohnt sind, so dass wir lustig würden. Es geht um die Simche (die Freude) an sich und nicht um das Schickern selbst. Andere bestätigen diese Sichtweise und bekräftigen, dass Trunkenheit den Menschen herabwürdigt. Dieses kann nie die Absicht des Talmuds gewesen sein.

Wunder

Und doch bleibt das Trinken von Wein eine Pflicht, da die vielen Wunder, die in den Tagen von Achaschwerosch dem Jüdischen Volk zu Teil wurden, gerade durch das Trinken erfolgten.

Königin Waschti wurde abgesetzt, da sie den unzüchtigen Anforderungen ihres betrunkenen König-Gemahl nicht nachkommen wollte. Esther wurde mit einer Feier eingeführt, bei der Getränke in Strömen flossen und Haman wurde während eines Trinkgelages entmachtet, zu dem er zusammen mit Achaschwerosch durch Königin Esther eingeladen wurde; deshalb sollten wir uns der Wunder erinnern, indem wir zu viel Wein dabei trinken.

Bis man einschläft

Laut Maimonides (Rambam, 1135-1204) bedeutet die Pflicht, sich zu betrinken, bis man den Unterschied zwischen Haman und Mordechai nicht mehr fest stellt „so viel zu trinken, bis man (hierbei) einschläft“.

Andere sehen die Grenze zum sich betrinken im gleichen Zahlenwert der Hebräischen Wörter „verflucht sei Haman“ und „gesegnet sei Mordechai“. Beide Aussprüche bilden den Zahlenwert von 502 Einheiten. Man sei bereits genügend betrunken, wenn man nicht mehr im Stande ist, diese Zahlenwerte zu errechnen. Aber Purim kennt mehr Aspekte als nur zu trinken.

Purim sameach – ein frohes Purim!

 

Author: © Oberrabbiner Raphael Evers | Raawi Jüdisches Magazin