Jüdische Einheit an Purim

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Tatsächlich tun wir während Purim zwei Dinge, die die Bindung zwischen Juden stärken. Wir schicken Geschenke an unsere Freunde und Bekannten, um die Bande der Freundschaft zwischen ihnen zu stärken. Dies wird als Mischloach Manot oder umgangssprachlich als Schlach Mones bezeichnet.

Und wir geben mindestens zwei Geldgeschenke an zwei arme Menschen, um die Not zu lindern und den sozialen Zusammenhalt zu fördern. Warum ist das notwendig?

Wir leben in einer angespannten Situation, die zu viel Unfrieden führt.

Wir leben mit einem Fuß in der jüdischen Welt und mit einem Fuß in der großen Welt um uns herum, in der ganz andere Dinge vor sich gehen.

Das führt zu unnötigen Spannungen, auch in den eigenen Reihen. Diese Spannungen führen zu Zwietracht und Streitigkeiten, die die Einheit des jüdischen Volkes untergraben. Die Einheit innerhalb des jüdischen Volkes ist wesentlich, weil wir die Träger der Einheit des Göttlichen in der Welt sind. Wenn wir mindestens zweimal am Tag das Schema Jisraeel aussprechen: Höre Israel HaSchem, Gott ist eins, sollten wir wissen, dass, wenn es einen Vater im Himmel gibt, wir auch hier auf der Erde eine Einheit bilden müssen als Spiegelbild der göttlichen Einheit in der Welt.

Diese jüdische Spaltung spielte eine wichtige Rolle, auch bei Hamans Klatschkampagne gegen das jüdische Volk.

 

Schlach Mones, Geschenke senden

Haman nutzte diese innere Spaltung in seiner Bitte an Achaschwerosch, das Jüdische Volk zur Vernichtung zu sammeln (Ester 3,8): „Es gibt ein Volk, das unter den Nationen zerstreut und geteilt ist“. Im Talmud (Megilla 13b) heißt es als Erklärung auf diese Worte: „Haman war der beste Klatscher, Lästerer der Geschichte“. Was Haman zwischen den Zeilen Achaschwerosch mitteilte, war, dass Achaschwerosch – der eigentlich ein noch größerer Antisemit als Haman war – für die geplante Ausrottung keine Repressalien befürchten musste, weder von oben noch vom Volke. Mit „es gibt“ – im Hebräischen „jeschno“ – meinte Haman „jaschin“ – das Jüdische Volk schläft und kümmert sich nicht mehr viel um die Torah und die Gebote. Mit „zerstreut und gespalten“ meinte Haman, dass niemand für sie einstehen würde, aber auch, dass sie zu gespalten waren, um als ein Mann gegen den Erlass der Vernichtung aufzutreten.

 

Und Matanot laEwjonim

Deshalb haben unsere Weisen es für alle zur Pflicht gemacht, sich gegenseitig Schlach Mones, mindestens zwei Lebensmittel an eine Person, und ‚Matanot laEwjonim‘, mindestens zwei finanzielle Beiträge an zwei arme Menschen, zu schicken.

Beide Gebote sind eigentlich das ganze Jahr über verpflichtend, Liebe zum Mitmenschen und Tsedaka, Nächstenliebe, Wohltätigkeit. Aber an Purim sind genau diese beiden Aspekte „hervorgehoben“, um deutlich zu machen, dass wir dieses katastrophale Exil (Galut, Goles) nur mit einem verstärkten Sinn für Menschlichkeit ein Ende setzen können.

 

Author: © Oberrabbiner Raphael Evers | Raawi Jüdisches Magazin