Roger Waters Konzerts: Frankfurt setzt Zeichen gegen Antisemitismus

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Magistrat beschließt Anweisung an die Geschäftsführung der Messe zur Absage des Roger Waters-Konzerts 

Der Magistrat der Stadt Frankfurt am Main und die Hessische Landesregierung haben sich darauf verständigt, das am Sonntag, 28. Mai, geplante Konzert von Roger Waters in der Festhalle abzusagen. Eine entsprechende Anweisung erhält die Messe-Geschäftsführung per Gesellschafterbeschluss. Die Anweisung hat der Magistrat am Freitag, 24. Februar, beschlossen.

In dem Beschluss heißt es: „Die Stadt Frankfurt am Main und das Land Hessen als Gesellschafter der Messe Frankfurt GmbH weisen die Geschäftsführer der Messe Frankfurt GmbH an, (…) den (…) geschlossenen Vertrag zur Durchführung der Veranstaltung ‚Roger Waters 2023 Konzert‘ in der Festhalle Frankfurt am Main am 28.05.2023 in Abstimmung mit den Gesellschaftern unverzüglich aus wichtigem Grund außerordentlich zu kündigen.“ Frankfurt ist mit 60 Prozent, das Land Hessen mit 40 Prozent, an der Messe Frankfurt GmbH beteiligt.

Hintergrund der Absage ist das anhaltend israelfeindliche Auftreten des früheren Pink-Floyd-Frontmanns, der als einer der reichweitenstärksten Antisemiten der Welt gilt. Mehrfach forderte er einen kulturellen Boykott Israels und zog Vergleiche zum Apartheidsregime Südafrikas und übte Druck auf Künstlerinnen und Künstler zur Absage von Veranstaltungen in Israel aus. Ein Ballon in der Form eines Schweins mit Abbildungen des Davidsterns und mehreren Firmenlogos war Bestandteil von Waters Bühnenshow bei über 200 Konzerten im Rahmen der „The Wall Live Tour“ 2010 bis 2013. Immer wieder fiel Waters in der Folge auch wegen antisemitischer Verschwörungstheorien auf, die er unter anderem in der Terrororganisation Hamas nahestehenden Medien verbreitete. Während der laufenden US-Tour teilte Waters wiederholt dem Publikum mit, dass seine Auftritte als Ausdruck seiner politischen Haltung zu sehen seien und nicht im Zeichen der Musik Pink Floyds stünden.

 

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Roger Waters, center, founding member of Pink Floyd, meets U.N. Secretary-General Ban Ki-moon, while Palestinian President Mahmoud Abbas, second from right, sits waiting for the start of a meeting on Palestine, Thursday, Nov. 29, 2012 in New York. Palestinians are expected to win U.N. recognition as a state, even as the U.S., Israel’s closest ally, mounts an aggressive campaign to head off the General Assembly vote. Waaters was on a list of speakers at the meeting observing the International Day of Solidarity with the Palestinian People. (AP Photo/Bebeto Matthews)

Im Rahmen der Tour „Roger Waters – this is not a drill“ sind im Mai fünf Konzerte in Deutschland geplant. Forderungen nach einer Absage der Konzerte gibt es auch in Berlin, München und Köln.

Für Aufregung in Frankfurt hatte insbesondere der Ort des geplanten Konzerts gesorgt. In den Tagen nach der Pogromnacht 1938 wurden 3000 jüdische Männer aus Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet in die Festhalle gebracht, misshandelt und später in Konzentrationslager deportiert. Viele von ihnen wurden ermordet. Auf dem Platz vor der Festhalle erinnert eine Gedenktafel an die Geschehnisse vom November 1938, die ein Auftrag ist, sich gegen Antisemitismus sowie Hass und Hetze zu stellen.

Der Magistrat sieht sich deshalb gefordert, ein klares und gesamtgesellschaftlich getragenes Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen. Die aufgrund der besonderen Tragweite getroffene Einzelfallentscheidung ist vor diesem Hintergrund nicht als Präzedenzfall zu sehen.

Dr. Schuster: „Der Beschluss der Stadt Frankfurt und Hessens zeigt, dass Antisemitismus in Kunst und Kultur nicht geduldet werden muss. Ich begrüße die Entscheidung. Sie muss ein Zeichen an alle anderen Veranstaltungsorte der Tour von  Roger Waters sein!“

 

Quelle: Frankfurt am Main

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Pressemittelung: Roger Waters in Hamburg / Keine Bühne für Antisemitismus in Hamburg