JITRO’S NEUE LEBENSAUFGABE

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„Jitro, der Priester von Midian, Mosches Schwiegervater, hörte alles, was G’tt an Mosche und an seinem Volk Israel getan hatte, und dass G’tt Israel aus Ägypten herausgeführt hatte“ (18,1).

Warum wird Jitro so viel Platz eingeräumt, dass sogar eine ganze Parscha nach ihm benannt ist? Warum wird so viel Wert darauf gelegt, was Jitro hörte, bevor er sich Israel anschloss?

 

persönliche Revolution

Jitro war der Prototyp aller Menschen, die zum Judentum übertreten. Dem Prozess, ein Jude zu werden, gehen viele Dinge voraus. Es findet eine persönliche Revolution statt.

Jitro war ein spiritueller Mensch, er hatte alle Götzendienste ausprobiert und kam schließlich zu dem Schluss, dass es nur einen G’tt gibt. Aber es gehört mehr dazu, Jude zu werden. Manchmal spielen die Familienbande eine Rolle.

besondere Verbindung

Es ist möglich, Monotheist zu sein, ohne Jude zu werden. Jude zu werden bedeutet, dass man versteht, dass G’tt eine besondere Verbindung mit dem Jüdischen Volk hat und dass das Jüdische Volk eine besondere Aufgabe in dieser Welt hat.

Jitro konzentrierte sich auf die Entwicklung des Geistes. Deshalb war er „Priester von Midian“. Als Schwiegervater von Mosche hatte er eine starke familiäre Bindung an das Jüdische Volk. Aber das war für ihn kein Grund, sich Am Jisrael anzuschließen. Dazu war es notwendig, dass er alles erfuhr, was G’tt für sein Volk getan hatte. Hier wurde Jitro die besondere Verbindung zwischen G’tt und Israel deutlich.

 

Jitro war bereit, eine Menge zu tun

Dies brachte ihn von seiner privilegierten Position als Hohepriester in Midian in die Wüste Sinai. Er war bereit, eine Menge zu tun, um teilhaben zu können.

 

Beweggründe wichtig

Warum wird so viel über die Motive von Jitro diskutiert? Weil seine Beweggründe wichtig sind. Sind die Beweggründe rein, garantiert das in der Regel eine dauerhafte Erfahrung des Judentums, das eine ständige Suche nach Tiefe beinhaltet. Bei Jitro schien die Motivation rein zu sein.

Rabbi Menachem Mendel von Kotzk (1787-1859) fragte sich, ob Jitro der Einzige war, der vom Exodus gehört hatte! Nein, natürlich nicht. Aber Jitro war der Einzige, der es verstand und daraus lernte.

 

Jitro strebte nach Weihe und Keduscha (Heiligkeit) als „Lebensstil“. Jitro hatte lange nach einem tieferen Sinn für sein Leben gesucht und glaubte, ihn im Jüdischen Volk zu finden.

 

Amalek: andere Reaktion

Andere hörten auch vom Exodus, hatten aber kein Bedürfnis nach einer neuen Dimension des Lebens und der Keduscha. Deshalb liefen sie spirituell vor dem Exodus davon oder haben sogar das Jüdische Volk auf seiner Reise durch die Wüste angegriffen, wie es Amalek tat.

Raschi (1040-1105) erklärt, dass Jitro erst in die Jüdische Lagerstätte kommen wollte, nachdem er von der Teilung des Roten Meeres und dem Sieg über Amalek gehört hatte. Warum waren diese Ereignisse für Jitro so wichtig?

 

Hier und Jetzt

Weil sie ihn zu er der Erkenntnis brachten, dass G’tt auch in dieser Welt des Hier und Jetzt seine Gläubigen für gute Taten und felsenfesten Glauben belohnt. Jitro sah, dass G’tt sogar im Hier und Jetzt mit Am Jisrael verbunden war. Deshalb beschloss er, sein Land zu verlassen. Sein Glaube musste von der Abstraktion in die irdische Wirklichkeit hinabsteigen, was ja gerade das Wesen des Judentums ist.

Alle convertieren 

Später beschloss Jitro, in sein Heimatland zurückzukehren. Hat er seine Entscheidung für das Judentum bereut? Sehnte er sich nach seinem luxuriösen Leben in Midian?

Raschi erklärt, dass er vom Judentum so erfüllt und begeistert war, dass er es mit allen teilen wollte. Jitro kehrte nach Midian zurück, um sein früheres Volk zum Judentum zu bekehren. Er war so erfüllt von seinem neuen Leben, dass er sich dies zur Mission machte…

Autor: © Oberrabbiner Raphael Evers

 

 

 

Die Zehn Gebote sind gut für den Geist und den Körper

In Jitro lesen wir über die Zehn Gebote.

Die Zehn Gebote sind einzigartig, weil sie an das besondere Gefühl der Nähe zu HaSchems (G’tt) Offenbarung vor 3334 Jahren am Berg Sinai erinnern.

Das erste Gebot „Ich bin HaSchem, dein G’tt, Der dich aus Ägypten geführt hat“ lehrt uns, dass wir mit Hilfe von Oben in der Lage sind, über uns selbst hinauszuwachsen und unsere niedrigsten Triebe zu erhöhen.

Die Tora und die Gebote wurden gegeben, um die Menschheit auf eine höhere Ebene zu bringen.

Die Tora verlangt vom Menschen eine Entscheidung, um ihm ein höheres Ziel im Leben zu geben.

Ägypten heißt auf Hebräisch „Mitzraim“, was so viel wie Grenze bedeutet. G’tt hat uns über unsere menschlichen Grenzen erhoben

Die Zehn Gebote erhalten ihre Bedeutung durch das, was wir mit ihnen tun, und erreichen, sie in die Praxis umzusetzen. Wenn wir nicht handeln, bleiben selbst die höchsten Gebote tote Buchstaben.

Zu lernen, unsere materiellen Grenzen zu überwinden, ist der wahre Exodus. Dazu brauchen wir ein Ego, das auf HaSchem ausgerichtet ist: „Ich bin G’tt, Der euch aus Mitzraim herausgeführt hat“.

Aber es gibt auch das Psychosomatische.

HaSchem hat unseren Verstand und unseren Körper erschaffen, und sie beeinflussen sich gegenseitig.

Die Religion trägt sogar zur Verbesserung unserer körperlichen Gesundheit bei. Das mag unwahrscheinlich klingen, aber es wurde jetzt an der Hebräischen Universität in Jerusalem wissenschaftlich nachgewiesen.

Im November 2005 waren die israelischen Zeitungen voll davon: 141.683 Personen im Alter zwischen 45 und 89 Jahren wurden zehn Jahre lang beobachtet. Es scheint ein direkter Zusammenhang zwischen Religion und Gesundheit zu bestehen.

Gehirnwellen verändern sich während des Gebets (davvenen). Dadurch werden optimistisches Denken und Kreativität gefördert. Die Menschen werden dadurch entspannt. Dies hat eine beruhigende und erholsame Wirkung.

Das tägliche Tragen der Tefillin hat eine ähnliche Wirkung wie Akupunktur.

Religiöse Praxis führt zu allgemeinem Wohlbefinden und Stressabbau.

Eine kollektive religiöse Erfahrung, eine kohärente Weltanschauung, ein Gefühl der Zugehörigkeit, ein geregeltes rituelles Verhalten, eine stabile Ehe und der Glaube an eine externe G’ttliche Quelle verlängern das Leben.

Lechajim!

 

Autor: © Oberrabbiner Raphael Evers

Foto: Moses takes his leave of Jethro by Jan Victors, c. 1635, from the incident in Exodus 4:18. Jethro is seated on the left, in red.