Rothenbaumchaussee 38: Ort des Erinnerns

Rothenbaumchaussee 38: Ort des Erinnerns
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Gedenktafel am denkmalgeschützten ehemaligen Gemeindehaus der Jüdischen Gemeinde Hamburg erinnert an bewegte Geschichte

Rothenbaumchaussee 38: Ort des Erinnerns

Die Deutsch-Israelitische Gemeinde Hamburg (DIG) hatte das ehemalige Wohnhaus aus der Zeit um 1869 in der Rothenbaumchaussee 38 im Jahr 1916 gekauft und als zentralen Verwaltungssitz eingerichtet. 1939 nahm die Geheime Staatspolizei das Gebäude widerrechtlich in Besitz. Von hier aus organisierte das sogenannte Judenreferat die Deportationen der Hamburger Jüdinnen und Juden. Nach dem Zweiten Weltkrieg fand am 18.9.1945 eine Versammlung von 72 Personen in der Rothenbaumchaussee 38 statt, die die Gemeinde unter dem Namen Jüdische Gemeinde in Hamburg (JGH) wiedergründeten. Seitdem fungierte das Haus wieder als Gemeindezentrum. Das denkmalgeschützte Gebäude wurde bei den Bombardierungen Hamburgs kaum beschädigt und ist heute ein Teil des Denkmalschutzensembles Rothenbaumchaussee 34-42. Seit 1960 hat die Jüdische Gemeinde ihren Gemeindesitz nicht mehr hier, sondern vermietet das Gebäude.

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Die bewegte Nutzungsgeschichte der Rothenbaumchaussee 38 macht das denkmalgeschützte Gebäude zu einem bedeutsamen Ort jüdischer Geschichte in Hamburg. Sie erzählt uns vom vielfältigen jüdischen Leben in Hamburg, den Gräueltaten des NS-Regimes und der mutigen Wiederkehr des jüdischen Lebens nach 1945. Es braucht Hinweise im städtischen Raum, wie die Bronzetafeln des Denkmalschutzamtes an Stätten jüdischen Lebens, damit wir uns an Vergangenes erinnern und wachsam sind für Gegenwärtiges. Das Gebäude Rothenbaumchaussee 38 ist ein wichtiger Bestandteil der jüdischen Geschichte Hamburgs und mahnt uns gleichzeitig, dass die ungeheuerlichen NS-Verbrechen und das damit verbundene Leid für Jüdinnen und Juden niemals vergessen werden.“

Philipp Stricharz, 1. Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Hamburg: „Das Gebäude Rothenbaumchaussee 38 haben 72 mutige Männer und Frauen bereits wenige Monate nach Kriegsende wieder in Besitz genommen, gegen erheblichen Widerstand der Hamburger Nachkriegsbehörden, und dort die Jüdische Gemeinde wiedergegründet. Diesem Mut ist zu verdanken, dass es sich heute im Besitz der Jüdischen Gemeinde befindet. Bereits ein Jahr nach Gründung des Staates Israel wurde dort 1949 stolz die israelische Flagge gehisst. Ein jüdisches Gebäude, das die Gestapo sich einverleibt hatte, und indem nichtsdestotrotz schon 1945 der erste Schritt zum bis heute andauernden Wiederentstehen eines jüdischen Hamburgs gemacht wurde. Für uns ist dieser Mut Vorbild und Ansporn, die Jüdische Gemeinde gemeinsam mit ihren vielen Hamburger Unterstützern für uns und kommende Generationen weiter aufzubauen.“

 

Foto: © Behörde für Kultur und Medien

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