Wer begreift, was passiert, findet leichter seinen Weg aus dem Tief. Hilfe bei Depressionen, der neue Ratgeber der Stiftung Warentest, liefert wichtige Informationen über die Ursachen der Erkrankung, die Behandlung und die Möglichkeiten der Selbsthilfe.
Depressionen sind gut behandelbar: der Ratgeber informiert über die verschiedenen Formen und Ursachen dieser Krankheit, gibt einen Überblick über unterschiedliche Therapieansätze und enthält Testergebnisse aller relevanten Medikamente. Geschrieben von der Psychiaterin Dr. med Jana Christina Müller-Flechtenmacher und der Psychologischen Psychotherapeutin M.Sc. Psych. Mirjam Weinstein-Riechmann, nimmt das Buch beide Säulen der Behandlung in den Blick und liefert praxisnahe Tipps zur Therapeutensuche sowie zur Überbrückung der Wartezeit.
Die Expertinnen erklären, welche Strategien dabei helfen, eine depressive Episode zu überwinden und den Alltag zu meistern. Nach dem Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ zeigt das Buch, wie Betroffene in eine gesunde Tagesstruktur zurückfinden, körperliche Symptome behandeln und sich mittels Emotionsregulation selbst helfen können.
Ein Kapitel befasst sich außerdem mit den Auswirkungen einer Depression auf den Job: Hier gibt ein Fachanwalt für Arbeitsrecht ganz konkrete Tipps, um Konflikte zu lösen und den eigenen Arbeitsplatz zu sichern.
Dr. med. Jana Christina Müller-Flechtenmacher ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie und arbeitet als Oberärztin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Mirjam Weinstein-Riechmann (M.Sc. Psych.) ist Psychologische Psychotherapeutin und in der ambulanten Versorgung in Hamburg, sowie als Dozentin tätig.
Wie möchte der Ratgeber helfen?
Es geht in diesem Ratgeber darum, ein Verständnis für Depressionen zu bekommen und gleichzeitig Hoffnung zu finden. Er soll dazu beitragen zu verstehen, dass eine Depression eine Krankheit ist. Zu dieser Krankheit gehören Symptome, die sich bei unterschiedlichen Menschen ganz unterschiedlich zeigen können. Es ist eine Krankheit, die nichts mit „nicht wollen“ oder faul sein zu tun hat und die behandelbar ist.
Wie sieht die optimale Hilfe aus?
Die optimale Hilfe gibt es nicht – das ist eine sehr individuelle Angelegenheit. Hilfreich ist es, nicht allein da zu stehen. Unterstützung zu haben. Dazu gehört natürlich auch, mit anderen über die eigenen Probleme zu sprechen, wenn man eine Depression hat. Unterstützung kann es in vielen Formen geben, auch in der Familie oder im Freundeskreis. Bei stärkeren und länger anhaltenden Depressionen sind eine Psychotherapie und eine medikamentöse Behandlung indiziert.
Was können Betroffene selbst tun?
Der erste Schritt ist: Informieren Sie sich! Die wichtigsten Fragen am Beginn sind: Welche der eigenen Symptome weisen auf eine Depression hin und wo kann Unterstützung herkommen? Darüber hinaus kann jede betroffene Person beginnen, sich um sich selbst zu kümmern. Dazu kann gehören, sich zum Beispiel mit den eigenen Schlafgewohnheiten auseinanderzusetzen, aber auch in Bewegung zu kommen – ein häufiges Problem bei Depressionen ist ja der fehlende Antrieb und dem kann man mit kleinen Veränderungen, kleinen Schritten von Aktivität begegnen. Und mit anderen sprechen, mit jemandem, der einen nicht verurteilt, kann ebenfalls als sehr hilfreich empfunden werden. Es kann also ein Teil von Selbsthilfe sein, sich so jemanden zu suchen. Das kann ein Arzt oder eine Ärztin sein, eine Psychotherapeutin, ein guter Freund oder auch jemand bei der „Nummer gegen Kummer“. Die Einsamkeit, die viele Menschen betrifft, die unter einer Depression leiden, ist schwer auszuhalten, ein wichtiger Schritt ist es, in Kontakt zu kommen.
Was können Familie und Freunde tun?
Familie und Freunde können vor allem bei dem Weg aus der Depression unterstützen, indem sie eine offene Kommunikation anbieten. Indem sie sich davon leiten lassen, herausfinden zu wollen, was in der betroffenen Person vorgeht, ohne sie zu bewerten. Zu den üblichen Symptomen einer Depression gehört ein geringer Selbstwert – die betroffenen Menschen werten sich ohnehin schon selber ab. Da braucht es von außen Unterstützung und Zuwendung. Außerdem können Angehörige bei der Therapieplatzsuche helfen oder auch Alltagsaufgaben abnehmen. Und vor allem können Partnerinnen und Partner sich gut um den eigenen Ausgleich kümmern, sich ausruhen, für Entspannung und Erholung sorgen. Sonst wird das Leid größer.
Wie finde ich einen guten Therapeuten/eine gute Therapeutin?
Die Frage lautet seit geraumer Zeit leider eher: wie finde ich überhaupt einen Therapieplatz? Menschen warten mitunter viele Monate auf einen Therapieplatz, und das liegt nicht daran, dass es zu wenige Therapeuten gibt – sondern zu wenige Kassensitze. Wenn man dann im Erstgespräch sitzt, ist es wichtig, sich ein paar grundsätzliche Fragen zu stellen. Eine davon kann lauten: Kann ich mir vorstellen, dieser Person Vertrauen entgegenzubringen? Oder auch: Leuchtet mir ein, wie die Therapeutin ihren Behandlungsansatz erklärt? Ob ein Therapeut gut oder schlecht ist, liegt häufig im Auge des Betrachters und ist eine Frage der Passung. Auch auf diese Fragen gehen wir in unserem Buch ein.