Mittlerweile ist Hagenbecks Eisbärenbaby rund 221 Wochen alt. Der Eindruck, den Zootierarzt und Säugetierkurator Dr. Michael Flügger von dem Jungtier hat, ist durchweg positiv: „Die Kleine ist unheimlich mobil, aktiv und entdeckt alles, was die Tierpfleger ihr anbieten. Zum Beispiel Äste, Baumstämme, Löwenzahn, ein Spielball mit Futter oder Wasser aus einem Schlauch, alles muss genau untersucht und zernagt werden, ganz die Mama“, verrät Dr. Flügger.
Um das Eisbärenjungtier vor der Krankheit Leptospirose, eine bakterielle Erkrankung, die sich auf die Harnleiter, Blase und Nieren legt, zu schützen, muss das Tier zwei Mal geimpft werden. Die erste Impfung fand bereits Anfang April statt und auch die zweite Impfung heute hat Victorias Nachwuchs gut verkraftet. „Bei jeder Impfung vermeiden wir unnötigen Stress für die Tiere. Um das Jungtier aber gefahrlos impfen zu können, ist es notwendig, Mutter und Kind für wenige Minuten zu separieren. Wie bei Menschenkindern dauert der Piks dann nur wenige Sekunden“, erklärt Dr. Flügger das Vorgehen. Bei der Impfung konnte auch das Geschlecht des Bären bestimmt werden – es ist ein Mädchen.
Die Geburt der jungen Bärin ist nicht nur für Hagenbeck äußerst wichtig, sondern vielmehr sichert das Jungtier einen wertvollen Beitrag zur Arterhaltung. Durch die Zuchtfreigabe für Hagenbeck durch die Koordinatoren des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) können die wertvollen Gene von Victoria und Kap, die Elterntiere des Eisbärennachwuchses, weitergegeben werden. Die Gene der beiden sind äußerst selten im Zuchtprogramm und sichern somit einen weiteren Beitrag, um die genetische Vielfalt bekannter Tierarten zu erhalten. „Leider kann niemand absehen, wann Tiere wieder ausgewildert werden können und, ob dies durch die Lebensraumzerstörung überhaupt noch möglich sein wird. Daher ist es so enorm wichtig, eine Reservepopulation in Zoos aufzubauen, um die Tiere, deren Gene und somit eine Art mit einer möglichst hohen genetischen Vielfalt zu erhalten“, erklärt Dr. Guido Westhoff, Zoologischer Direktor bei Hagenbeck.
Die Installation des Monitors am Gehege schreitet weiter voran. Um Rücksicht auf Mutter und Kind zu nehmen, verzögert sich die Montage allerdings noch etwas. Geplant ist, dass der Monitor in den kommenden Tagen montiert wird.