Corona- Krise : Das jüdische Theater Berlin vor dem Aus?

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– Sandra Borchert

Corona macht derzeit nicht nur die Menschen und die Wirtschaft krank – auch der Kultur geht es mächtig an den Kragen. Kontaktverbot, Abstand halten und das Verbot von Großveranstaltungen bringen nicht nur die Festivallandschaft ins Wanken, sondern machen auch den kleinen Theatern das Leben schwer. Da es mit dem Sofortzuschuss im Bereich Vereinen eher schlecht aussieht, scheint vor allem die Kultur der große Verlierer der derzeitigen Corona-Krise zu sein.

Hart getroffen hat es vor allem das Deutsch – Jüdische – Theater in  Berlin. Seit seiner Gründung im Jahr 2001, musste es so einige Schicksalsschläge hinnehmen. Das einzige jüdische Repertoire-Theater in Deutschland (Bimah/Größenwahn und jetzt DJT) wurde  von dem Israeli Dan Lahav, dessen Wurzeln in Hamburg lagen, gegründet, zog über Neukölln nach Mitte in den Admiralspalast, um dann wieder in den Bezirk zurückzukehren, der schon vor dem Zweiten Weltkrieg Zentrum deutsch-jüdischen Lebens und jüdischer Kultur in Berlin war.

Dan Lahav ist 2016 an den Folgen eines Hirntumors gestorben. Sein Team hat den Kampf um die Existenz des Hauses aufgenommen und im Theater Coupé , am Fehrbelliner Platz, ein neues Zuhause gefunden. Mit dem Ensemble fand auch die Komödie „Benjamin- Wohin?“ einen festen Platz in der Berliner Kulturszene.

Benjamin – Wohin?

„Benjamin – Wohin?“ –  ist eine Komödie, deren Helden nicht ausziehen, um das Fürchten zu lernen, sondern um dieses hinter sich zu lassen. In ihrem Shtetl sind sie diejenigen, über die man lacht und die laut ihren Frauen „zu nichts nütze und überflüssig“ sind. So machen sich Benjamin und Senderl, genannt „das Weib“, auf den Weg zum großen Rothschild und den zehn verlorenen Stämmen, um Eretz Israel „vom Türken“ zurückzuerobern und dort beim großen jüdischen König in eine glänzende Zukunft zu gehen. Eine jüdische Odyssee gleich der von Don Quijote und seinem Gefährten Sancho Panza führt die beiden Kameraden durch das zaristische Russland auf der Suche nach dem Sinn ihres Daseins, dem „Meschiach – gepriesen sei Er auch in der Not“ und dem persönlichen Glück. 1938 uraufgeführt, wurde es 2018 unter der Regie von Evgenija Rabinovitch zu neuem Leben erweckt und begeisterte seitdem die Zuschauer.

Nun wird es langsam still um das kleine Theater und guter Rat teuer. Da aber aufgeben  für die Vorsitzende des Vereins,  Alexandra Frölich, keine Option ist, hat sie kurzerhand beschlossen sich an die Öffentlichkeit zu wenden und auf die aktuelle Lage des DJT aufmerksam zu machen. Daraus wurde ein Crowdfunding  Kampagne mit dem Aufruf um Hilfe für den Verein.

Geschenke, oder ein Abend für zwei

Allerdings wird dabei nicht einfach nur Geld gesammelt, sondern den Spendern winken traumhafte und pfiffige kleine Geschenke als Gegenleistung. So zum Beispiel ein traumhafter Abend für zwei, inklusive Freikarten und Getränk.

Das gesammelte Geld fließt vor allem dahin, wo es am dringensten benötigt wird. Unter anderen in  die Honorare, die durch kein Schutz-Programm  berücksichtigt werden.  Das heißt damit werden neue Vorstellungen , sowie auch die nächste Neu-Inszenierung von „Zwischen den Welten – Der Dibbuk“ nach Salomon An-Ski, die eigentlich am 30. April Premiere haben sollte finanziert. Somit erhalten die Spenden also auch Arbeitsplätze. Bis zum 31.05.2020 läuft die Spendenaktion noch. Jede kleine Summe festigt dabei den Erhalt der jüischen Kultur in Berlin.