DIE HALACHA BEI TEKIAT SCHOFAR
als Einleitung:
Teki’a = der langgestreckte Ton,
Schewarim = drei kurze Tonfolgen (mit einer Zeitdauer eines jeden Tones von drei ganz kurzen Atemstöße) und
Terua = neun ganz kurze Atemstöße.
Diese letzten ganz kurzen Atemstöße sind die kleinste Zeiteinheit des Schofar-blasens.
Im Prinzip soll man den SCHOFAR wie folgt blasen: die TERUA besteht aus neun kurzen Tonstößen.
Man bläst drei SCHEWARIM hinter einander und jedes SCHEWER hat eine Länge von drei TERUA-Atemstößen, so dass auch SCHEWARIM die Länge von neun Tonstößen hat.
Man muss genau darauf achten, dass man SCHEWARIM nicht in die Länge zieht, so dass jedes SCHEWER neun Ton Stöße dauert, denn sonst gerät SCHEWER zu einem TEKI’A. Selbst nachträglich gesehen, durch das zusätzliche Blasen eines SCHEWER-Tones, hat man dann seine Pflicht nicht erfüllt.
DIE LÄNGE EINER TEKI’A (des langen Tones)
Die TEKI’A ist ein einziger, ununterbrochen langgestreckter Posaunen-ton. Die TEKI’A dauert genauso lange – am Anfang und am Ende – wie das Zwischenteil des Blasens zwischen den zwei TEKI’OT.
Wenn man TEKI’A – SCHEWARIM – TERUA – TEKI’A bläst, muss die TEKI’A mindestens genau so lang sein wie SCHEWARIM und TERUA (die das Zwischenteil bilden), das soll heißen, wie die achtzehn ganz kurzen Atemstößen. Wenn man TEKI’A – SCHEWARIM – TEKI’A bläst, muss die TEKI’A mindestens genau so lang sein wie SCHEWARIM (die das Zwischenteil bildet), das soll heißen, wie die neun ganz kurzen Atemstößen.
Und genau so auch bei TEKI’A – TERUA – TEKI’A (wobei TERUA das Zwischenteil bildet: neun ganz kurzen Atemstößen).
zwei Atemzügen
Beim Blasen vor Beginn der TEFILLAT MUSSAF (dem zusätzlichen Gebet), muss man SCHEWARIM und TERUA in zwei Atemzügen blasen und deshalb muss derjenige, der die Noten vorgibt, der MATKI’A, mit 2 Abständen sagen: „SCHEWARIM“ und „TERUA“.
Wenn man während der Wiederholung von Mussaf bläst, bläst man genauso „SCHEWARIM“ und „TERUA“ in zwei Atemstößen.
In Düsseldorf bläst man vor Mussaf an Rosch Haschana:
drei Mal: TEKI’A – SCHEWARIM/TERUA – TEKI’A,
drei Mal: TEKI’A – SCHEWARIM – TEKI’A und
drei Mal: TEKI’A – TERUA – TEKI’A.
Dieses ist ein alter und guter Minhag, sich unter anderem auf dem Siddur Raschi (11. Jahrhundert) stützend.
Wiederholung des Mussaf: Malchujot, Zichronot und Schofarot
Bei der Wiederholung von Mussaf blasen wir:
1x TEKI’A – SCHEWARIM/TERUA – TEKI’A nach den Malchujot (den Versen und Beracha über das Königreich G“ttes), und
1x TEKI’A – SCHEWARIM – TEKI’A nach den Zichronot (den Versen und Beracha über das Erinnern G“ttes), und
1x TEKI’A – TERUA – TEKI’A nach den Schofarot (den Versen und Beracha über den Schofar).
Jeder Zweifel wird nur 1x geblasen, da wir alle möglichen Kombinationen schon beim ersten Schofar-Blasen vor Mussaf erfüllt haben und die Gemeinschaft (also die G“ttesdienstteilnehmer) nicht zu sehr beanspruchen möchten.
Vor Ejn Kelohejinu
Vor Ejn Kelohejinu blasen wir anschließend noch:
drei Mal TEKI’A – SCHEWARIM/TERUA – TEKI’A,
drei Mal TEKI’A – SCHEWARIM – TEKI’A und
drei Mal TEKI’A – TERUA – TEKI’A
Nach Alejnu
Nach Alejnu blasen wird noch mal:
– drei Mal teki’a-schewarim/terua-teki’a,
-drei Mal teki’a-schewarim-teki’a und
drei Mal teki’a-terua-teki’a, insgesamt einhundert Töne.
Wie blasen wir Schewarim/Terua?
Die Frage ist, wie man die SCHEWARIM/TERUA der Teki‘a – Schewarim/Terua- teki‘a, blasen soll: als eine Einheit, also an einem Stück, ohne Unterbrechung, oder als zwei unabhängige Töne, also mit einiger Unterbrechung.
Rabbejnu Tam und Rabbi Jitzchak Gaiat
Rabbejnu Tam (1100-1171, Frankreich) meint, dass man diese zwei Zwischentöne SCHEWARIM/TERUA als zwei voneinander unabhängige Töne, also mit einer Unterbrechung, bläst,
aber Rabbi Jitzchak Gaiat (1038-1089, Spanien) meint, dass man beide Töne Schewarim/Terua ohne Unterbrechung bläst.
Der Düsseldorfer Minhag lautet, dass wir im Prinzip laut der Ansicht von Rabbejnu Tam paskenen (entscheiden), aber auch der Auffassung des Rabbi Jitzchak Gaiat Rechnung tragen. Dieses letzte machen wir bei den Tönen vor Ejn Kelohejinu.
Der Mehrheit der Anwesenden wird dieser minimale Unterschied sicherlich nicht auffallen, aber die Kenner spitzen hierbei die Ohren.
© Oberrabbiner Raphael Evers
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