Leitfaden zu den Jüdischen Kulturtagen in Hamburg vorgestellt

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Heute Nachmittag werden in Hamburg die  die Jüdischen Kulturtage eröffnet. Gestern wurde dafür bereits der Leitfaden präsentiert. Zwischen dem Auftaktkonzert am 4. November in der Elbphilharmonie und dem traditionellen Chanukka-Markt zum Abschluss am 10. Dezember werden fünf Wochen lang über 40 Veranstaltungen zu erleben sein. Sie spiegeln das vielfältige jüdische Leben und die jüdische Kultur in der Hansestadt wider und stellen gleichzeitig die Verankerung der jüdischen Gemeinschaft in der Stadtgeschichte dar.

Das Programm wird von der Jüdischen Gemeinde in Hamburg in Zusammenarbeit mit zahlreichen Kooperationspartnern organisiert. Dreißig Spielstätten sind beteiligt und tragen dazu bei, die Jüdischen Kulturtage in den Stadtteilen sichtbar und erlebbar zu machen.

Dazu Stefanie Szczupak, Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde in Hamburg: ,,Jüdische Kultur ist so vielfältig wie ihre Kulturschaffenden selbst, deren zentraler Ausgangspunkt die Religion ist, aus der sich dynamisch eine eigene Kultur entwickelt hat. Diese facettenreiche Kultur wurde in ihrer Entwicklung auch durch soziale, gesellschaftliche und zeitgeschichtliche Einflüsse und Ereignisse beeinflusst. Das vielseitige und umfangreiche Programm der Jüdischen Kulturtage konnte in dieser Größenordnung gelingen, weil neben unseren eigenen Events auch viele Veranstaltungen in Kooperation mit anderen Institutionen und Vereinen entstanden sind. Auch haben sich Locations an uns gewandt, die ihre Veranstaltungen als flankierende Programmpunkte unter dem Dach der Kulturtage anbieten wollten. Kooperationen finden zum Beispiel im Dehmelhaus, mit den Hamburger Bücherhallen, dem Warburg-Haus, dem jüdischen Salon und dem Institut für die Geschichte der deutschen Juden oder der lsraelitiischen Töchterschule statt. Um eine hamburgweite Reichweite zu erzielen, haben wir darauf geachtet, Veranstaltungsorte in verschiedenen Stadtteilen zu gewinnen, wie zum Beispiel das UWE auf St. Pauli, das English Theater in Wandsbek, das Goldbekhaus in Winterhude oder das Liebermann-Studio am Rothenbaum, um nur einige zu nennen.“

In der Sparte Religion/Judentum werden an Orten wie der ehemalige Talmud Tora-Schule, der Synagoge Hohe Weide, dem ehemaligen Israelitischen Krankenhaus/Betty-Heine-Saal, der Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule oder den Jüdischen Friedhöfen in Ohlsdorf und Altona Einblicke in das jüdische Gemeinde- und Alltagsleben geboten. Führungen und Gespräche, ein Schnupperkurs in Jiddisch, eine koschere Weinprobe und der Chanukka-Markt laden zu Begegnung und Kennenlernen ein.

Interessante Führungen sind auch in der Rubrik (Stadt-) Geschichte zu erleben: Stadtspaziergänge durch das Jüdische Grindelviertel, ein Abstecher auf die Veddel zum berüchtigten Lagerhaus G, ein Gesprächsabend über die Nachkriegsgeschichte persischer Jüdinnen und Juden in Hamburg im Institut für die Geschichte der deutsche Juden und die Ausstellung „Durch Kinderaugen gesehen: Schulhefte und Zeichnungen jüdischer Schülerinnen und Schüler vor 1945″ in der Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule vermitteln ein lebhaftes Bild jüdischer Geschichte in der Hansestadt.

Den größten Teil nehmen Veranstaltungen der Kategorie Darstellende Künste mit Theater-, Tanz- und Filmvorführungen ein. Bereits der Auftakt, das Stummfilmkonzert „Jüdisches Glück“ in der Elbphilharmonie, stellt ein Highlight dar. Um „Jüdische Figuren in Filmen und Serien“ geht es in einem Gespräch im ehemaligen Israelitischen Krankenhaus/Betty-Heine-Saal. Das Abaton und das Zeise-Kino bieten ebenfalls Filmvorführungen und ein Autorinnengespräch an und haben dabei auch Schulklassen im Blick. In Kooperation mit der Türkischen Gemeinde Hamburg wird eine besondere Puppentheateraufführung für Kinder geboten, zu der jüdische und türkische Musikerinnen und Musiker sowie die Kinderchöre der Oranienburger Synagoge und des türkischen Konservatoriums Berlin die Musik aufgenommen haben.

Das jüdische Puppentheater bubales ist auch für Erwachsene in einer politischen Comedyshow in den Hamburger Kammerspielen zu erleben, deren Logensaal ein Ort mit jüdischer Geschichte ist. Ein weiteres Highlight wird mit der Szenischen Lesung „Zuhause bei lda Dehmel“ im Dehmelhaus geboten, an der Barbara Nüsse vom Thalia Theater mitwirkt. Eine Hommage an die Tänzerin und Schauspielering Valeska Gert stellt die Produktion „Ich bin eine Hexe“ dar, das in The English Theatre auf die Bühne gebracht wird. Und im TONALi SAAL kommt die Heinrich-HeineCollage „Leben Sie wohl und hole Sie der Teufel“ zur Aufführung. Wer schließlich selbst aktiv werden möchte, ist zu einem Workshop „Israelische Volkstänze“ in die Aula der ehemaligen Talmud Tora-Schule eingeladen!

In der Sparte Musik ist an renommierten Spielstätten wie dem Rolf-Liebermann- Studio des NDR, dem Birdland und dem UWE, dem Ernst Barlach Haus und dem Goldbekhaus sowie in der Aula der ehemaligen Talmud Tora-Schule ein breites Spektrum an Konzerterlebnissen im Angebot: Jazz von „The lsReal Book“, Jewish Folk und Klezmer von Szene-Größen wie der Ginzburg Dynastie, ein Klezmer-Workshop mit anschließender Jam Session, israelische und Ladino-Musik von Marcia:Bloom, aber auch ein Liederabend mit Werken jüdischer Komponistinnen wie Ursula Mamlok und Georg Kreisler.

Das Literaturhaus Hamburg, die Hamburger Zentralbibliothek, das WarburgHaus und die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg bieten in der Sparte Literatur Buchvorstellungen und Lesungen vom Feinsten. Zu Gast sind Michel Bergmann und Barbara Honigmann, Rafael Cardoso stellt das Leben des Hugo Simon vor und Adriana Altaras gestaltet unter dem Titel ,,Besser allein als in schlechter Gesellschaft“ eine Weihnukka-Feier. In der Sparte Bildende Kunst lädt die Hamburger Kunsthalle zu einem interreligiösen Dialog ein, bei dem zwei Kunstwerke aus der Sammlung des Hauses im Mittelpunkt stehen. Hier treffen islamische, christliche und jüdische Perspektiven aufeinander.

Um Erinnerungskultur geht es schließlich am 9. November, wenn die Jüdische Gemeinde in Hamburg und die Stiftung Bornplatzsynagoge zu einer Erinnerungsveranstaltung zur Reichsprogromnacht auf den Joseph-Carlebach- Platz/Bornplatz einladen. Mit dem gemeinsamen Erleben jüdischer Kulturveranstaltungen möchten die Veranstalter und ihre zahlreichen Kooperationspartner ein Forum für Begegnungen schaffen und den Dialog zwischen nicht-jüdischen und jüdischen Menschen fördern. Durch diese Begegnungen wird ein besseres Kennenlernen möglich, wodurch Klischees und Vorurteile abgebaut werden, zur Stärkung eines konstruktiven und positiven Miteinanders mit gegenseitigem Respekt.

Jüdische Kulturtage

 

Dr. Carolin Vogel, Projektleiterin der HERMANN REEMTSMA STIFTUNG, sprach anschließend für den Hauptförderer der Jüdischen Kulturtage: ,,Die HERMANN REEMTSMA STIFTUNG fördert seit mehr als 20 Jahren jüdische Orte, Themen und Gemeinden in Nord- und Ostdeutschland. Die Jüdische Gemeinde in ihrer Heimatstadt Hamburg lag dem Stifter stets besonders am Herzen. So hat er die Herrichtung der ehemaligen Talmud Tara-Schule und die Rückkehr jüdischen Lebens ins Grindelviertel mit Freude und Zuversicht begleitet. Von dort aus geht nun die Einladung an alle Hamburger aus, jüdische Kultur besser kennenzulernen und mitzuerleben, einander zu begegnen und gemeinsam weiterzugehen. Die HERMANN REEMTSMA STIFTUNG freut sich sehr, als Hauptförderer 2023 diese ersten Jüdischen Kulturtage Hamburg mit zu ermöglichen. Wir danken allen Partnern und Mitwirkenden und sind gespannt auf die über 40 Veranstaltungen!“