Der Bundespräsident hat Barbara Hüsing das Bundesverdienstkreuz verliehen. Die Hamburgerin ist Mitbegründerin der Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm e. V. und engagierte sich viele Jahre bei der Aufarbeitung des Schicksals von 20 jüdischen Jungen und Mädchen, die von den Nationalsozialisten für pseudomedizinische Experimente missbraucht und am 20. April 1945 in der Schule am Bullenhuser Damm ermordet wurden. Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer überreichte die Auszeichnung am 4. März 2024 im Hamburger Rathaus.
Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer: „Barbara Hüsing hat sich über Jahrzehnte der Aufgabe verpflichtet, das Schicksal der Kinder vom Bullenhuser Damm ins Bewusstsein der Hamburgerinnen und Hamburger und weit über die Stadtgrenzen hinaus zu bringen. Sie hat die Erinnerungskultur zu ihrem Lebenswerk gemacht. Gerade in der heutigen Zeit, in der unsere Demokratie ins Wanken geraten ist, ist die Erinnerung an die Verbrechen der Nazis unerlässlich. Damit sich die Geschichte eben nicht wiederholt, damit niemand die Gräueltaten der Nazis relativiert und damit aus der Erinnerung an das Schreckliche die richtige Lehre für das Heute gezogen wird.“
Jahrelanges Engagement gegen das Vergessen Die Rechtsanwältin hatte in den 1970er-Jahren gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem inzwischen verstorbenen Journalisten Günther Schwarberg, das Verfolgungsschicksal der 20 ermordeten Kinder recherchiert. Dabei machten sie nicht nur die Namen der Kinder, sondern auch etliche der noch lebenden Angehörigen ausfindig. Im Jahre 1979 trafen sich auf ihre Veranlassung hin Angehörige erstmals zum Jahrestag des Todes der Kinder am Tatort der Schule am Bullenhuser Damm. Noch im selben Jahr gründeten die beiden mit den Angehörigen der ermordeten Kinder sowie mit ehemaligen Widerstandskämpfern, die im KZ Neuengamme die Kinder noch erlebt hatten, und weiteren Mitstreiterinnen und Mitstreitern die Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm e. V..
Gegen Widerstände wurde im Jahr 1980 im Keller des Gebäudes direkt am Tatort der Hinrichtungen eine kleine Gedenkstätte eröffnet und drei Jahre später im Garten der Schule ein Rosengarten eingeweiht, der auf sehr einfühlsame Weise auch ein individuelles Gedenken ermöglicht. Sukzessive erfolgte eine Erweiterung der Ausstellung. Im Jahr 1999 dann die Übernahme der Gedenkstätte in städtische Trägerschaft und im Jahre 2011 die Eröffnung einer neuen Dauerausstellung in ihrer heutigen Gestalt, in Kooperation und unter pädagogischer Betreuung der KZ-Gedenkstätte Neuengamme.
Barbara Hüsing war jahrelang ehrenamtliche Geschäftsführerin der Vereinigung und hat die Gedenkstätte maßgeblich mitentwickelt. Nicht zuletzt durch die enge Einbeziehung von Angehörigen der ermordeten Kinder und die Zusammenarbeit mit Schulen hat die Vereinigung Maßstäbe in der Erinnerungsarbeit gesetzt. Diese hat weit über Hamburg hinaus große Anerkennung gefunden und wirkt vorbildlich.
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