Friedenswettbewerb 2022/23

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Mit Beginn des neuen Schuljahrs, der Friedenswettbewerb „375 Jahre Westfälischer Friede“ unter der Schirmherrschaft von Bundespräsidenten a.D. Christian Wulff nun begonnen hat.

 

Anlässlich des Jubiläumsjahres „375 Jahre Westfälischer Friede“ veranstaltet die Katholische Friedensstiftung einen Friedenswettbewerb für Kinder und Erwachsene. Gesucht werden kreative digitale Beiträge rund um Themen wie Friedensfindung, Toleranz und Zusammenleben.

 

Ziel dieses fächerübergreifenden Wettbewerbs soll es sein, dass sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer überlegen, was der Westfälische Friede oder Frieden im Allgemeinen für sie persönlich bei zwischenmenschlichen Konflikten, in Europa oder in anderen Weltregionen für eine Bedeutung hat. Im Zuge dieses Friedenwettbewerbs sollen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen reflektieren, wie jede/jeder für sich und wie Zivilgesellschaft, Politik, Wissenschaft, Kunst oder Wirtschaft bei Konfliktlösungen zu einer friedlicheren und toleranten Gesellschaft beitragen können.

Da es uns ein besonderes Anliegen ist, ein möglichst breitgefächertes Teilnehmerfeld anzusprechen, um so die Vielfalt der Friedenserfahrungen bzw. -erwartungen aufzuzeigen, sind wir Ihnen sehr dankbar, wenn Sie den Friedenswettbewerb öffentlich machen würden.

 

 

 

„Das Anliegen des Friedenswettbewerbs ist, das Jubiläumsjahr ‚375 Jahre Westfälischer Friede‘ zu nutzen, um aus der Vergangenheit für heute zu lernen und dabei sichtbar zu machen, wie wichtig und brüchig die Bewahrung und Schaffung von Frieden ist. Der Westfälische Friede hat auch für Europa heute noch Bedeutung!”, heißt es von der Katholischen Friedensstiftung zum Wettbewerb. Kooperationspartner sind unter anderem die Städte Münster und Osnabrück, das Erzbistum Hamburg, die Evangelische Kirche in Deutschland und die Jüdische Gemeinde Hamburg. Schirmherr ist Bundespräsident a.D. Christian Wulff.

Jubiläum 2023

Anlass für den Wettbewerb ist, dass sich 2023 der Friedensschluss, der 1648 in den Rathäusern von Münster und Osnabrück besiegelt wurde, zum 375. Mal jährt. Der Westfälische Friede, der den Dreißigjährigen Krieg beendete, gilt rund um die Welt als bleibendes Beispiel dafür, dass lange und gewaltsame Konflikte am Verhandlungstisch gelöst werden können. 

Einsendeschluss für den Friedenswettbewerb ist der 1. Februar 2023. Es winken zahlreiche Preise, darunter Klassenfahrten und Ausflüge nach Münster und Osnabrück.

Weitere Informationen: https://www.friedenswettbewerb.org

 

 

Interview mit Bundespräsidenten a.D. Christian Wulff 

zum Start des Friedenswettbewerbs August 2022

 

Bundespräsidenten a.D. Christian Wulff | Foto: © Armin Levy

 

Interviewer: Jetzt im August 2022 startet ja erstmalig der Friedenswettbewerb unter Ihrer Schirmherrschaft, Herr Wulff – wie kamen Sie auf die Idee? 

Wulff: Als Ministerpräsident und als Bundespräsident war ich immer wieder total begeistert von jungen Menschen, die sich mit Themen einzeln oder in Gruppen intensiv auseinandersetzten. Deren Arbeiten waren oft sehr tiefgründig und zugleich kreativ. 2023 jährt sich nun der Westfälische Frieden zum 375. Mal. Der Überfall auf die Ukraine zeigt uns, wie gefährdet der Frieden immer noch ist. Deshalb sollte nach Wegen zum Frieden stets gesucht werden. Die Katholische Friedensstiftung in Hamburg war begeistert und hat die Organisation übernommen. Die Städte Osnabrück und Münster, die Evangelische Kirche Deutschland, das Islamkolleg Deutschland, jüdische Gemeinden – viele machen mit – jeder ist herzlich eingeladen und willkommen. Frieden ist die Basis lebenswerter Existenz. Er bedarf des Einsatzes jeder Demokratin und jedes Demokraten. Ein Wettbewerb motiviert Menschen aller Altersgruppen über den Wert und die Bedeutung von Frieden intensiv nachzudenken. 

 

Interviewer: Wer kann alles mitmachen? 

Wulff: Alle dürfen – und sollen bitte – mitmachen. Der Friedenswettbewerb ist altersoffen: Grundsätzlich von Kindergarten, über alle Schulformen, Studierende, Auszubildende, Familien, Senioreneinrichtungen – wir möchten möglichst viele Menschen erreichen. Sich in der heutigen Zeit mit dem elementaren Thema Frieden zu beschäftigen – Frieden in uns selber, in den Gemeinschaften, zwischen den Gläubigen aller Religionen ist wichtig und richtig. 

 

Interviewer: Sie sprachen von verschiedenen Religionen. Das war damals, vor 375 Jahren bei dem Westfälischen Frieden, der ja Anlass dieses Friedenswettbewerbs ist, noch mit Ursache des Konfliktes. Wie sehen Sie das heute, bei den aktuellen Herausforderungen hier in Deutschland? Und wie ist da der Friedenswettbewerb aufgestellt? 

Wulff: In Deutschland, in Europa und weltweit trägt Vielfalt zur Bereicherung unserer Gesellschaft bei. Dazu gehören auch die verschiedenen religiösen Ausrichtungen. Der Friedenswettbewerb ist multikonfessionell: Er wird ausgerichtet von der Katholischen Friedensstiftung in Kooperation mit der Evangelischen Kirche, dem Islamkolleg, Islamischen Gemeinschaften, jüdischen Gemeinden sowie Buddhisten. Alle sind herzlich eingeladen. Sobald wir aufeinander zugehen, ein Verständnis füreinander entwickeln, legen wir Ängste ab und bauen Wissen auf – das hilft für ein besseres Miteinander. 

 

Interviewer: Der Westfälische Friede wird nicht allen sofort etwas sagen. Warum ist er historisch und politisch wichtig? 

Wulff: Der Westfälische Friede kann uns in verschiednerer Hinsicht als Vorbild dienen. „Pax sit christiana, universalis et perpetua“ – „Es soll ein christlicher, allgemeiner und fortdauernder Friede sein“, so lautet der erste Artikel der Friedensverträge von Münster und Osnabrück. Der Westfälische Friede hat erstmalig für alle Streitparteien verbindliche Rechtsnormen geschaffen. Das war die Geburtsstunde für europäisches Völkerrecht. Der Beginn des Multilateralismus. Er ist auch Vorbild für alle späteren Friedenskonferenzen, da er dem Prinzip der Gleichberechtigung der Staaten, unabhängig von ihrer tatsächlichen Macht, zur Durchsetzung verhalf. 

 

Interviewer: Welchen Ausgangspunkt gab es für den Wettbewerb? 

Wulff: Der Ausgangspunkt war das Jubiläum 375 Jahre Westfälischer Friede. Dass das Thema aktueller und wichtiger denn je ist, zeigt der Krieg in der Ukraine oder auch die Spannungen zwischen China und Taiwan. 

 

Interviewer: Warum bilingual? 

Wulff: Frieden entsteht durch Sprache. Wir setzen damit ein Zeichen für Verständigung und für Weltoffenheit. Wir wollten die Chance eröffnen, dass auch internationale Schulen und Schulen im Ausland mitmachen. Das ist ein grenzübergreifender und integrativer Ansatz. Wir haben schon Anfragen aus dem fremdsprachigen Raum, was uns sehr freut. Es ist der allererste bilinguale Wettbewerb in diesem Format. 

 

Interviewer: Welche Preise erwarten die GewinnerInnen? 

Wulff: Es werden Erlebnispreise sein, um die Originalschauplätze zu besuchen. Auch werden beispielsweise Kurse in gewaltfreier Kommunikation darunter sein. Wir bilden damit Friedensbotschafter aus, die Teilnehmenden werden so zu Multiplikatoren für ein friedliches Zusammenleben. 

 

Interviewer: Wer sitzt in der Jury? 

Wulff: Die Jury ist breit aufgestellt und erstreckt sich über die Bereiche der Theologie, die Islamwissenschaft bis hin zu Pädagogik (einzusehen auf Die Menschen in der Jury – Friedenswettbewerb). 

 

Interviewer: Unsere Generation ist sozusagen friedensverwöhnt. Wir leben in Deutschland seit über 77 Jahren in Frieden. Was bedeutet für Sie persönlich Frieden? 

Wulff: Ich wurde 1959 geboren und erlebe seitdem ein Leben in Frieden und Freiheit. Bisher 63 Jahre lang. Was für ein anderes Leben hatte jemand, der 1896 geboren wurde und 1959 63 Jahre alt war? Er mußte mit 18 bis 22 und 43 bis 49 Jahren zwei Weltkriege er-und überleben. Frieden ist die Basis für ein – physisch wie seelisch – glückliches freies Leben. Meine Generation ist noch durch die Eltern und die Kriegserfahrungen ihrer Eltern geprägt. Für meine Generation ist der Krieg nicht so weit weg gewesen. Es ist ein exzeptionelles Gut, eine so lang andauernde Friedenszeit in Europa erlebt zu haben. Dieses Gut müssen wir weiter erhalten. Ehemalige Feinde haben sich nach dem Zweiten Weltkrieg die Hand gegeben und waren überzeugt von „Nie wieder Krieg“. Um diese Überzeugung aufrecht zu erhalten, braucht es den Einsatz von uns allen fortwährend. 

 

© Friedenswettbewerb

 

 

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