Jüdische ehemalige Bürgerinnen und Bürger zu Besuch in Hamburg

Gruppenfoto auf Treppe
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47 jüdische ehemalige Bürgerinnen und Bürger Hamburgs und ihre Nachkommen haben vom 2. bis 9. Juni die Hansestadt besucht. Sie folgten der Einladung des Senats, der im Rahmen seines Besuchsprogramms jedes Jahr ehemalige Hamburgerinnen und Hamburger, die zwischen 1933 und 1945 emigrierten oder die Konzentrationslager überlebten, sowie deren Kinder und Enkel einlädt. Mit dem Programm möchte der Senat den Teilnehmenden die Möglichkeit bieten, die Stadt zu besuchen, in der sie oder ihre Vorfahren zu Hause waren.

Es ist ein wichtiges Element der Hamburger Erinnerungskultur und ermöglicht Dialog und Begegnungen. Nach einer vierjährigen Corona-bedingten Pause war dies der erste Besuch seit 2019. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, von denen der älteste einundneunzig Jahre alt und der Jüngste neun Jahre alt ist, reisten aus Israel, Australien, den USA, Brasilien, Portugal, Argentinien, Großbritannien und der Schweiz nach Hamburg. Organisiert wurde das Besuchsprogramm erstmals von der Behörde für Kultur und Medien.

„Es ist eine große Ehre für Hamburg, dass so viele jüdische ehemalige Bürgerinnen und Bürger und ihre Nachfahren in die Hansestadt gekommen sind. Viele haben weite Reisen auf sich genommen, um die Stadt zu besuchen, die Teil ihrer Familiengeschichte und oft mit schmerzhaften oder traumatischen Erinnerungen verbunden ist. Die Begegnungen mit ihnen haben mich sehr bewegt. Es sind diese Gespräche und individuellen Familiengeschichten, die immer wieder deutlich machen, welches unvorstellbare Leid die Familien auch hier in Hamburg erlebt haben und warum wir das nie vergessen dürfen. Mit dem Besuchsprogramm wollen wir den Dialog fördern, das Gedenken lebendig halten und die Grundlage dafür legen, dass wir ‚Nie wieder‘ täglich neu mit Leben füllen.“, so Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Besuchsprogramms verbrachten eine Woche in Hamburg. Neben einem Empfang im Rathaus mit Kultur- und Mediensenator Carsten Brosda stand das Kennenlernen der Stadt, der Besuch von Erinnerungs- und Gedenkorten sowie von Orten jüdischer Gegenwart auf dem Programm. Ein zentraler Bestandteil des Besuchsprogramms ist außerdem ein Begegnungsabend mit Schülerinnen und Schülern aus Hamburger Schulen, um einen Dialog zwischen den Generationen zu ermöglichen. Dieser fand zu Beginn des Besuchsprogramms mit Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Johanneum statt.

Am 25. Oktober 1965, dem 24. Jahrestag der ersten Deportation jüdischer Bürgerinnen und Bürger aus Hamburg, präsentierte der Senat das erste Buch zur Erinnerung an die Opfer des Nazi-Terrors der Stadt Hamburg. Dieses Buch sollte nicht nur an die Ermordeten erinnern, sondern auch die Verbundenheit der Stadt mit den Überlebenden manifestieren. Um das zu erreichen, schaltete der damalige Bürgermeister Dr. Herbert Weichmann Anzeigen in jüdischen deutschsprachigen Publikationen in Israel, Lateinamerika und den USA, um einen Kontakt zwischen der Senatskanzlei und den verfolgten ehemaligen Bürgerinnen und Bürgern Hamburgs herzustellen.

Aufgrund des wachsenden Interesses derer, die ihre Heimatstadt wiedersehen wollten, startete der Senat ein Besuchsprogramm für jüdische ehemalige Bürgerinnen und Bürger, die zwischen 1933 und 1945 emigrierten, und lud sie nach Hamburg ein. Von 1966 bis 1971 wurden individuelle Einladungen vom Bürgermeister ausgesprochen. Ab 1972 wurden Gruppen eingeladen. Seitdem haben viele jüdische ehemalige Bürgerinnen und Bürger ihre Heimatstadt Hamburg besucht.

Im Jahr 2010 ebnete die Hamburgische Bürgerschaft den Weg für einen breiteren Ansatz, wodurch in Zukunft auch Angehörige der zweiten Generation, das heißt die Kinder jüdischer ehemaliger Bürgerinnen und Bürger, eingeladen werden können. Die Öffnung des Programms für die zweite Generation führte dazu, dass zunehmend Familiengruppen, die mehrere Generationen umfassten, am Besuchsprogramm teilnahmen und die gemeinsame Erfahrung machten, Orte aus der Vergangenheit ihrer Eltern zu besuchen.

Bild: © Behörde für Kultur und Medien