Raawi liest: Masha Gessen – Leben im Exil

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Migration ist eines der bestimmenden Themen unserer Zeit. Kein Tag vergeht, an dem im Fernsehen oder in den sozialen Medien nicht über Flüchtlinge, Fluchtursachen oder Flüchtlingshilfe diskutiert würde. Häufig gerät dabei in den Hintergrund, welche Konsequenzen Begriffe und Ausdrucksweisen haben. Zu oft bringt schon unsere Sprache die Betroffenen zum Schweigen, etwa wenn aus Menschen »Asylanten«, »Fremde« oder in den Worten von US-Präsident Trump: »Illegale« werden.

In dem Versuch, jenen, die ihre »Sprache verloren« haben (Hannah Arendt), eine Stimme zu leihen, erzählt Masha Gessen Geschichten der Migration. Gessen berichtet von Menschenrechtsaktivisten aus Russland, Homosexuellen aus dem Iran – und aus der eigenen Familiengeschichte. Die Porträts fügen sich zu einem beeindruckenden Plädoyer für die menschliche Würde.

Raawi findet: Empfehlenswert!

Drei Aufsätze in denen sich Masha Gessen intensiv und leidenschaftlich mit dem Thema Migration auseinandersetzt. Alle drei Aufsätze zeichnen sich durch eine unterschiedliche Qualität aus. Im Stil eines Notizbuches geschrieben nennt Masha Gessen den Verlust seiner Heimat  „eine unheilbare, chronische Krankheit“.

Gessen wirkt dort am  überzeugendsten , wo sie ihre eigenen Wege, ihre Familie und ihre queere Gender-Identität jenseits von weiblich und männlich thematisiert. „Geschichten eines Lebens“, der dritte  Aufsatz handelt davon. Darin erklärt sie die persönlichen Motivationen für ihr Denken und Handeln, für ihr Engagement in der LGBT-Bewegung und die wechselnden Entscheidungen als Inhaberin beider Staatsbürgerschaften in Russland oder in den USA zu leben. Dadurch kann Gessen aufschlussreiche Einblicke in ihre persönliche Entwicklung geben.

 

edition suhrkamp 2743, Taschenbuch, 98 Seiten
ISBN: 978-3-518-12743-8