Nach über 80 Jahren: Tora-Krone der Bornplatzsynagoge ist zu Hause angekommen

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Am 09. November 1938 begann die Welt ein Stück weit Feuer zu fangen. Synagogen und Geschäfte brannten. Dennoch hat etwas diese furchtbare Nacht überlebt. Nach über 80 Jahren kehrte die von Nazis gestohlene Tora-Krone der Bornplatzsynagoge heute  erstmals an ihren rechtmäßigen Platz zurück. Gleichzeitig nahm die Kampagne „Nein zu Antisemitismus. Ja zur Bornplatzsynagoge.“ ihren Auftakt.

 

Eröffnet wurde die Veranstaltung auf dem Joseph-Carlebach-Platz von der Sopranistin Annika Mendrala und dem Kantor Christopher Bender mit einer Interpretation vom Kaddisch von Maurice Ravel. Nach einer emotionalen Einführung in die Veranstaltung durch die Moderatorin Jana Werner ergriff der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Hamburg, Philipp Stricharz, das Wort: „Lassen Sie uns gemeinsam zeigen, dass die Hamburger nicht nur eine Studie wollen, sondern ganz konkret die Rückkehr des Judentums auf den Bornplatz durch den Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge.“ Sein Dank ging an die Initiatoren der Kampagne „Nein zu Antisemitismus. Ja zur Bornplatzsynagoge.“

 

Auch Hamburgs zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank ließ es sich nicht nehmen, an der Veranstaltung teilzunehmen. Mit Betroffenheit erinnerte sie den 09. November 1938: „ Es ist der Tag, an dem die meisten Hamburger schwiegen. Aus Angst. Aus Feigheit. Aus Gleichgültigkeit. […] Dafür schäme ich mich. Und dafür möchte ich mich auch im Namen der Stadt hier und heute entschuldigen.“

 

 

 

 

1933 galt die jüdische Gemeinde in Hamburg als größte jüdische Gemeinde in Norddeutschland. Derzeit leben rund 5000 Juden in Hamburg – der Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge würde somit auch für das Aufblühen des jüdischen Lebens im Grindelviertel stehen. Derzeit befindet sich dort die Joseph-Carlebach- Schule, welche in diesem Jahr zum ersten Mal seit dem zweiten Weltkrieg eine Abiturklasse verabschiedet hat.

 

Aber nicht nur der Ort der Bornplatzsynagoge hat eine Geschichte zu erzählen, sondern auch die Tora-Krone der Bornplatzsynagoge. Diese wurde von Yared Dibaba eindrucksvoll erzählt und erfüllte den Platz mit einem gewissen Gänsehautgefühl. Und wer bis dahin noch nicht verstanden hatte, wie wichtig diese Rückkehr und auch der Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge für die Jüdische Gemeinde Hamburg ist, der verstanden es spätestens in dem Moment, an dem Rabbiner Shmuel Havlin „El Male Rachamim“ anstimmte und die Tora-Krone durch die Schülerin Eve zum Podest und somit nach Hause getragen wurde.

 

Den Abschluss der Veranstaltung gestaltete die Rede des Initiators der Kampagne „Nein zu Antisemitismus. Ja zur Bornplatzsynagoge.“, Daniel Sheffer: „Wir alle hier gemeinsam machen den Hamburgern und Hamburgerinnen ein Angebot. [..] Erhebt Euch, gebt dieser Kampagne Eure Stimme: www.Bornplatzsynagoge.org. Auf Instagram und Facebook laden wir ein und setzen ein Zeichen. Hörbar und sichtbar in Hamburg und über Hamburgs Stadtgrenzen hinaus. Diese weltoffene Stadt sagt NEIN zu Antisemitismus und JA zur Bornplatzsynagoge.“ 

 

Die Initiative Wiederaufbau Bornplatzsynagoge ist eine Non-Profit-Organisation. Sie organisiert sich durch private Spenden und die freiwillige Arbeit der Initiatorinnen und Initiatoren. Bis zum 27. Januar 2021, dem Holocaust – Gedenktag wollen die InitiatorInnen 100.000 UnterstützerInnen in Hamburg gewinnen, die mit ihrer Zustimmung ein Zeichen gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben in Hamburg setzen. Raawi – Jüdisches Magazin unterstützt dieses Vorhaben und freut sich auf Ihre Stimme für die Bornplatzsynagoge.

 

 

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Fotos: © Armin Levy | Raawi Jüdisches Magazin